Blut - Skeleton Crew
Driscoll!«, rief Rocky. »Ich und Bobby Driscoll sind zusammen zur Schule gegangen! Wir haben einen draufgemacht! Aber hallo!«
Er bog ruckartig ein, und die Scheinwerfer beleuchteten die offene Tür der Werkstatt. Er ließ die Kupplung schnalzen und brauste darauf zu. Ein Mann mit hängenden Schultern im grünen Arbeitsanzug kam heraus gerannt und machte hektische Stop-Gebärden.
»Dassis Bob!«, rief Rocky enthusiastisch. »Hallooooo, Schweißsocke!«
Sie rammten die Werkstattmauer. Der Chrysler bekam wieder einen epileptischen Anfall, diesmal grand mal. Eine kleine gelbe Flamme schoss aus dem Auspuffrohr, gefolgt von einer blauen Rauchwolke. Das Auto ging dankbar aus. Leo wurde nach vorn geschleudert und verschüttete noch mehr Bier. Rocky ließ den Motor wieder an und setzte zu einem zweiten Versuch zurück.
Bob Driscoll lief näher, und ein Schwall der blumigsten Schimpfwörter drang ihm aus dem Mund.
Er fuchtelte mit den Armen. »… zum Teufel, macht ihr denn da, verdammte Arschlö…«
»Bobby!«, brüllte Rocky in fast orgiastischem Entzücken. »He, Schweißsocke! Was sachste, Kumpel?«
Bob spähte durch Rockys Fenster. Er hatte ein verkniffenes, müdes Gesicht, das weitgehend im Schatten seiner Schirmmütze lag. »Wer nennt mich Schweißsocke?«
»Ich!«, schrie Rocky förmlich. »Ich, du alter Linkswichser! Dein alter Kumpel!«
»Wer, zum Teufel …«
»Johnny Rockwell! Bist du auch noch blind, nicht nur vertrottelt?«
Argwöhnisch: »Rocky?«
»Logisch, Arschloch!«
»Lieber Himmel.« Langsam und widerwillig breitete sich ein freudiges Grinsen auf Bobs Gesicht aus. »Ich hab dich seit dem … nun … seit dem Catamounts-Spiel nicht mehr gesehen …«
»Puuh! War das nicht ’n Knaller?« Rocky schlug sich auf den Schenkel, Iron City spritzte in die Höhe. Leo rülpste.
»Na logisch. Das einzige Mal, dass wir in unserer Liga gewonnen haben. Aber zur Meisterschaft hat’s scheinbar schon damals nicht gereicht. Hör mal, du bist ganz schön in meine Mauer reingerast, Rocky. Du …«
»Ja, immer noch die alte Schweißsocke. Ganz der Alte. Hast dich kein bisschen verändert.« Etwas verspätet sah Rocky unter den Schirm von Bobs Baseballmütze und hoffte, dass das stimmte. Es schien jedoch, als wäre Schweißsocke in der Zwischenzeit teilweise oder völlig kahl geworden. »Herrgott! Ist das nichts, dich einfach so wiederzusehen! Hast du Marcy Drew schließlich doch geheiratet?«
»Teufel, ja. Schon ’70. Wo warst du?«
»Wahrscheinlich im Kittchen. Hör mal, A-lo, kannst du bei diesem Baby Inspektion machen?«
Wieder argwöhnisch. »Meinst du dein Auto?«
Rocky kicherte. »Nein, meine alte Schweinshaxe! Logisch, mein Auto! Kannste?«
Bob machte den Mund auf, um nein zu sagen.
»Das ist übrigens ein alter Freund von mir. Leo Edwards. Leo, willste ’n einzigen Baseballspieler von Crescent High kennenlernen, der vier Jahre lang seine Schweißsocken nicht gewechselt hat.«
»Ismirnvergnügen«, sagte Leo pflichtschuldig wie seine Mutter ihm bei einer der seltenen Gelegenheiten, wo sie nüchtern gewesen war, beigebracht hatte.
Rocky kicherte. »Willst ’n Bier, Schweißi?«
Bob machte den Mund auf, um nein zu sagen.
»Hier ist der kleine Muntermacher!«, rief Rocky. Er riss den Verschluss auf. Das Bier, vom Zusammenstoß mit der Mauer von Bob Driscolls Werkstatt durchgeschüttelt, schäumte heraus und über Rockys Hand. Rocky drückte Bob die Dose in die Hand. Bob schlürfte rasch, damit seine Hand nicht auch überflutet wurde.
»Rocky, wir schließen um …«
»Moment, Moment, lass mich zurückstoßen. Ich hab was Irres hier.«
Rocky schaltete in den Rückwärtsgang, ließ die Kupplung schnalzen, streifte eine Zapfsäule und fuhr den Chrysler dann ruckartig in die Werkstatt. Er sprang im Nullkommanichts heraus und schüttelte Bobs freie Hand wie ein Politiker. Bob sah benommen drein. Leo saß im Auto und griff nach einer neuen Bierdose. Außerdem furzte er. Wenn er viel Bier trank, musste er immer furzen.
»He!«, sagte Rocky, der um einen Haufen rostiger Radkappen stolperte. »Erinnerst du dich an Diana Rucklehouse?«
»Klar doch«, sagte Bob. Er grinste unwillkürlich. »Das war die mit den …« Er wölbte die Hände vor der Brust.
Rocky brüllte. »Das isse! Genau, A-lo. Ist sie noch in der Stadt?«
»Ich glaube, sie ist weggezogen nach …«
»Passt«, sagte Rocky. »Die nich am Ort bleim ziehn immer weg. Du kannst mir den Aufkleber auf die Karre machen, oder
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