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Blut - Skeleton Crew

Blut - Skeleton Crew

Titel: Blut - Skeleton Crew Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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glasig und stumpf. Ihre Schnurrhaare bewegten sich nicht. Als er zur Rückseite des Portals ging, bot sich Carune ein erstaunlicher Anblick; er hatte den Bleistift im Querschnitt gesehen, jetzt sah er die Maus. Er sah die Wirbelsäule des winzigen Rückgrats, die unvermittelt in runden weißen Kreisen aufhörte, er sah das Blut durch die Adern fließen; er sah, wie sich das Gewebe sanft in den Gezeiten um das winzige Herz herum hob und senkte. Wenn er sonst schon keinen praktischen Nutzen hatte, dachte Carune (und schrieb später in seinem Artikel in Popular Mechanics darüber), könnte der Jaunt ein hervorragendes Werkzeug der Diagnostik werden.
    Dann bemerkte er, dass die Gezeitenbewegung des Muskelgewebes aufgehört hatte. Die Maus war tot.
    Carune zog die Maus an der Schnauze heraus, ein Gefühl, das ihm gar nicht gefiel, und warf sie zu ihren Gefährten in die Papiertüte. Genug mit den weißen Mäusen, beschloss er. Die Mäuse sterben. Sie sterben, wenn man sie ganz durchschiebt, und sie sterben, wenn man sie Kopf voran halb durchschiebt. Schiebt man sie mit dem Hintern zuerst halb durch, bleiben sie am Leben.
    Verdammt, was hat das zu bedeuten?
    Sinneswahrnehmung, dachte er fast beiläufig. Wenn sie durchgehen, sehen sie etwas – hören etwas – spüren etwas  – Herrgott, riechen vielleicht sogar etwas – das sie buchstäblich umbringt. Was?
    Er hatte keine Ahnung – aber er würde es herausfinden.
    Carune hatte immer noch fast vierzig Minuten, bis COMLINK ihm die Datenbase unter dem Hintern wegzog. Er schraubte das Thermometer an der Wand neben der Küchentür ab, lief damit zur Scheune zurück und schob es durch das Portal. Das Thermometer verschwand mit 29 Grad Celsius und kam mit 29 Grad Celsius wieder heraus. Er kramte im Gästezimmer, wo er ein paar Spielsachen für seine Enkelkinder aufbewahrte; darunter fand er eine Packung Luftballons. Er blies einen auf, band ihn zu und schubste ihn durch das Portal. Der Ballon kam intakt und unversehrt heraus – ein erster Schritt hin zur Antwort auf die Frage, ob ein plötzlicher Druckverlust stattfand, was er in Gedanken bereits als »Jaunt-Vorgang« betrachtete.
    Als ihm noch fünf Minuten bis zur Geisterstunde blieben, lief er ins Haus, nahm sein Goldfischglas (in dem Percy und Patrick mit den Schwanzflossen schlugen und aufgeregt hin und her schossen) und lief damit zurück. Er schob das Goldfischglas durch Portal eins.
    Er hastete zu Portal zwei, wo sein Goldfischglas auf der Kiste stand. Patrick trieb mit dem Bauch nach oben; Percy schwamm wie benommen unten im Glas herum. Einen Augenblick später trieb auch er mit dem Bauch nach oben. Carune griff nach dem Goldfischglas, als Percy schwach mit der Schwanzflosse zuckte und sein benommenes Schwimmen wieder aufnahm. Er schien die wie auch immer gearteten Folgen langsam abzuschütteln, und als Carune an diesem Abend um neun von Mosconis Tierklinik zurückkehrte, schien Percy so munter wie eh und je zu sein.
    Patrick war tot.
    Carune gab Percy eine doppelte Ration Fischfutter und ließ Patrick ein Ehrenbegräbnis im Garten zuteilwerden.
    Nachdem der Computer abgeschaltet worden war, beschloss Carune, per Anhalter zu Mosconi zu fahren. Angeblich soll er an diesem Nachmittag um Viertel vor vier in Jeans und einer grellen karierten Windjacke, ausgestrecktem Daumen und einer Papiertüte in der Hand an der Böschung der Route 26 gesehen worden sein.
    Schließlich hielt ein Junge an, der eine Chevette fuhr, die nicht größer als eine Sardinenbüchse war, und Carune stieg ein. »Was haben Sie da in der Tüte, Mann?«
    »Paar tote Mäuse«, sagte Carune. Schließlich hielt ein anderes Auto. Als der Farmer am Lenkrad sich nach der Tüte erkundigte, sagte Carune ihm, es wären Sandwiches darin.
    Mosconi sezierte sofort eine Maus und versprach, die anderen später zu sezieren und Carune die Ergebnisse am Telefon durchzugeben. Das erste Resultat war nicht sehr ermutigend; soweit Mosconi beurteilen konnte, war die Maus, die er aufgeschnitten hatte, kerngesund, bis auf die Tatsache, dass sie tot war.
    Deprimierend.
     
    »Victor Carune war ein Exzentriker – aber er war kein Narr«, sagte Mark. Die Jaunt-Stewardessen kamen jetzt näher, und er dachte, dass er sich beeilen musste … sonst würde er seine Geschichte im Aufwachraum in Whitehead City zu Ende bringen müssen. »Als er an diesem Abend wieder per Anhalter nach Hause zurückfuhr – wobei er den größten Teil des Wegs laufen musste, wird berichtet

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