Blut - Skeleton Crew
Miss Ordway erhielt Eierpunsch, den er mit Belladonna gewürzt hatte.
Einen Block weiter schlug eine Tür zu. Mr. Webber, der den weiten Weg zur Innenstadt zurücklegen musste, öffnete die Holztür seiner Garage, schwenkte die Aktentasche in der Hand und ging hinein. Der Milchmann wartete auf das knatternde Motorengeräusch des kleinen Saab und lächelte, als er es hörte Abwechslung ist die Würze des Lebens, hatte Spikes Mutter – Gott hab sie selig! – immer gesagt, aber wir sind Iren, und die Iren essen nun mal am liebsten Kartoffeln. Halte dich stets an alte Gewohnheiten, Spike, dann wirst du glücklich sein. Und das stimmte genau, fand er, während er in seinem hübschen beigen Lieferwagen die Straße des Lebens entlangrollte.
Nur noch drei Häuser.
Bei den Kincaids fand er einen Zettel, auf dem stand: »Heute nichts, danke«, und hinterließ eine verschlossene Milchflasche, die leer aussah, aber ein tödliches Zyanidgas enthielt. Den Walkers lieferte er zwei Liter Milch und einen halben Liter Schlagsahne.
Als er zu den Mertons am Ende des Blocks kam, fielen helle Sonnenstrahlen durch die Bäume und sprenkelten die verblassten Kreidequadrate des Hüpfspiels auf dem Gehweg neben dem Hof der Mertons.
Spike bückte sich, hob einen Kieselstein auf, der verdammt gut für das Hüpfspiel geeignet schien, auf einer Seite flach, und warf ihn. Der Stein landete auf einer Kreidelinie. Spike schüttelte den Kopf, grinste und ging pfeifend auf das Haus zu.
Die leichte Brise wehte ihm den Geruch von Wäschereiseife zu, und er musste wieder an Rocky denken. Er war inzwischen sicherer denn je, dass er Rocky sehen würde. Heute Nacht.
Hier war der Zettel in den Zeitungskasten der Mertons gesteckt:
Nichts mehr.
Spike öffnete die Tür und trat ein.
Das Haus war kalt wie eine Gruft und unmöbliert. Völlig kahl und leer war es. Sogar der Küchenherd war fort, ein helleres Quadrat auf dem Linoleum verriet die Stelle, wo er gestanden hatte.
Im Wohnzimmer war die Tapete bis auf den allerletzten Rest von den Wänden entfernt worden. Der Schirm der Deckenlampe war verschwunden. Die Glühbirne war durchgebrannt. Ein riesiger Blutfleck besudelte einen Teil der Wand. Sah aus wie der Tintenklecks eines Psychiaters. In der Mitte war ein Krater in den Verputz geschlagen worden. Ein mattes Haarbüschel klebte in diesem Krater, und ein paar Knochensplitter.
Der Milchmann nickte, ging hinaus und blieb einen Augenblick auf der Veranda stehen. Es würde ein schöner Tag werden. Der Himmel war schon blauer als Babyaugen und mit harmlosen Schönwetterwölkchen gesprenkelt … mit »Engeln«, wie Baseballspieler sie nennen.
Er zog den Zettel aus dem Zeitungskasten und zerknüllte ihn zu einem Ball. Er steckte ihn in die linke Vordertasche seiner weißen Milchmannshose.
Er ging zu seinem Lieferwagen zurück und kickte den Kiesel vom Hüpfspiel in den Rinnstein. Der Milchwagen ratterte um die Ecke und verschwand.
Der Tag wurde heller.
Ein Junge kam aus einem Haus gerannt, grinste zum Himmel hinauf und holte die Milch herein.
Große Räder: Eine Geschichte aus dem Wäschereigeschäft (Milchmann 2)
Rocky und Leo, beide betrunken wie die letzten Herren der Schöpfung, fuhren langsam die Culver Street und dann die Balfour Avenue Richtung Crescent entlang. Sie saßen in Rockys 1957er Chrysler. Zwischen ihnen, auf der monströsen Wölbung der Getriebegehäuseverkleidung des Chrysler stand ein Kasten Iron-City-Bier. Es war ihr zweiter Kasten an diesem Abend – genau genommen hatte der Abend um vier Uhr nachmittags begonnen, als in der Wäscherei Feierabend gewesen war.
»Scheiß auf eine Schindel!«, sagte Rocky und hielt vor dem roten Blinklicht über der Kreuzung Balfour Avenue und Highway 99. Er sah weder rechts noch links nach Verkehr, aber warf einen verstohlenen Blick zurück. Eine halbvolle Dose I.C. mit dem bunten aufgedruckten Bild von Terry Bradshaw war zwischen seine Oberschenkel geklemmt. Er nahm einen Schluck, dann bog er nach links auf den Highway 99 ab. Das Universalgetriebe gab ein lautes Grunzen von sich, als sie knatternd im zweiten Gang anfuhren. Der erste Gang des Chrysler hatte schon vor etwa zwei Monaten den Geist aufgegeben.
»Gib mir eine Schindel, dann scheiß ich darauf«, sagte Leo liebenswürdig.
»Wie spät ist es?«
Leo hielt die Uhr hoch, bis sie fast die Spitze seiner Zigarette berührte, dann paffte er wie verrückt, bis er ablesen konnte. »Fast acht.«
»Scheiß auf eine Schindel!« Sie fuhren
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