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Blutfeuer

Titel: Blutfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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dann etwas anderes, auch bei
Schweinen. Aber noch war sie Single. Langsam wurde es Zeit für eine Diät, hatte
sie selbstkritisch festgestellt.
    Derartig ästhetische Feinheiten waren dem Leiter des Klinikums St.
Getreu Peter Waldmüller völlig fremd. Er sah nur eines auf sich zukommen: ein
Tier. Also ein unhygienisches Lebewesen, welches in einer ärztlichen Anstalt
absolut nichts verloren hatte. Schon gar nicht, wenn es sich um ein rosa
Bakterienmutterschiff namens Riemenschneider handelte. Doch Haderlein machte
keinerlei Anstalten, stehen zu bleiben.
    »Äh, Sie wollen doch nicht etwa mit Ihrem Schwein in meine Klinik,
Herr Kommissar?«, fragte Waldmüller Haderlein mit einem protestierenden Ton in
der Stimme und musterte Riemenschneider misstrauisch von oben bis unten.
    »Kriminalhauptkommissar Haderlein«, knurrte Haderlein kurz
angebunden, »und ich habe Sie auch sehr gern, Herr …?« Dabei blickte er dem
Klinikleiter in die Augen, als wolle er ihn gleich einmal für einen Monat in
Schutzhaft nehmen. Der Angemaulte war sichtlich erschrocken.
    »Oh, verzeihen Sie, Herr Kriminalhauptkommissar!«, rief er. »Ich
wollte nicht unhöflich erscheinen. Waldmüller Peter, Klinikleitung«. Dabei
wischte er sich den Schweiß von der Stirn, welcher aber mitnichten von der sich
bereits wieder im Anstieg befindenen Lufttemperatur herrührte, sondern von der
Konfrontation mit dem Kriminalhauptkommissar. Haderlein beschloss, hier erst
mal für Klarheit bezüglich der Kompetenzen und des weiteren Vorgehens zu
sorgen.
    »Gut, Herr Arzt«, tönte er barsch, »wie man mir mitteilte, gab es
hier in Ihrem Haus mehrere Todesfälle mit eindeutiger Fremdeinwirkung. Das
heißt, ab jetzt leite ich hier die Ermittlungen und Sie von mir aus Ihre
Klinik. Aber auch Letzteres«, fuhr er in schneidendem Ton fort, »bis auf
Weiteres nur von Haderleins Gnaden. Und wen oder was ich hier mit hineinnehme,
um ein Verbrechen aufzuklären, geht Sie im Moment eine eitrige Mullbinde an.
Haben wir uns verstanden, Sie Waldmeister? Jetzt zeigen Sie mir bitte den
Tatort, hier draußen wird es nämlich langsam zu warm!« Mit diesem fundamentalen
Statement stolzierte er am Leiter des Klinikums vorbei, Riemenschneider an der
Leine und Huppendorfer im Schlepptau. Dr. Waldmüller blieb nur ein verblüffter,
offen stehender Mund.
    »Der Herr Kommissar ist etwas übermüdet, und Ärzte mag er sowieso
gar nicht.« Schulterzuckend drehte sich Huppendorfer um und eilte seinem Chef
hinterher.
    Als sich die schwere Tür aus Sicherheitsglas hinter ihnen schloss
und das Nummernschloss einrastete, kam auch schon der Leiter der
Spurensicherung Heribert Ruckdeschl auf Haderlein zu.
    »Was ist hier los, Ruckdeschl?«, fragte Haderlein kurz und knapp und
schaute sich in dem kleinen Gebäudetrakt um. Entlang des kurzen Ganges gab es
fünf Zimmer, deren Türen allesamt geöffnet waren. In allen – bis auf einem –
waren die weiß gekleideten Mitarbeiter der Spurensicherung zugange. Es
herrschte ein reges Treiben auf dem Gang. Aus einem Zimmer wurde gerade ein
schwarzer Plastiksack herausgetragen, in dem sich offensichtlich eine Leiche
befand. Ruckdeschl bedeutete Haderlein und Co., ihm zu folgen, und die
Kommissare betraten das erste Zimmer auf der linken Seite. In seiner Mitte
stand eine Dose auf dem Boden, um die mit weißer Kreide ein Kreis gezogen war.
Auf dem Bett an der linken Wand lag ein alter Mann mit offenem Mund auf dem
Rücken. Offensichtlich tot. Seine rechte Hand hielt so krampfhaft einen
schweren Gehstock umklammert, dass dieser senkrecht nach oben ragte.
    »Ist das ein Rentnerständer, oder wie?«, fragte Haderlein trocken
und deutete auf die erigierte Gehhilfe.
    »Wie bitte? Äh, wir haben das Zimmer für Sie in dem Zustand
belassen, in dem wir es vorgefunden haben«, erläuterte Ruckdeschl die
Situation, ohne auf Haderleins Flapsigkeiten einzugehen. »Das Ganze gibt’s dann
noch drei Mal in ähnlicher Menagerie, nur eben ohne erigierten Stock.«
    »Und was ist das?«, fragte Huppendorfer neugierig und deutete auf
die ominöse Metalldose. »Auch ein Rentnerutensil?« Er rümpfte die Nase. Es roch
irgendwie nach verfaulter Banane, aber vielleicht bildete er sich das auch nur
ein. In dieser schwülen Hitze vermoderte ja dauernd irgendetwas.
    »Wir wissen es nicht«, gab Ruckdeschl die ehrliche Antwort, »aber in
jedem der betroffenen Zimmer haben wir eine solche Dose gefunden und daneben
einen toten Patienten. Wir vermuten, dass in den Behältnissen etwas

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