Blut von meinem Blut: Thriller (German Edition)
dachte er.
An seinem Schmerz war allerdings nichts klein. Oder an der Blutmenge. Er untersuchte seinen Oberschenkel sorgfältig und tastete mit den Fingern, wo er nichts sah.
Keine Austrittswunde.
Die Kugel steckte noch im Bein.
Ich muss vorbereitet sein … Hut könnte zurückkommen. Er könnte zurückkommen, die Tür aufsperren und mich diesmal erschießen.
Er zog sein Hemd aus und band es straff um den Oberschenkel, sodass die Wunde bedeckt war. Das würde fürs Erste als Verband genügen müssen.
Muss vorbereitet sein …
Er lehnte sich an die Tür, und es gelang ihm, in eine stehende Position zu kommen. Er stellte fest, dass er ein klein wenig Gewicht auf das linke Bein verlagern konnte, wenn er nur die Ferse aufsetzte, deshalb humpelte er auf diese Weise umher und stöhnte dennoch jedes Mal, wenn der linke Fuß den Boden berührte.
Hut war kein Idiot. Trotz seines Desinteresses an Billy – und Jazz hätte sich nie vorstellen können, eines Tages einem Serienmörder zu begegnen, der keine Angst vor Billy hatte, nur was bedeutete das? – hatte sich Hut zum Zweck des Spiels von Billy herumkommandieren lassen. Und Billy hatte es bereitwillig getan. Billy ließ sich nicht mit Schwachköpfen ein. Ergo: Hut war nicht dumm.
Und das bedeutete, auf den Werkbänken würde absolut nichts zu finden sein, was Jazz helfen konnte zu entkommen oder auf sich aufmerksam zu machen. Hut hätte ihn nicht hier eingesperrt, wenn er auch nur eine Sekunde glauben würde, dass Jazz hinauskommen könnte. Und dennoch …
Ich muss es versuchen. Was soll ich sonst tun? Mich zu einem Nickerchen hinlegen und an Apathie eingehen?
» So stirbt eine Krähe nicht « , sagte Jazz ohne besonderen Grund.
Im Schein der Handybeleuchtung ging er zu Huts Werkbank. Aus dem Glas blickten ihm die Augäpfel entgegen.
Es gab außerdem jedes erdenkliche Werkzeug zum Schneiden, Schnippeln und Meißeln auf Huts Bank. Es gab verschiedene Arten von Klebeband. Es gab Stricke und Stoff für Knebel. Einen Grapefruit-Löffel. Ich wusste es . Es gab – in einer Schublade – eine Sammlung von Haarnadeln, Knöpfen und Stoffresten, die von Huts Opfern stammen mussten.
Seine Trophäen. Zeug, das nicht unbedingt vermisst wurde. Oder dessen Fehlen leicht erklärbar war.
Billy hätte Hut … nicht gemocht , aber akzeptiert . Jazz verstand jetzt, dass sein Vater Hut ausdrücklich hierherbeordert hatte, damit er Hund tötete. Ihn in der Lagereinheit tötete und dort ließ. Es würde Monate, wenn nicht Jahre dauern, bis ihn jemand fand, zusammen mit den Beweisen, die Belsamo – und ihn allein – mit den Hut & Hund-Morden in Verbindung brachten. Die Schusswunde war natürlich schwer zu erklären, aber Jazz war überzeugt, dass das nicht beabsichtigt gewesen war. Huts ursprünglicher Plan hatte wohl vorgesehen, Hund k. o. zu schlagen und ihm etwas zu spritzen, was einen Herzinfarkt vortäuschte. Und ihn dann mit den Beweisen liegen zu lassen. Nachdem er Morales erschossen hatte, musste er den Plan jedoch ändern. Und trotz aller Prahlerei besaß Hut nicht die Kreativität, spontan auf eine neue Lage zu reagieren.
Oder vielleicht war es ihm in diesem Fall einfach egal gewesen. Billy sah etwas in Hut, so viel stand fest, und das allein schürte Jazz’ Sorge und seinen Respekt vor Duncan Hershey.
Billy bevorzugt seine Lieblinge. Oder aber das Spiel fing einfach an, ihn zu langweilen. Es kann beides sein.
Jazz bewegte sich langsam zu der anderen Werkbank. Hunds Werkzeuge lagen sauber und präzise aufgereiht da. Seine Morde mochten, wie Hut es ausgedrückt hatte, nachlässig ausgeführt worden sein, aber sein Arbeitsplatz war so makellos wie seine Wohnung.
Die beiden Bänke waren nahezu identisch. Was auch sonst. Bei Monopoly fangen alle Spieler mit der gleichen Menge Geld an. Billy hatte also festgelegt, welche Werkzeuge jeder Spieler zu Beginn hatte. Das garantierte auch, dass die Polizei von einem Täter ausging, da die Marke des Klebebands, die Art des Stricks, die Messer immer die gleichen waren. Teuflisch. Und fast bewunderungswürdig. In der Denkweise eines Psychopathen.
Wenn du etwas machst, dann mach es richtig, Jasper.
In einer Ecke waren Flaschen mit Reinigungsmittel, Bleiche und gefiltertem Wasser gestapelt. Das Wasser würde Jazz wahrscheinlich ein paar Wochen am Leben halten, aber dann würde er verhungern.
Vorausgesetzt, ich sterbe nicht am Blutverlust. Oder an einer Infektion.
Jazz stützte sich auf die Bank, er zuckte zusammen und
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