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Blut soll fließen

Blut soll fließen

Titel: Blut soll fließen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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geeignete Kasino-Standorte. Mesplede hatte beaucoup Ecken und Kanten. Er war unermüdlich und kompetent und neigte zu sentimentalen Fauxpas. Er hatte den spinnerten Jugendlichen am Leben gelassen. Dessen Sicherheitsvorkehrungen, oberflächlich betrachtet, überzeugend erschienen. Oberflächen waren brüchig. Er billigte Mistkerlchen eine Lebenserwartung von etwa sechs Monaten zu.
    Der Junge zog Mist an wie ein Magnet. Wie er. Wie Dwight Holly.
    Dwight hatte ihn gestern angerufen. Das Neueste zum Fred-Hiltz-Mord. Mr. Hoover wollte, dass derselbe zu den Akten gelegt würde. Was ihm nur recht sein konnte: Drac und Farlan Brown hätten unerwünschte Publicity bekommen können. Er hatte Dwight von seinem Crutchfield-Problem erzählt. »Soll ich ihn umbringen?«, hatte Dwight gefragt. Worauf Wayne erwidert hatte: »Noch nicht.« Er gähnte und holte sich die Akte. Sie war vier Seiten lang. Dwight hatte Beziehungen spielen lassen und die Akte für ihn organisiert.
    LVPD-Clark County Sheriff: Vermissten-Akte Nr. 38992. Reginaldjames Hazzard/männlich/Neger/geb. 17.10.44.
    Mager und dürftig. Rein pro forma: Vermisste farbige Jugendliche zählten nicht.
    Reginald Hazzard hatte die Highschool mit Bestnoten absolviert. Er hatte College-Vorbereitungsklassen besucht, in einer Autowäscherei gearbeitet und sich von Drogen ferngehalten. Die Bullen hatten ein paar Nachbarn befragt, nichts erfahren und den Fall für abgeschlossen erklärt.
    Der Aktenordner war im Bestzustand. Das Papier roch neu. Ein nie eingesehener und nie beklagter Vorgang.
    Er hatte dreimal bei Mary Beth angerufen. Sie hatte nicht abgenommen. Er hatte täglich angerufen und das Telefon zwanzigmal klingeln lassen.
    Er legte die Akte ab. Er zögerte. Er rief die Nummer noch mal an und hörte ein abweisendes »Hallo?«.
    »Wayne Tedrow am Apparat, Mrs. Hazzard.«
    Ihre Stimmung hellte sich auf. »Na, ich freue mich, von Ihnen zu hören, auch wenn ich, offen gesagt, nicht überrascht bin.«
    »Können wir eine Tasse Kaffee zusammen trinken?«
    »Gut, aber den bring ich selber mit.«
    »Wo?«
    »Die erste Raststätte an der 1-15. Ich sollte nicht mit Ihnen zusammen gesehen werden.«
    Das Damals und das Heute verschwammen. Die Raststätte bei Vegas und die Raststätte bei Dallas. Damals Sanddünen und Salzkrautkugeln. Heute kratziger Wüstenstaub. Wendell D. in Ludenkluft. Zwei ähnlich aussehende Raststätten, die zu einer verschmolzen.
    Wayne bog in die Abfahrt ein. Mary Beth saß in einem 62er Va-liant. Es herrschte mittäglicher Stoßverkehr. Sie hatte abseits von den anderen Wagen geparkt. Wayne sprang in ihr Auto. Sie lächelte und hieb aufs Lenkrad. Die Hupe trötete. Wayne schlug sich am Armaturenbrett die Knie an.
    »Wir sind nicht auf der Flucht, wissen Sie.«
    »Da«, sagte Wayne, »bin ich mir nicht so sicher.«
    Sie reichte ihm einen Pappbecher mit Papierserviette. Durch den Boden tropfte es.
    »Ich vergaß, Sie wegen Sahne und Zucker zu fragen.«
    »Mir ist alles recht.«
    »Sind Sie immer so entgegenkommend?«
    »Nein, ich bin sonst eher bestimmend.«
    Mary Beth lächelte. »Ich weiß. Ich habe Buddy Fritsch gestern auf der Freemont Street gesehen. Mit einer Nasenschiene im Gesicht.«
    Wayne hielt den Becher mit beiden Händen. Der Kaffee war zu heiß. Er trank ihn langsam. Um sich irgendwie zu beschäftigen.
    »Meine Freunde halten Sie für verrückt.«
    »Und was sagen Sie dazu?«
    »Dass Männer, die von einer Frau etwas wollen, ihr in der Regel ein Geschenk machen oder sich vor ihr produzieren, was letztlich aufs selbe hinausläuft. Ich sage mir: >Mr. Tedrow möchte mir was mitteilen, und wenn es ihm an Worten fehlt, wird er es mich durch eine Geste wissen lassen.<«
    Wayne stellte den Becher auf dem Armaturenbrett ab. Sie wackelte und blieb stehen. Er wandte sich Mary Beth zu und verschränkte die Hände über einem Knie.
    »Erzählen Sie mir von Ihrem Sohn.«
    »Er ließ mich wünschen, dass ich noch zwei oder drei von seiner Sorte hätte, was bei einer zwanghaft aktiven Person wie mir viel besagt.«
    »Das beschreibt Ihre Gefühle für ihn. Ich wollte wissen, wie Sie ihn als jungen Menschen einschätzten.«
    Mary Beth trank Kaffee. »Er hat viel gelesen und mit Chemikalien experimentiert und sich daran regelrecht berauscht. Er hat versucht, die Welt mit seinem Verstand zu begreifen, und das habe ich respektiert.«
    Ein Auto blieb neben ihnen stehen. Ein weißes Paar glotzte. »Und die polizeiliche Untersuchung?«, fragte Wayne.
    »Wie wohl zu

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