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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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entgehen? Um Euren Männern den Tod zu ersparen und unschuldigen Freibergern ebenso, die sterben könnten, wenn es zum Kampf kommt? Um selbst zu überleben?«, schlug Ulrich als Antwort vor.
    Er stand immer noch in der Tür, die beiden Leibwachen des Grafen links und rechts neben sich. Aus dem Augenwinkel bekam er mit, wie einer von ihnen die Waffe ziehen wollte, und legte sofort die Hand an den Dolch.
    »Nicht doch!«, wies der Graf mit vorwurfsvoll hochgezogenen Augenbrauen seine Leibwache zurecht. Dann forderte er Ulrich mit einer gezierten Geste auf, einzutreten und sich zu setzen.
    »Ihr amüsiert mich, und das schon so früh am Morgen, Maltitz! Solch gute Unterhaltung bekam ich hier lange nicht mehr geboten. Doch verzeiht meine Frage: Wie wollt Ihr die Stadt einnehmen? Mit welcher Streitmacht? Niemand sollte besser wissen als Ihr, dass es dazu schon zehntausend Mann braucht. Und bei allen bescheidenen, vorübergehenden Erfolgen Eures wettinischen Freundes – das dürfte seine Möglichkeiten bei weitem übersteigen.«
    »Ihr verkennt Eure Lage«, erwiderte Ulrich gelassen. »Gleich ertönt das Geläut von St. Marien. Wenn Ihr bis dahin nicht Eure Kapitulation erklärt habt, beginnt Fürst Friedrich mit dem Angriff und wird die Stadt noch heute erobern. Daran besteht kein Zweifel. Es liegt allein in Eurer Hand, ob dabei Blut fließt. Deshalb sandte er mich hierher.«
    Hastige Schritte näherten sich, jemand stürzte in die Kammer und warf sich vor dem Grafen auf die Knie.
    »Hoher Herr! Eine Streitmacht ist in Anmarsch! Sie rückt vom Süden her an, vom Judenberg Richtung Erlwinsches Tor!«
    Reinolds Gesicht verzerrte sich für einen Augenblick.
    »Passt auf ihn auf! Aber bringt ihn nicht um!«, befahl er den Leibwachen und deutete auf Ulrich. Gleichgültig ließ es dieser geschehen, dass sich die beiden links und rechts neben ihm aufbauten, während der Graf aus der Kammer stürmte. Gemächlich folgte er ihm, die Wachen dicht hinter sich.
    »Das ist eine Lüge! Das ist unmöglich!«, schrie Reinold von Bebenburg mit sich überschlagender Stimme, während er hinunter zum Burghof rannte, um dann den Bergfried hinaufzusteigen. Die Glocken von St. Marien begannen ohrenbetäubend zu läuten.
    Als der Vogt endlich die oberste Ebene des Turmes erreicht hatte, zuckte er zusammen: Von Süden her rückte tatsächlich eine Streitmacht auf die Stadt zu. Doch dann atmete er auf, und die ihm eigene Arroganz gewann wieder die Oberhand. Diese Streitmacht war längst nicht so groß, dass er sich Sorgen machen müsste. Mit den paar Mann würden seine Leute spielend fertig.
    »Alarmiert alle Kämpfer, versperrt die Stadttore!«, brüllte er, um das Glockengeläut zu übertönen. »Die Hälfte aller Kämpfer zum Erlwinschen Tor, der Rest verteilt sich auf den Wehrgängen! Haltet Ausschau, ob noch mehr von anderen Seiten anrücken.«
    Sofort liefen ein paar Männer los, um seine Befehle weiterzuleiten. Zufrieden registrierte Ulrich, dass die Burg bald zum größten Teil von Bewaffneten entblößt war.
     
    Die Glocken von St. Marien läuteten immer noch, als Friedrich seine Truppen westlich des Erlwinschen Tores in Stellung brachte. Er und seine Männer konnten sehen, wie das Tor verschlossen wurde. Damit war klar, dass der Graf nicht kapitulierte und sie kämpfen mussten.
    Auf sein Zeichen hin rannten im Schutz zweier Schildwälle Männer vor und warfen Reisigbündel in den Graben, um ihn an einer Stelle zwischen dem Kalkturm und dem Roten Hirschturm aufzufüllen. Zweige, Strauchwerk, Steine, Stämme – alles, was sie in der Nacht gesammelt hatten, fand dafür Verwendung.
    Auf den nächstgelegenen Türmen wurden Bogenschützen zusammengezogen. Friedrich ließ seine eigenen Schützen vortreten und mit gezieltem Beschuss antworten
    Dann wurde die Ramme herangefahren, die die aus der Stadt geschleusten Freiberger Zimmerer in der Nacht gebaut hatten: ein dicker Baumstamm, verzurrt auf einem Gestell mit Scheibenrädern. In faustbreite Kerben waren Balken eingelegt, die seitlich über den Stamm hinausragten, so dass viele Männer gleichzeitig anpacken und den schweren Rammbock gegen das Mauerwerk krachen lassen konnten.
    Beim ersten Versuch bebte und wackelte die Mauer, beim zweiten lösten sich die ersten Steine, beim dritten fiel das Mauerwerk auf sechs Schritt Breite prasselnd auseinander. Hastig sprangen die Männer an der Spitze der Ramme beiseite, um nicht von herabstürzenden Steinen erschlagen zu werden.
    Für einen winzigen

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