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Blutfehde

Blutfehde

Titel: Blutfehde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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brauche, Artie. Danke.« Ich ordnete meine Akten und Notizblöcke auf dem Tisch.
    »Sie braucht einen Killer. Einen eiskalten Mörder, den ich noch vor ihrem Schlussplädoyer in drei Wochen in Handschellen vorführen kann«, sagte Mike. »Wenn du Coop einen Gefallen tun willst, dann halt die Augen auf.«
    Artie lachte. »Unter den Zuschauern auf den hinteren Rängen gibt es immer ein paar Kandidaten.«
    Mein Fall wurde in einem der riesigen Säle verhandelt, die sich zu beiden Seiten der langen Korridore des Gerichtsgebäudes in der 100 Centre Street befanden. Seit Amanda Quillians Leiche in ihrem Stadthaus auf der Upper East Side, einen halben Block vom Metropolitan Museum of Art entfernt, gefunden worden war, stand der Fall im Rampenlicht, und der Aufsicht führende Richter wusste seit der Anklageerhebung, dass der Prozess viele Schaulustige anlocken würde. Mord, Geld und Untreue füllten die Zuschauerbänke immer mit Neugierigen, welche die gegnerischen Parteien wie bei einem Ringkampf anfeuerten.
    »Zu dumm, dass du gestern die Eröffnungsplädoyers nicht hören konntest«, sagte Artie zu Mike und ging, seinen langen Schnauzbart mit der rechten Hand zwirbelnd, zur Richterbank. Seine linke Hand hatte er in den Bund seiner blauen Sergehose eingehakt, die unter seinem Bauch spannte. »Sie waren beide gut. Echt gut.«
    Da Mike als Zeuge aussagen würde, war es ihm nicht gestattet, während der Verhandlung anwesend zu sein.
    »Wie würdest du die Plädoyers auf einer Skala von eins bis zehn bewerten?«
    »Mike, bitte!«
    »Kümmern Sie sich um Ihren Kram, Ms Cooper. Beachte uns einfach nicht. Und erzähl mir nicht, du hättest heute früh deine Kritiken in den Zeitungen nicht gelesen!« Mike fuhr sich wieder grinsend durch sein dichtes Haar.
    Artie nahm den Wasserkrug des Richters, um ihn aufzufüllen. »Glaub mir, sie war viel besser, als der Kolumnist der Daily News behauptet. Ich meine, die Kritik richtet sich ja auch nicht gegen Alex. Es ist nur so, dass die Faktenlage ziemlich dünn wirkt. Alex würde ich eine Neun geben, aber ihrem Fall nur eine Drei.« Artie schien einzufallen, dass ich auch noch da war. »Ich hoffe, Sie haben noch ein paar Überraschungen für uns in petto.«
    »Und Howell?«, fragte Mike.
    »Eine Zehn. Eine glatte Zehn. Er ist so redegewandt. Ich sag’s dir, Mike, sollte ich jemals den Drang verspüren, jemanden umzubringen, dann würde ich mich auch von Lern Howell verteidigen lassen.« Die Tür fiel hinter Artie Tramm ins Schloss.
    »Ich wollte dich nicht ärgern, Coop.«
    »Artie hat Recht.«
    »Was deinen Fall angeht?«
    »Was Lern Howell angeht. Hat Laura dir die Liste mit den Anrufen gegeben, die du heute Vormittag erledigen sollst?«
    »Sie ist noch nicht im Büro.« Mike trug wie üblich einen marineblauen Blazer und eine anthrazitfarbene Hose. Der Kragen seines hellblauen Hemdes stand offen, und seine Ripskrawatte hing unverknotet und lässig unter dem Sakko. In dem großen, leeren Gerichtssaal wirkten wir beide winzig - Mike trotz seiner eins achtzig und ich mit meinen eins siebzig, ohne Absätze.
    »Die Liste liegt auf ihrem Schreibtisch.« Ich mochte es, wenn ein Prozess rund lief. Die Reihenfolge der Zeugen wurde Tage im Voraus festgelegt, sie wurden gebeten, sich für ihre Aussage bereitzuhalten und ihre Termine entsprechend zu verschieben. Die meisten Geschworenen reagierten verärgert, wenn sich ihr Einsatz wegen unnötiger Verzögerungen in die Länge zog. Gewiss kam manchmal etwas Unvorhersehbares dazwischen - wenn ein Geschworener in der U-Bahn stecken blieb oder keinen Babysitter fand oder behauptete, seine Katze hätte einen Haarballen verschluckt und müsse zum Tierarzt - aber Mike und meine Assistentin Maxine überwachten die von mir vorgesehene Zeugenreihenfolge, damit ich meine Präsentation so stringent wie möglich gestalten konnte.
    »Kann ich noch was -«
    »Wir sehen uns um eins.«
    »Sei nicht so schroff zu mir, Kid. Ich bin auf deiner Seite, aber du musst realistisch sein, was deine Chancen angeht. Es tut mir leid, wenn ich dich in deiner Konzentration gestört habe.«
    »Du versuchst noch mehr zu stören.« Ich schob Amanda Quillians Foto wieder zwischen die Aktendeckel und legte sie auf den Einkaufswagen zurück.
    »Du bist also frühzeitig hier heraufgekommen, um nicht an all den Leuten vorbeizumüssen, du hast alle Beweisstücke dabei, und du hast wahrscheinlich deinen Frieden mit Amanda gemacht.«
    Zu Beginn eines Mordprozesses pflegte ich mich auf meine

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