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Blutbraut

Blutbraut

Titel: Blutbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Richtung nickte. Cris wandte sich um. Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht, das mir das Gefühl gab, außer ihm das einzige lebende Wesen auf diesem Planeten zu sein. Er ließ Josh stehen und kam mir entgegen. Sein Haaransatz war wieder blond nachgefärbt. Im Nacken reichten die Spitzen bis auf das dunkle Sweatshirt mit Kapuze, das er um die Schultern gelegt hatte. Wahrscheinlich würde er sie demnächst wieder auf eine ›gepflegtere‹ Länge stutzen lassen. Schade. Eine langbeinige Schönheit unterbrach ihren Weg zu den Nischen im hinteren Bereich und drehte sich nach ihm um. Ihr Begleiter wäre beinah gegen sie geprallt. Cris schien es gar nicht zu bemerken.
    »Wow!« Er ergriff meine Hände und hob sie von meinem Körper weg, um mich besser betrachten zu können.
    Mein Gesicht wurde heiß. Die Ärmel der schwarzen Spitzenbluse rutschten ein Stück in die Höhe. Ich hatte sie nicht
zugeknöpft. Darunter trug ich nur noch ein sandfarbenes Spaghettiträger-Top. Auffällig hell verglichen mit den dunklen Grautönen, die sonst mein Stil waren. Hoffentlich sah man auch bei anderen Lichtverhältnissen nicht, dass die beiden Oberteile secondhand waren. Cris zuliebe hatte ich zugunsten einer ausgeblichenen Jeans auf meine schwarze Lederhose verzichtet. Dass sie ihre besten Tage schon hinter sich hatte, ließ sich nicht mehr verbergen. Dabei gehörte sie eindeutig zu den guten Sachen in meinem Kleiderschrank. – Welcher Kleiderschrank, Lucinda?
    Ich befreite meine Hände aus seinem Griff und zog die Ärmel hastig an ihren Platz zurück, um die Narbe an meinem Handgelenk zu verbergen. – Warum hatte ich das Lederband nur abgelegt, das ich normalerweise mehrfach darumgeschlungen trug?
    Mein Lächeln war alles andere als sicher. »Selber ›wow‹.« Wie immer. In seinen schwarzen Hosen, die ganz aus aufgesetzten Taschen zu bestehen schien, und dem einfachen weißen Hemd, das lässig über den Bund hing, hätte er mühelos bei jedem Vergleich mit den Von-Beruf-Sohn-Jungs unter den Gästen mithalten können. Dabei finanzierte er sich sein Studium selbst.
    »Nicht neben dir.« Er bedachte mich mit diesem Lächeln, das mir jedes Mal das Herz schneller schlagen ließ. Was hatte ich getan, dass sich das Schicksal endlich meiner erinnerte und mir ein kleines bisschen Glück gönnte? Nein. Ich konnte Boston nicht verlassen. Egal was passierte. Ich wollte nicht mehr ohne Cris sein. Nie wieder.
    »Wie war die Uni?« Er studierte etwas, das sich International Management nannte. Vielleicht hörte mein Gesicht auf zu brennen, wenn ich mich fürs Erste unverfänglicheren Themen zuwandte. Solche, bei denen er mir keine Komplimente machen konnte.

    »Frag nicht.« Er stieß ein Stöhnen aus. »Die Hälfte meiner Dozenten muss heute Zahnschmerzen gehabt haben.« Sein Blick strich noch einmal über mich. Eine blonde Strähne war ihm in die Stirn gefallen. Warum zum Teufel färbte er sich die Haare hell? Wenn sie von demselben dunklen Braun wie seine Brauen waren, musste es in Kombination mit seinen hellbraunen Augen noch umwerfender aussehen. Er hätte ebenso gut auf einem Laufsteg sein Geld verdienen können, statt in einer Werbeagentur zu jobben. Der Hauch eines Zögerns, dann beugte Cris sich zu mir und küsste mich ganz leicht auf die Wange. Und zog sich hastig wieder zurück. Beinah wie jemand, der fürchtet, bei etwas Verbotenem ertappt zu werden. So war es von Anfang an gewesen. »Was möchtest du heute Abend machen?«
    »Ich weiß nicht.« Aber du könntest mich im Laufe des Abends fragen, ob ich mit dir schlafen will, und mich mit zu dir nehmen. Nicht, dass ich seine Wohnung schon einmal gesehen hatte. Ich wusste nur, dass es kein Zimmer in einem Studentenwohnheim oder einem Verbindungshaus war, wo ab einer gewissen Uhrzeit kein Besuch mehr erlaubt war. Ich schloss die Finger um den Riemen meiner Tasche. Meine Handfläche fühlte sich klamm an. Cris nahm meine freie Hand in seine.
    »In der Tremont Street hat ein neues arabisches Restaurant aufgemacht. Hast du Lust, es auszuprobieren? – Ich zahle.« Hundeblick. Etwas anderes traf es nicht, um den Ausdruck zu beschreiben, mit dem er mich ansah. Cris aß für sein Leben gern. Wobei ich mich fragte, wo er die ganzen Kalorien hinsteckte. Vor allem arabisch – und spanisch. Und er zahlte eigentlich immer. Was mir schon mehrfach ein schlechtes Gewissen beschert hatte. Allerdings war die Tremont Street nicht
mal nur eben so zwei Blocks entfernt. Dass sich meine Begeisterung über

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