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Bluternte: Thriller

Bluternte: Thriller

Titel: Bluternte: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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worden. Dies war ihr erster Termin bei Evi.
    Gillians Haar hing fast bis zum Boden. Früher hatte sie blonde Strähnchen gehabt, jetzt waren die Haare von einem ungewaschenen Mausbraun. Allmählich verlangsamte sich das Heben und Senken ihrer Schultern. Einen Moment später hob sie die Hand, um ihr Haar zurückzustreichen. Ihr Gesicht kam wieder zum Vorschein. »Entschuldigung«, stammelte sie, wie ein Kind, das man dabei ertappt hatte, wie es sich schlecht benahm.
    Evi schüttelte den Kopf. »Nicht doch«, wehrte sie ab. »Was Sie empfinden, ist ganz normal. Haben Sie oft Probleme mit dem Atmen?«
    Gillian nickte.
    »Das ist völlig normal«, wiederholte Evi. »Menschen, die sehr große Trauer empfinden, leiden oft unter Atemnot. Sie bekommen ganz plötzlich Beklemmungen oder sogar Angstzustände, und dann haben sie Mühe, Luft zu holen. Kommt Ihnen das bekannt vor?«
    Wieder nickte Gillian. Sie keuchte noch immer, als hätte sie gerade ein Wettrennen knapp verloren.
    »Haben Sie irgendwelche Andenken an Ihre Tochter?«, erkundigte sich Evi.
    Gillian streckte die Hand nach dem kleinen Tischchen neben sich aus und zog ein weiteres Papiertaschentuch aus der Schachtel. Noch hatte sie nicht geweint, sich jedoch unaufhörlich die Tücher ans Gesicht gedrückt und sie in den knochigen Fingern zerknüllt. Winzige zusammengedrehte Papierfetzen waren auf dem Teppich verstreut.
    »Die Feuerwehrleute haben eins von ihren Spielsachen gefunden«, sagte sie. »Ein rosa Kaninchen. Eigentlich hätte es in ihrem Bettchen sein sollen, aber es war hinters Sofa gefallen. Ich sollte wohl froh sein, dass es so war, aber ich muss immer daran denken, dass sie das alles durchmachen musste und nicht mal ihr rosa Kaninchen bei sich hatte –« Gillians Kopf kippte nach vorn, und ihr Körper begann zu beben. Beide Hände, die noch immer dünnes, pfirsichfarbenes Papier umklammerten, waren fest gegen ihren Mund gedrückt.
    »Hat es das für Sie schwerer gemacht?«, fragte Evi. »Dass sie Hayleys Leichnam nicht gefunden haben?«
    Gillian hob den Kopf, und Evi konnte ein dunkleres Leuchten in ihren Augen sehen, härtere Kanten um die Linien ihres Gesichts. Dort drin war auch eine Menge Zorn, der mit der Trauer um die Vorherrschaft rang. »Pete hat gesagt, es wäre gut«, erwiderte sie. »Dass sie sie nicht finden konnten.«
    »Und was denken Sie?«, wollte Evi wissen.
    »Ich glaube, es wäre besser gewesen, wenn sie sie gefunden hätten«, schoss Gillian zurück. »Weil, dann hätte ich es ganz sicher gewusst. Ich hätte es akzeptieren müssen.«
    »Akzeptieren, dass sie tot ist?«, fragte Evi.
    »Ja«, bestätigte Gillian. »Weil, das konnte ich nicht. Ich konnte es nicht fassen, konnte nicht glauben, dass sie wirklich tot war. Wissen Sie, was ich gemacht habe?«
    Evi gestattete sich ein sanftes Kopfschütteln. »Nein«, antwortete sie. »Erzählen Sie mir, was Sie gemacht haben.«
    »Ich bin sie suchen gegangen, draußen auf dem Moor«, sagte Gillian. »Wie sie sie nicht gefunden haben, da habe ich gedacht, dass das bestimmt irgendwie ein Irrtum ist. Dass sie irgendwie rausgekommen ist. Ich dachte, vielleicht hat Barry, der Babysitter, sie irgendwie rausholen und in den Garten schaffen können, bevor der Rauch zu viel für ihn geworden ist, und sie ist einfach weggelaufen und hat sich verirrt.«
    Gillians Augen bettelten Evi an, flehten sie an, zuzustimmen, zu sagen, ja, das sei durchaus wahrscheinlich, vielleicht sei sie immer noch dort draußen, irrte umher und lebte von Beeren, Gillian müsse nur weitersuchen.
    »Sie hätte doch solche Angst vor dem Feuer gehabt«, sagte Gillian gerade, »also hätte sie versucht wegzulaufen. Sie hätte irgendwie aus dem Tor rauskommen und die Gasse hinaufrennen können. Also sind wir sie suchen gegangen, Pete und ich und noch ein paar andere. Wir sind die ganze Nacht auf dem Moor rumgelaufen und haben nach ihr gerufen. Verstehen Sie, ich war so sicher, dass sie nicht wirklich tot sein konnte.«
    »Das ist auch vollkommen normal«, meinte Evi. »Das nennt man Verdrängen. Wenn Menschen einen großen Verlust erleiden, dann können sie das oft zuerst nicht ertragen. Manche Ärzte glauben, dass uns der Körper auf diese Weise vor zu viel Schmerz schützt. Auch wenn die Menschen im Kopf wissen, dass jemand, den sie lieben, tot ist, sagt ihr Herz ihnen etwas anderes. Es ist auch nicht ungewöhnlich, dass man den Menschen sogar sieht, den man verloren hat, dass man seine Stimme hört.«
    Sie hielt einen Augenblick

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