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Blutfehde

Blutfehde

Titel: Blutfehde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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Mike behutsam den Halbschuh vom Fuß zu ziehen. Mercer probierte indes erneut, ihn mit einem Arm aufzurichten und gleichzeitig seine Waffe möglichst ruhig zu halten.
    Ich sah die Lichter des Zuges, noch bevor ich die Sirene hörte. Offenbar hatten Petersons Cops den Fahrer angewiesen, mit Vollgas in die Schleife zu fahren, um uns von der leeren Plattform zu retten. Nur befanden wir uns jetzt mitten auf dem Streckengleis.
    Mike klammerte sich an meine Schulter, um sich unter der Eisenbahnschwelle vorzuziehen. Seine Finger gruben sich tief in mein Fleisch, bevor er mich losließ und schrie: »Lauf, Coop! Verdammt, Mädchen, lauf!«
    Ich zog und zerrte, aber sein Absatz war zwischen der Schiene und einem kiesbedeckten, morschen Stück Holz eingeklemmt. Ohne Mike und Mercer würde ich nirgendwo hingehen. Der Schweiß brach mir aus allen Poren, als mir bewusst wurde, dass uns die U-Bahn, die uns eigentlich in Sicherheit bringen sollte, gleich überrollen würde.
    »Um Himmels willen, Mercer, schaff sie weg!«
    »Halt den verdammten Zug an!«, schrie ich.
    Mercers schwarze Haut verschmolz mit der Dunkelheit des Tunnels. Er nahm die Taschenlampe, die neben Mike auf dem Boden lag, stellte sich auf den Gleisabschnitt, der Mike und mich von dem heranrollenden Zug trennte, und ließ die Taschenlampe so lange durch die Luft kreisen, bis der Fahrer seinen Zug nur wenige Zentimeter vor uns zum Stillstand brachte.
     
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    »Was zum -!« Ein junger Detective sprang aus dem ersten U-Bahn-Wagen, die Dienstmarke an seiner Brusttasche. Er hielt seine Waffe in der rechten Hand und eine große braune Papiertüte in der linken. »Sind Sie von allen guten Geistern verlassen?«
    »Mercer Wallace. Sonderkommission für Sexualverbrechen. Mein Partner hat sich den Fuß in den Gleisen eingeklemmt. «
    »Chapman? Sind Sie das? Sie sollten besser auf Ihre Beinarbeit aufpassen. Haben Sie den Typen geschnappt?«
    »Nein, noch nicht«, sagte Mercer.
    »Hier unten gibt es mehr Fluchtwege, als Osama Bin Laden Höhlen hat«, rief Mike. »Möglicherweise kennt Quillian die meisten davon, weil er als Kind mit seinem Vater hier war. Können Sie mir einen Krankenwagen rufen? Ich glaube, ich habe mir etwas gebrochen.«
    Ich zog mich auf die Plattform hoch. »Ich bin Alex Cooper. Ist die Tüte für mich?«
    »Ja.« Der Detective reichte sie mir und zog ein Streichholzheft aus seiner Hosentasche. »Und die hier auch. Ich fordere per Funk den Krankenwagen an. Wir müssen uns beeilen. Hinter uns werden sich bald die Züge stauen. Die werden unruhig.«
    »Beeilen?«, sagte Mike. »Wenn der Zug noch näher rankommt, bricht mein Fuß ganz auseinander. Ich habe keine Lust, dass man mir den Fuß absäbelt, so wie bei Phinneas Baylor.«
    Der Detective zog ein Walkie-Talkie aus seiner Hosentasche, ging wieder in den U-Bahn-Wagen und wies den Fahrer an, zehn Meter zurückzusetzen, um den Druck auf die Schienen zu verringern, und rief einen Krankenwagen.
    Ich wandte mich an Mercer, der neben Mike kniete und mit seinem Taschenmesser im Holz stocherte. Ich wollte Mike den Schuh ausziehen, um den Schmerz für ihn erträglicher zu machen.
    »Keiner rührt sich von der Stelle.«
    Ich zuckte zusammen, als ich Brendan Quillians Stimme hörte. Er hatte sich an der dunklen Tunnelwand entlang bis auf wenige Meter an uns herangetastet und zielte direkt auf Mikes Brust. Einer der Bogen gab ihm Deckung.
    »Sie, Miss Cooper. Sammeln Sie die Waffen ein und bringen Sie sie mir.«
    »Du rührst dich nicht von der Stelle, Coop.« Mike packte mein Handgelenk. »Er hat nicht genug Patronen für uns alle.«
    »Schön unten bleiben, Wallace. Sagen Sie ihr, sie soll mir die Waffen bringen.«
    Mikes Finger gruben sich in mein Handgelenk. Ich sah Mercer an, erntete aber nur eine versteinerte Miene. Er hatte seine Waffe in den Hosenbund gesteckt, um sich um Mikes Fuß zu kümmern, aber er verlagerte seinen großen Körper so, dass ich nicht mehr in Quillians Schusslinie war.
    Der U-Bahn-Zug war hinter der Kurve verschwunden. Der junge Detective konnte nicht sehen, was hier los war.
    »Wenn er noch drei Schüsse übrig hätte, wären wir schon tot«, sagte Mike so laut zu Mercer und mir, dass Quillian es hören konnte. »Dann würde er gar nicht mit uns sprechen.«
    Vielleicht hatte Mike Recht, aber vielleicht wollte Quillian auch nur auf Nummer sicher gehen und näher herankommen, um keine Munition zu vergeuden.
    »Ich will einfach nur hier raus«, sagte Quillian.
    »Das wollte O’Malley

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