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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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ich mich noch einmal in den Sattel gequält habe: Wir holen uns Freiberg zurück!«
    Auffordernd sah er zu Ulrich und Markus. »Ich hoffe doch, ihr habt dafür schon einen Plan?«
    Markus konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er sagte: »Selbstverständlich.«

Wo alles begann
    V ier Reiter lenkten ihre Pferde den Hügel hinauf und blickten auf Freiberg, das vor ihnen lag – die Stadt, die für jeden von ihnen mit besonders intensiven Gefühlen und Erinnerungen verbunden war.
    »Ich sehe alles wieder vor meinen Augen, als sei es erst gestern gewesen«, meinte Niklas von Haubitz mit brüchiger Stimme. Ulrich von Maltitz und Markus wussten genau, wovon er sprach, denn in ihnen stiegen die gleichen Bilder auf: brennende Geschosse, die Nacht für Nacht auf die Stadt niedergingen, ihr verzweifelter Versuch, den Strom der Feinde aufzuhalten, der sich durch das Erlwinsche Tor ergoss, der Kampf um den letzten Schildwall, die Schreckensszenen, die sie von der Burg aus sehen mussten. Und die Hinrichtung der sechzig im blutroten Schnee auf dem Obermarkt.
    Morgen würden sie sich die Stadt zurückholen.
    Markus räusperte sich und wies mit ausgestrecktem Arm nach vorn. »An diesem Mauerabschnitt brechen wir durch.«
    »Die Mauern sind stark«, wandte Friedrich von Wettin nüchtern ein. Sie führten keine Wurfmaschinen mit sich und hatten weder Zeit noch ausreichend Leute für eine Belagerung.
    »Genau an dieser Stelle, zwischen dem zweiten und dem dritten Turm westlich des Erlwinschen Tores«, bekräftigte Markus.
    »Neben dem Roten Hirschturm«, sagte Niklas von Haubitz nachdenklich, der einst ganz in der Nähe dieses Mauerabschnittes sein Quartier gehabt hatte. »Es entbehrt nicht einer gewissen Symbolhaftigkeit. Diese Stelle ist genauso nah am Tor wie jene, durch die sich die Königlichen damals in die Stadt geschlichen haben, sozusagen ihr Spiegelbild.«
    »Wir werden nicht hineinschleichen, sondern hineinstürmen. Morgen holen wir uns die Stadt im Handstreich zurück«, versicherte Markus unbeirrt.
    Als er bei ihrer ersten Beratung darüber, wie Freiberg einzunehmen sei, diese Worte ausgesprochen hatte, erntete er vorwurfsvolle Blicke angesichts von so viel Optimismus, der gewaltig nach Prahlerei klang – sehr untypisch für den einstigen Hauptmann der Freiberger Burgwache. Doch schon bei seinen nächsten Worten ging die Skepsis der anderen in Staunen über.
    »Kaum, dass die Stadt blutig eingenommen war, machten sich ein paar tapfere Leute Gedanken darüber, wie sie den Anbruch des Tages beschleunigen können, an dem Ihr als rechtmäßiger Herrscher zurückkehrt«, berichtete er damals den Verblüfften. »Es ist ein Geschenk der Freiberger Maurerinnung. Niemand außer den Beteiligten und ein paar Eingeweihten weiß davon.«
    Dann enthüllte er das Geheimnis. Als die Maurer die Schäden an den Wehranlagen ausbessern mussten, die während der Belagerung entstanden waren, hatten sie zwischen dem Kalkturm und dem Roten Hirschturm die stark beschädigte Mauer fast völlig abzutragen und neu zu errichten. Sie verwendeten dabei absichtlich falschen Mörtel; eine Mischung, die nicht bindet.
    »Das erspart uns viel Zeit und Blut«, meinte Friedrich dankbar, als sie nun diesen Teil der Wehranlagen von fern betrachteten.
    Auf Friedrichs Zeichen wendeten die Männer ihre Pferde und ritten ein Stück zurück, ihrer Streitmacht entgegen, die erst nach Einbruch der Dämmerung hinter dem Judenberg eintreffen und dort von den Türmen der Stadt aus nicht zu sehen sein würde.
    Ulrich schwenkte ab, um den immer noch lebenden, inzwischen steinalten Menachim Ben Jakub aufzusuchen. Er bat ihn, dafür zu sorgen, dass niemand von seiner Gemeinde die Nachricht von der Ankunft des Markgrafen und seiner Bewaffneten in die Stadt tragen würde. Der hochbetagte Rabbi fand sich sofort bereit dazu und rief gleich nach Ulrichs Weggang die Männer seiner Gemeinde zusammen, um zu erklären, was er von ihnen erwartete. Währenddessen traf sich Niklas von Haubitz mit Bergmeister Friedemar. Der versprach, dafür zu sorgen, dass die Zuverlässigen unter seinen Leuten am nächsten Tag nicht einfuhren, sondern sich in ihren Huthäusern bereithielten und auf das vereinbarte Zeichen warteten, um einzugreifen.
     
    Friedrich, Niklas und Markus wurden von ihrer Streitmacht erwartet, die in ausreichendem Abstand vor der Stadt rastete, um nicht entdeckt zu werden.
    Die Freiberger hatten sich bereits gruppiert, bereit zum Aufbruch zu ihrer besonderen

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