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Blutbraut

Blutbraut

Titel: Blutbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Reyada nicht wegnahmen, ihm sogar nach außen seine Macht als Patron der de-Alvaro-Familie vor den anderen Hexern der Hermandad und des Ordre ließen. Doch im Inneren hatte ihn sein eigenes Konsortium kaltgestellt. Zumindest versuchten sie es. Allen voran Tomás. Hinter verschlossenen Türen fanden gnadenlose Machtkämpfe statt. Jede Entscheidung von Joaquín wurde abgeblockt oder in ihrer Ausführung möglichst boykottiert. Sie forderten nur noch und gaben nicht mehr. Und ich hasste sie mit jedem Treffen, von dem Joaquín frustriert und wütend zurückkam, mehr.
    »Alles in Ordnung?«, fragte ich in das dämmrige Morgenlicht vor mir.
    Normalerweise bekam ich auf diese Frage ein halb scherzhaftes ›Keine besonderen Vorkommnisse‹, doch diesmal: Stille. Ich rutschte ein kleines Stück von Joaquín weg und rollte
mich gänzlich herum. Er hatte den Kopf auf seinen angewinkelten Arm gebettet. An der Schulter prangte ein dickes, weißes Pflaster. Die Spitze der tätowierten Schwingenkralle verschwand noch darunter. Da war etwas in seinem Blick … »Was ist passiert?« Der Gedanke war schlagartig da. Und zog mir die Kehle zusammen. »Irgendetwas von Cris?« Von dem es nach wie vor keine Spur gab. Oder gab es die inzwischen doch?
    Ein Kopfschütteln.
    »Was dann?«
    »Der Alte hat mir eine Nachricht zukommen lassen.«
    › Der Alte ‹ – sein Großvater. Der noch immer ebenso verschwunden war wie Cris, allerdings weiterhin die Fäden in diesem Nosferatu-Krieg zu ziehen schien. Ich holte tief Luft. »Und welche?«
    Er zögerte, sah mir in die Augen. »Ob ich sicher bin, dass sein Bannfluch nicht doch ›gegriffen‹ hat.«
    »Du meinst …«
    »Sí. Ob ich sicher bin, dass er mich nicht vielleicht doch kontrollieren kann.«
    Mein Herz schlug plötzlich in meiner Kehle. Die unzähligen Schnitte auf seiner Haut waren verheilt. Die meisten, ohne eine Spur zu hinterlassen. Die meisten. Aber nicht alle. Auch wenn keine der Narben ein vollständiges Siegel ergab. Soweit ich das beurteilen konnte. »Und? Was meinst du?«
    »Es fühlt sich nicht so an.«
    »›Aber‹ …?« Ich kannte ihn inzwischen gut genug, um die Dinge zu hören, die er so manches Mal nicht aussprach.
    »Ich frage mich immer wieder, ob er nicht vielleicht doch Erfolg hatte. Und sei es auch nur teilweise. Und ich es nur nicht spüren kann. Noch nicht, möglicherweise. Immerhin habe ich
dir damals etwas von deinem Blut von der Haut geleckt.« Er nahm meine Hand in seine, zog sie an seine Lippen. »Ich weiß theoretisch, wie dieser Bannfluch funktioniert, aber ich kann ihn weder reproduzieren, noch finde ich irgendwo etwas über ihn. Selbst in den ältesten Kodizes nicht.« Mit dem Daumen streichelte er meine Fingerknöchel. »Ich habe Angst, dass er mir befiehlt, dir wehzutun, wenn er tatsächlich Erfolg gehabt hat.«
    Ich schüttelte den Kopf, drückte meine Handfläche gegen seine. Versuchte, ihn nicht merken zu lassen, dass sich etwas in meinem Magen zu einem harten Knoten zusammengezogen hatte. »Das hast du nie und das wirst du nicht. Egal was er dir befehlen würde. Ganz nebenbei sind die Karten inzwischen ja neu gemischt. Immerhin hast du jetzt eine Moreira zur Blutbraut. Wenn du grübelst und dir Sorgen machst, hat er genau das erreicht, was er will: dich verunsichert.«
    Sekundenlang sagte er nichts, sah mir nur in die Augen … Bis er sich aufrichtete, sich zu mir lehnte. Seine Lippen glitten über meine, legten sich darauf. Er küsste mich. Langsam. Zart. Sanft. Und in den Tiefen irgendwie hungrig zugleich. Wie er es immer tat.
    »Te quiero, mi Sanguaíera, mi luz«, flüsterte er an meinem Mund, ehe er sich schließlich wieder von mir löste, sich zurückgleiten ließ, mich in der Bewegung mitzog.
    Ich sträubte mich nicht. Doch anstatt den Kopf auf seine Schulter zu legen, setzte ich mich ein kleines Stück auf, stützte mich neben ihm in den Kissen ab – und lehnte mich meinerseits über ihn. Sah einen Moment auf ihn hinab. Zwei. Drei. Dann beugte ich mich zu ihm und erwiderte seinen Kuss. Zärtlich. Entschieden. Ließ mir alle Zeit der Welt, bevor ich meine Lippen wieder von seinen nahm, mich neben ihn legte, näher
an ihn heranrutschte, mich an ihn schmiegte und den Kopf auf seine Brust bettete, vorsichtig darauf bedacht, dem Pflaster an seiner Schulter nicht zu nahe zu kommen. Ich schloss die Augen, spürte seine Hand federleicht auf meinem Rücken und all das andere, das es nur zwischen uns gab, lauschte auf seine und meine

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