Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition)
verhindern, indem sie hinter dem wütend blickenden Rindal heftig den Kopf schüttelte.
»War heute Vormittag kurz in Bastøy«, sagte Gunnarstranda.
»Dafür haben wir keine Zeit«, sagte Rindal verärgert.
Starum wollte etwas sagen, um Gunnarstranda aus dem Konzept zu bringen, aber sie kam zu spät.
Er sagte: »Die Psychologin lügt, was ihre Beziehung zu Darak Fares betrifft, genauso wie sie in Bezug auf Petter Bull gelogen hat.«
Erneut drehten sich zwei Köpfe in seine Richtung.
Drückendes Schweigen.
Gunnarstranda räusperte sich. »Darak Fares ist aus dem Gefängnis geflohen, als er neunzehn war. Er war sechs Monate lang auf der Flucht. Es war ihm gelungen, abzuhauen, nachdem er einer weiblichen Aufseherin den Hof gemacht hatte.«
»Wem?«
»Maria Hoff?«, fragte Starum.
Gunnarstranda nickte. »Maria Hoff hat damals als Gefängnispsychologin gearbeitet. Sie war zweiundzwanzig. Er war neunzehn.«
Es blieb lange still im Raum.
Schließlich atmete Rindal laut aus. Er hielt den Kopf gesenkt, als er sprach. »Und was hat das mit unserem Thema zu tun?«
»Das bedeutet, dass Maria Hoff noch einmal gelogen und damit noch mehr an Glaubwürdigkeit verloren hat. Das bedeutet auch, dass sie wusste, was ihr bevorstand, wenn Darak Fares aus der U-Haft entlassen würde. Das bedeutet, dass sie vorbereitet war und ihre Vorkehrungen treffen konnte.«
»Sie wissen nicht, ob er Kontakt zu ihr aufgenommen hat«, kläffte Rindal. »Das glauben Sie nur. Fares hat Veronika Lange angerufen, und das Mädchen hat die verdammte Klinik bewiesenermaßen nicht verlassen!«
»Auf jeden Fall hat Hoff beim Polizeiverhör gelogen. Wir haben sowohl auf Band als auch schriftlich und mit Stempel versehen, dass sie abstreitet, Darak Fares jemals begegnet zu sein. Warum hat sie gelogen?«
Rindal schwieg, also formulierte Gunnarstranda die Antwort selbst: »Sie hat darauf spekuliert, dass wir nicht in dreizehn Jahre alten Akten graben würden. In keinem der Berichte taucht der Name der damaligen Betreuerin auf. Der Gefängnisdirektor hat den Namen ausgespuckt – nach einem längeren und intensiven Gespräch mit mir.«
Rindal hatte etwas zum Nachdenken bekommen.
»Dieser Fall lässt sich lösen«, fuhr Gunnarstranda rasch fort. Der Speicher von Killis PC ist der Beweis, der den Fall entscheiden wird, egal, wer auf der Anklagebank sitzt. Wir haben auf jeden Fall die Möglichkeit, in zwei Mordfällen Anklage zu erheben. Alles hängt davon ab, ob wir diese Festplatte finden.«
Rindal biss die Zähne zusammen und presste die Finger gegen die Schläfen. Er war hin- und hergerissen. Das war deutlich.
Vibeke Starum fand es an der Zeit, eine neue Offensive zu starten. »Wir haben schließlich nur die Version der Psychologin von Petter Bulls Einbruch und dem Übergriff«, sagte sie.
Rindal lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
Sie fuhr fort: »Petter Bull liegt im Koma. Eine Durchsuchung der Wohnung der Psychologin kann größere Klarheit darüber bringen, was tatsächlich passiert ist, bevor sie in der Garage überfallen wurde. Wenn unsere Leute eine lose Festplatte in der Wohnung finden sollten, dann wäre das doch bloß ein Bonus, oder?«
Rindals Finger lösten sich von den Schläfen, er ballte beide Fäuste, um dann die Finger zu spreizen, als würde er jegliche Verantwortung von sich weisen. »Okay«, seufzte er schwer.
Als sie Rindals Büro verließen, kam ihnen Ingrid Kobro entgegen. Alle drei blieben stehen. Kobros Blick wanderte von einem zur anderen. Sie räusperte sich.
Vibeke Starum fragte: »Was ist los?«
»Sie ist gestorben, eingeschlafen, vor ein paar Stunden.«
»Wer?«
»Das Mädchen, das ihr verdächtigt, Ivar umgebracht zu haben. Veronika Lange.«
Vibeke Starum schlug mit der Faust gegen die Wand und fluchte. Gunnarstranda betrachtete sie. Dann sah er Kobro an. Weiterhin mit Pokerface.
»Ich weiß, dass das in vieler Hinsicht eine schlechte Nachricht ist«, sagte Kobro. »Aber daran können wir wirklich nicht viel ändern.«
»Und damit ist der Fall Killi wegen Mangels an Beweisen zu den Akten gelegt«, sagte Gunnarstranda ruhig. »Täter verstorben.«
»Wir sollten vielleicht der Psychologin Bescheid geben«, sagte Vibeke Starum.
»Das ist nicht nötig«, sagte Kobro. »Sie war diejenige, die mich angerufen und gebeten hat, euch zu informieren.«
Vibeke Starum begann zu lachen. »Verdammte Hexe«, zischte sie und ballte beide Fäuste. »Ruft an, um uns zu informieren!«
59
Er betrachtete nachdenklich
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