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Blut - Skeleton Crew

Blut - Skeleton Crew

Titel: Blut - Skeleton Crew Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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der auf die Tasten drücken könnte.«
    Sie sahen ihn in der Dunkelheit an, die Gesichter, verschwommene weiße Flecken in der Dunkelheit, schweigend und rückten ein bisschen näher zusammen. Die Frau des Schriftstellers hatte eine Hand des Schriftstellers fest mit beiden Händen umklammert.
    »Ich kam mir losgelöst von mir selbst vor. Unwirklich. Wahrscheinlich geht es jedem so, wenn er mit dem Unerklärlichen konfrontiert wird. Ich ging langsam auf die Schreibmaschine zu. Das Herz schlug mir rasend bis zum Hals, aber mein Verstand arbeitete ruhig … sogar eiskalt.
    Klack! Wieder ein Anschlag. Diesmal sah ich es – die Taste war in der dritten Reihe von oben, auf der linken Seite.
    Ich ließ mich ganz langsam auf die Knie nieder, und dann schienen meine Beinmuskeln nachzugeben und ich sauste den Rest des Weges hinunter bis ich vor der Schreibmaschine saß und mein schmutziger Mantel Marke London Fog um mich herum ausgebreitet lag wie der Rock eines Mädchens, das seinen tiefsten Hofknicks macht. Die Schreibmaschine klackte noch zweimal schnell, dann folgte eine Pause, und dann klackte sie wieder. Jedes Klack erzeugte dasselbe hässliche, tonlose Echo wie meine Schritte auf dem Boden.
    Der Tapetenfetzen war so in die Maschine eingespannt, dass die Seite mit dem eingetrockneten Kleister nach vorn zeigte. Die Buchstaben waren holperig, aber ich konnte sie lesen. rackn. Dann klackte es wieder, und das Wort lautete rackne.
    Dann …« Er räusperte sich und grinste verlegen. »Sogar nach so vielen Jahren ist dieser Teil schwer zu erzählen … schwer einfach draufloszusprechen. Okay. Die nackte Tatsache, ohne Verbrämung, ist folgende: Ich sah eine Hand aus der Schreibmaschine herauskommen. Eine unvorstellbar kleine Hand. Sie kam zwischen den Buchstaben B und N in der untersten Reihe hervor, ballte sich zur Faust und schlug auf die Leertaste. Die Maschine sprang einen Anschlag weiter – sehr schnell wie ein Schluckauf –, und die Hand verschwand wieder.«
    Die Frau des Agenten kicherte schrill.
    »Nimm dich zusammen, Marsha«, sagte der Agent leise, worauf sie verstummte.
    »Nun, kamen die Klacks etwas schneller hintereinander«, fuhr der Redakteur fort. »Und nach einer Weile bildete ich mir ein, das Geschöpf keuchen zu hören, das da drin die Typen hochstemmte, es keuchte wie jemand, der schwere körperliche Arbeit verrichtet und der totalen Erschöpfung nahe ist. Nach einer Weile druckte die Maschine kaum noch, und die meisten Buchstaben waren mit dem alten Kleister gefüllt, aber ich konnte die Eindrücke erkennen. Und dann blieb eine Type am Kleister kleben. Ich betrachtete sie einen Moment, dann streckte ich vorsichtig einen Finger aus und löste sie. Ich weiß nicht, ob es – Bellis – sie allein losbekommen hätte. Ich glaube nicht. Aber ich wollte nicht sehen, wie es … er … es versuchte. Die winzige Faust hatte genügt, mich fast um den Verstand zu bringen. Wenn ich den ganzen Elf zu Gesicht bekäme, sozusagen, würde ich wirklich wahnsinnig werden, glaube ich. Und einfach aufstehen und wegrennen war unmöglich. Ich hatte keine Kraft in den Beinen.
    Klack-klack-klack, das leise Stöhnen und Keuchen der Anstrengung, und nach jedem Wort kam die blasse, farbbeschmierte Faust zwischen dem B und N zum Vorschein und hämmerte auf die Leertaste. Ich weiß nicht genau, wie lange es insgesamt dauerte. Vielleicht sieben Minuten. Vielleicht zehn. Vielleicht ewig.
    Schließlich hörte das Klacken auf, und ich bemerkte, dass ich ihn nicht mehr atmen hören konnte. Vielleicht war er ohnmächtig geworden … vielleicht hatte er einfach aufgegeben und war weggegangen … oder vielleicht war er gestorben. Hatte einen Herzschlag erlitten oder so was. Ich weiß nur mit Sicherheit, dass er seine Botschaft nicht beendet hatte. Sie lautete in Kleinbuchstaben: rackne stirbt es ist der kleine junge jimmy thorpe weiß nicht sag thorpe dass rackne stirbt der kleine junge jimmy tötet rack… und das war alles.
    Ich fand die Kraft, wieder auf die Beine zu kommen, und ich verließ das Zimmer. Ich ging mit großen Schritten auf Zehenspitzen, als glaubte ich, dass er eingeschlafen war und wieder aufwachen würde, wenn ich die ton los hallenden Geräusche auf dem blanken Holzboden erzeugte, und das Tippen dann von neuem anfangen würde … und ich glaubte, dass ich in dem Fall beim ersten Klack! anfangen würde zu schreien. Und dann würde ich einfach weiterschreien, bis mein Herz oder mein Gehirn platzte.
    Mein Chevy

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