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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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jemand von solchem Rang ohne Begleitung kam und weder einen Knappen noch Diener oder ein Packpferd mit sich führte. Doch das finstere Gesicht des Fremden und sein kalter Blick erstickten jede Frage. Wie sollte ihnen auch ein Einzelner gefährlich werden?
    Bereits vom Tor aus konnte man auf die Burg blicken, die sich am gegenüberliegenden Ende der Stadt und dieses Straßenzuges erhob. Ruhig lenkte Ulrich seinen Hengst durch die Erlwinsche Gasse, vorbei an den Häuschen der Handwerker mit den überkragenden Stockwerken, zum Burglehen, wo diejenigen Ritter ihre Quartiere hatten, die nicht auf der Burg wohnten.
    Jede Einzelheit hier kam ihm bekannt vor, jede Gasse war voller Erinnerungen. Überall entdeckte er noch die Spuren des Kampfes. Viele Häuser waren nur notdürftig instand gesetzt. Die Gassen quollen über von Unrat, auf Schritt und Tritt begegnete er Bettlern und Verkrüppelten, die ihn um eine milde Gabe anflehten.
    Ulrich spürte, dass er beobachtet wurde: Mägde, die ängstlich dem finster blickenden Reiter auswichen, Soldaten, die versuchten, Abstand zu halten, um nicht irgendeinen unliebsamen Befehl entgegennehmen zu müssen, Ritter, die überlegten, welcher Familie wohl sein Wappenrock mit den schwarz-weißen Balken zuzuordnen sei.
    Und wenn Markus’ Plan bisher aufgegangen war, dann beobachteten ihn auch viele heimliche Verbündete aus dem Verborgenen und warteten auf das Zeichen, um loszuschlagen.
     
    Für Burgvogt Reinold von Bebenburg schien dieser Morgen vorerst noch ein Morgen wie jeder andere – etwas düster vielleicht angesichts des wolkenverhangenen Himmels, aus dem es nun auch noch nieselte. Allerdings begann der Tag mit einem Ärgernis, denn ein Drittel der Burgwachen waren nicht pünktlich zum Dienst erschienen.
    Mit stoischer Miene ritt Ulrich über jene Stelle vor dem Burgtor, wo er einen der bittersten Momente seines Lebens hatte durchleiden müssen.
    »Wenn das Pack nicht schleunigst anrückt, setzt es Hiebe, und sie büßen ihren Sold für die ganze Woche ein!«, hörte er schon von draußen jemanden über den Burghof brüllen.
    Der Erboste konnte nicht wissen, dass mehrere Dutzend seiner Männer absolut dienstuntauglich im »Schwarzen Ross« lagen und auch heute nicht mehr antreten würden – dank Ännes starkem Schlafmittel, das die Wirtsleute dem Bier beigemischt hatten. Säuberlich verschnürt, schliefen die Zecher dort ihren Rausch aus.
    Maltitz passierte das Tor, ohne aufgehalten zu werden.
    »Zum Burgvogt! Es eilt!«, blaffte er einen Soldaten an, der ihm entgegenkam, während er absaß.
    Der Mann musterte ihn und setzte zu einer Frage an, doch Ulrich schnitt ihm das Wort ab. »Vertrauliche Botschaften! Die übermittle ich persönlich.« Der Soldat sah zögernd um sich und fand Rettung in seinem Vorgesetzten, der auf sie zutrat.
    »Ich melde Eure Ankunft«, kündigte jener mit misstrauischer Miene an.
    Ulrich wurde bis zur Tür der Kammer des Burgkommandanten geführt und aufgefordert zu warten. Zwei Leibwachen standen davor: gut bewaffnet, groß gewachsen und muskulös, soweit sich das trotz der Gambesons und Kettenhemden einschätzen ließ. Der Burgvogt schien beträchtliche Angst um seine Sicherheit zu haben. Oder er war ein vorsichtiger Mann.
    Von drinnen war ein leiser Disput zu hören, dann wurde die Tür aufgerissen. In der Mitte der Kammer stand ein noch junger Mann mit auffallend sorgfältig frisierten blonden Locken und musterte ihn neugierig.
    »Botschaften? Von wem? Und wer seid Ihr überhaupt, geheimnisvoller Ritter?«, fragte der Blonde gekünstelt, der einen aufdringlichen Geruch von Duftwasser verbreitete.
    »Ulrich von Maltitz«, stellte sich der Ritter knapp vor. »Ihr seid wahrscheinlich zu jung, um mein Wappen zu kennen.«
    »Umso mehr habe ich von Euch gehört«, erwiderte der Blonde lächelnd. »Bewohntet Ihr nicht einst diese Kammer?«
    »Man hat Euch falsch informiert. Ich überließ sie der Witwe meines Vorgängers und begnügte mich mit bescheideneren Räumen.«
    »Wie edel! Aber es hat Euch nichts genutzt. Am Ende musstet Ihr unten im Schnee knien und die Schlüssel zur Burg übergeben, nicht wahr, Maltitz?«
    »Nein«, widersprach Ulrich, und nun betonte er jedes Wort.
    »Am Ende stehe ich hier und fordere Euch im Namen Markgraf Friedrichs auf, mit sofortiger Wirkung Burg und Stadt zu übergeben.«
    Reinold von Bebenburg neigte den Kopf leicht zur Seite und lachte gekünstelt. »Warum sollte ich das tun?«
    »Um einer schändlichen Niederlage zu

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