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Blutfeuer

Titel: Blutfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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für die anderen herhalten. Im finalen
internen Personalgespräch war ihm mitgeteilt worden, dass er zu fanatisch in
seinem Charakter und in seinem fachlichen Verhalten gewesen sei. Eine absolute
Farce!
    Wütend trat Achim Königer die klassisch römische Vasennachbildung
vom Balkon der Veranda. In hohem Bogen machte diese sich auf ihren Weg, den ihr
die Schwerkraft vorschrieb, und zersprang laut scheppernd neben dem Pool auf
den Natursteinfliesen.
    »Scheiße!«, rief er ihr noch spontan erregt hinterher. Seine Frau
schaute schon gar nicht mehr nach, was los war. In seinen cholerischen Anfällen
hatte er bereits fast alle Blumenbehältnisse des sündhaft teuren Anwesens
zerschmissen, zerschlagen oder im Pool versenkt. Und seine Gattin würde wohl
auch bald verschwinden. Da war er sich sicher. Er war zwar inzwischen sehr
wohlhabend, eigentlich reich, aber er war auch extrem ehrgeizig und ergo
unzufrieden mit der karrieretechnischen Gesamtsituation – mit sich als Mensch
sowieso. Er war kein Ehemann mehr, stattdessen musste er sich eingestehen, dass
er einfach nur noch ein unausstehliches Arschloch war. Und mit diesem
selbstzerfleischenden Gedanken nahm er die letzte Vase der ehemals zehn und
warf sie in Richtung der orangefarbenen Sonne. Er stutzte und nahm verwundert
die Sonnenbrille ab. Was war denn jetzt los? Orange? Alles um ihn herum war in
ein orangefarbenes Licht getaucht. Ihm wurde plötzlich kalt. Etwa ein
Herzanfall? Er wäre nicht der erste Manager, den so eine Attacke heimsuchen
würde. Oh Gott, wo war hier bloß der nächste Arzt? Panik erfasste ihn. Er
wollte von der Veranda flüchten, doch die urplötzliche Übelkeit ließ ihn auf
die Knie sinken. Sein Körper begann, sich abnorm zu verkrampfen, und er litt
Höllenqualen. Er versuchte, um Hilfe zu rufen, doch seiner Kehle entrang sich
nur ein verzweifeltes Röcheln. Dann wurde es schlagartig dunkel um ihn. Achim
Königer kippte nach vorn, seine Stirn schlug auf den Steinfliesen auf, und er
war bereits tot, als eine orangefarbene Flüssigkeit aus seinen geplatzten
Augäpfeln auf die römischen Fliesen zu tropfen begann.
    *
    Ein lauter Pfiff ertönte. »Na, Mädels, braucht ihr vielleicht
Begleitung? Wenn ja, wir sind im McDonald’s in Greding!« Der Mann warf einen
bedeutungsvollen Handkuss aus dem geöffneten Beifahrerfenster, und die
silberfarbene Limousine mit dem schwäbischen Stern zog davon. Natürlich nicht,
ohne sich noch einmal durch Betätigen der Warnblinkanlage auf ewig ins
Gedächtnis der beiden einsamen Frauen gebrannt zu haben. Zumindest
gingen die beiden selbstbewussten Fahrzeuglenker davon aus. Es war ja klar: Mit
einem solchen Wagen war man einfach unwiderstehlich.
    Ute von Heesen nickte wissend mit dem Kopf, während Manuela Rast
einen weiteren fetten Strich auf ihren Notizblock machte – neben den siebzehn
anderen, die sie bereits darauf gezogen hatte.
    »Ich glaube, du hattest recht, Ute«, meinte sie resigniert, ohne
auch nur aufzublicken. »Das war jetzt schon die achtzehnte Anmache, und wir
sind noch nicht einmal an Ingolstadt vorbei!« Sie blickte sich um und sah durch
die Speichen der Mountainbikes bereits von hinten die nächsten Strahlemänner
heranrasen, die ihnen heftigst zuwinkten und Fleißarbeit an der Lichthupe
verrichteten.
    Sie drehte sich um und malte einen weiteren Strich mit ihrem
Bleistift auf das flatternde Papier. »Meine Prognose von lediglich
fünfunddreißig Anträgen bis Oberstdorf wird sich wohl nicht ganz halten
lassen«, meinte sie seufzend. »Aber jetzt fahr zu, ich glaube, die Jünglinge da
hinter uns wollen auf der Standspur überholen.« Kopfschüttelnd schaute sie über
den Rand ihrer großen Brigitte-Bardot-Sonnenbrille zu ihrer Fahrerin. Beide
brachen in lautes Lachen aus, und Ute von Heesen gab Gas.
    Kommissar Haderlein hatte sein schläfriges Haupt gerade auf sein
wohlverdientes Kopfkissen gebettet und die Augen geschlossen, als es an der Tür
klingelte. Er konnte es nicht glauben. War es sein einsames Schicksal, immer
dann aus dem Bett geholt zu werden, wenn er gerade dabei war, ein Schlafdefizit
auszugleichen? Einen Moment lang überlegte er, sich tot zu stellen, aber
schließlich war er Kommissar bei der Kriminalpolizei und damit ein Vorbild für
die Menschheit. Er musste also aufstehen, und wenn er noch so müde war. Schon
aus Imagegründen. Vielleicht war es ja auch nur die Post. Er öffnete die Tür.
Es war nicht die Post.
    Stattdessen stand sein dunkelhäutiger Technikexperte aus

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