Blut Und Knochen: Thriller
hydraulisches Zischen, gefolgt von einem leisen Summen, und dann fiel ein mächtiger Ochse aus einer Öffnung in der Wand auf einen kniehohen Sockel. Er zuckte nicht einmal, als ein Arbeiter mit einer langen grünen Schürze ihm die Kette um die Hinterbeine legte und ihn hochwinschte, bis er mit den anderen kopfüber am Förderband hing. »In welche Richtung sind sie gelaufen?« Niemand konnte ihn verstehen, zu laut war das Rattern der Maschinen und das Geschmetter von Tom J ones.
Drei rasche Schnitte durch die Kehle, und das Blut des Ochsen strömte auf den Schlachthofboden und färbte ihn leuchtend rot. Logan versucht es noch einmal. »WOHIN SIND SIE GELAUFEN?« Der Mann mit der grünen Schürze deutete in die Richtung, in die das Förderband lief - vorbei an der Stelle, wo die ausgenommenen, enthäuteten Rinder mit einer mächtigen Bandsäge in zwei Hälften zerteilt wurden, auf einen kleinen Nebenbereich, der sich an die Halle anschloss. Logan rannte los.
Die kleine Nische war mit Plastiktonnen und Metallregalen vollgestellt: Lungen, Lebern und Zungen hingen hier an Haken aus rostfreiem Stahl. Logan schlitterte über den glitschigen Boden, prallte von der Wand ab und taumelte um die Ecke in eine stinkige Kammer, wo drei riesige Trockenschleudern vor sich hin schuckelten. Eine Frau, die im Begriff gewesen war, einen Kuhmagen in eine der Maschinen zu stopfen, starrte Logan entgeistert an, als er an ihr vorbeiwankte.
Die Tür auf der anderen Seite fiel mit einem Knall ins Schloss. Logan sprintete durch die Kuttelei und stemmte die Tür gerade rechtzeitig auf, um zwei rosa Pyjama-Hosenbeine am oberen Ende einer Treppe verschwinden zu sehen.
Er hechtete die Stufen hinauf, um sie einzuholen, und stieß die Tür am Treppenabsatz auf. Das tiefe, mechanische Grollen der Knochenmühle schlug ihm entgegen.
Die Fleischerin und die Pyjamafrau polterten die Stufen zum obersten Trichter hinauf - dem Trichter, in dem sie Thomas Stephens Kopf gefunden hatten. Logan packte den Handlauf und schrie, so laut er konnte, um das mahlende Geräusch zu übertönen: »HALT, POLIZEI!« Normalerweise half das nie, aber diesmal schien es ausmahmsweise zu funktionieren - als er oben ankam, warteten sie schon auf ihn.
Ach du Scheiße.
Er wollte nach seinem Pfefferspray greifen, aber sein linker Arm versagte den Dienst. Wenn er ihn zu bewegen versuchte, war es, als bohrten sich glühend heiße Stricknadeln in seine Schulter. Mit der anderen Hand fummelte er die Dose aus der Tasche und zielte damit auf das Gesicht der Fleischerin. »Legen Sie sich flach auf den Boden. Los!«
Die Frau im Pyjama schüttelte den Kopf. »Das können Sie nicht machen.«
»Sie auch. Auf den Boden!«
»Jimmy tut das nur, um uns rein zu machen.«
»Jimmy existiert nicht, es ... « Und in diesem Moment begriff Logan endlich, warum sie ihm so bekannt vorkam. »Heather Inglis ... ? Sie müssen mit mir kommen, Heather. Es ist vorbei. Er ... sie kann Ihnen nichts mehr tun.« Und dann wieder an die Fleischerin gewandt: »Auf den Boden, aber schnell!«
Und da trat die Fleischerin hinter Heather und wuchtete sie über das fettverschmierte Geländer, das sich um den Rand des Trichters zog. Heather kreischte, bekam die Querstange zu fassen und klammerte sich verzweifelt daran fest.
Logan riskierte einen schnellen Blick in den großen Behälter mit den schrägen Wänden. Er war fast leer; die letzten paar Knochen verschwanden gerade vor Logans Augen, wurden zu mundgerechten Happen zerkleinert und fielen in den nächsttieferen Trichter.
Er hob beschwörend die Hände. »Es ist vorbei, Elizabeth. Morgen wird Ihr Gesicht in allen Fernsehnachrichten und in allen Zeitungen des Landes zu sehen sein. Sie können sich nirgendwo verstecken.« Er rückte Zentimeter um Zentimeter vor und ließ den Blick über die Wände der Knochenmühle wandern, auf der Suche nach dem Schalter. »Kommen Sie, Elizabeth. Sie wollen doch Heather nicht wehtun: Sie hat schließlich von dem Fleisch gegessen, nicht wahr? Sie ist rein.« Die Fleischerin hob eine zitternde Hand an ihre Maske und zog sie ab. Es war Elizabeth, aber zugleich war sie es nicht. Ihr Gesicht sah anders aus als vorher. Es lag nicht nur daran, dass ihre Nase gebrochen war und blutete, oder an ihrer geschwollenen linken Wange - es war, als trüge sie unter der Gummimaske noch eine weitere. Sie warf Margaret Thatchers Gesicht in den Trichter. Logan sah zu, wie die Maske an der gegenüberliegenden Wand aufschlug und dann in die rotierenden
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