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Blut - Skeleton Crew

Blut - Skeleton Crew

Titel: Blut - Skeleton Crew Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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ich in fünf nordöstlichen Bundesstaaten herumgefahren war, was anhand der Benzinrechnungen im Handschuhfach des Chevy festgestellt wurde. Alles, was jetzt folgt, sind Informationen, die ich von Jane Thorpe während eines langen und schmerzlichen Briefwechsels erhielt, der schließlich seinen Höhepunkt in einer persönlichen Begegnung in New Haven – ihrem jetzigen Wohnort – fand, kurz nachdem ich zur Belohnung für meinen Widerruf aus dem Sanatorium entlassen worden war. Am Ende dieses Treffens lagen wir uns in den Armen und weinten, aber da begann ich Hoffnung zu schöpfen, dass es doch noch ein neues Leben – vielleicht sogar Glück – für mich geben könnte.
    An dem Tag hatte es gegen drei Uhr nachmittags an der Tür der Thorpes geklopft. Es war ein Telegrammbote. Das Telegramm war von mir – das letzte Glied unserer unglückseligen Korrespondenz. Es lautete: REG HABE ZUVERLÄSSIGE INFORMATION DASS RACKNE STIRBT ES IST LAUT BELLIS DER KLEINE JUNGE BELLIS SAGT DER JUNGE HEISST JIMMY FORNIT BITTE FORNUS HENRY.
    Falls Ihnen jetzt die berühmte Frage Howard Bakers durch den Kopf gegangen ist: Was wusste er, und wann erfuhr er es? kann ich Ihnen sagen, ich wusste, dass Jane eine Putzfrau eingestellt hatte; ich wusste nicht – außer durch Bellis –, dass sie einen kleinen Teufel von Sohn namens Jimmy hatte. Sie müssen mir einfach glauben, dass es so war, aber ich muss fairerweise hinzufügen, dass die Seelenklempner, die in den nächsten zweieinhalb Jahren an meinem Fall arbeiteten, mir nie glauben wollten.
    Als das Telegramm kam, war Jane gerade im Lebensmittelladen. Sie fand es in seiner Gesäßtasche, als Reg tot war. Die Uhrzeit der Aufgabe und Zustellung standen auf dem Formular, außerdem die Notiz: Kein Telefon/muss persönlich zugestellt werden. Jane sagte mir, obwohl das Telegramm nur einen Tag alt war, war es so abgegriffen, als hätte er es einen ganzen Monat gehabt.
    In gewisser Hinsicht war das Telegramm – die vierundzwanzig Wörter – die eigentliche flexible Kugel, und ich habe sie von Paterson, New Jersey, direkt in sein Gehirn gefeuert, und war so sturzbetrunken, dass ich mich überhaupt nicht erinnern kann, dass ich es gemacht habe.
    In den letzten zwei Wochen seines Lebens hatte Reg ein Leben geführt, das durch und durch normal zu sein schien. Er stand um sechs auf, machte Frühstück für seine Frau und sich, dann schrieb er eine Stunde. Gegen acht schloss er sein Arbeitszimmer ab und machte mit dem Hund einen langen, gemütlichen Spaziergang durch das Viertel. Er war überaus umgänglich bei diesen Spaziergängen, blieb stehen und schwatzte mit allen, die Lust auf ein Schwätzchen hatten, band den Hund vor einem nahegelegenen Café an, um eine Tasse Kaffee zu trinken, schlenderte dann weiter. Er kam selten vor Mittag nach Hause. An vielen Tagen wurde es sogar halb eins oder eins. Jane vermutete, dass diese ausgedehnten Spaziergänge zum Teil den Zweck hatten, der schwatzhaften Gertrude Rulin aus dem Weg zu gehen, denn er hatte sie sich erst einige Tag nachdem sie angefangen hatte angewöhnt.
    Er nahm ein leichtes Mittagessen zu sich, legte sich etwa eine Stunde hin und schrieb anschließend wieder zwei bis drei Stunden. Abends besuchte er manchmal die jungen Leute nebenan, entweder mit Jane oder allein; hin und wieder gingen Jane und er ins Kino oder saßen im Wohnzimmer und lasen. Sie gingen früh zu Bett, Reg normalerweise vor Jane. Sie schrieb mir, sie hätten nur wenig Sex gehabt, und das bisschen wäre für sie beide unbefriedigend gewesen. ›Aber Sex ist für die meisten Frauen nicht so wichtig‹, sagte sie. ›Und Reg arbeitete wieder regelmäßig, und das war ein hinreichender Ersatz für ihn. Ich würde sagen, dass unter den gegebenen Umständen die letzten zwei Wochen unsere glücklichsten in den letzten fünf Jahren waren.‹ – Ich musste fast weinen, als ich das las.
    Ich wusste nichts von Jimmy, aber Reg. Er wusste alles über ihn, mit Ausnahme des allerwichtigsten – dass Jimmy inzwischen seine Mutter zur Arbeit begleitete.
    Wie wütend muss er gewesen sein, als er mein Telegramm bekam und ihm ein Licht aufging. Hier waren SIE also doch noch! Und offensichtlich gehörte seine eigene Frau zu IHNEN, denn sie war im Haus, wenn Gertrude und Jimmy kamen, und sie hatte ihm nie ein Wort von Jimmy erzählt. Was hatte er mir in einem seiner ersten Briefe geschrieben? ›Manchmal frage ich mich, welche Rolle meine Frau dabei spielt.‹
    Als sie an diesem Tag

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