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Blutflecken (Ein Lucy-Guardino-Thriller) (German Edition)

Blutflecken (Ein Lucy-Guardino-Thriller) (German Edition)

Titel: Blutflecken (Ein Lucy-Guardino-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CJ Lyons
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entfernt ein kleines Holzhaus. Es war offensichtlich nicht bewohnt, obwohl es nicht baufällig wirkte.
    »Stolfultz hielt seine Milchkühe hier. Er hat die Höhlen sogar zur Lagerung benutzt – seit Generationen wurde das so gemacht. Ist besser als eine Kühlanlage. Die Temperatur bleibt stets konstant und man muss sich keine Gedanken um die Stromversorgung machen. Aber jetzt …« Bob hob die Schultern. »Jetzt kommt hier niemand mehr hin. Nicht einmal die Kühe.«
    »Wie weit sind wir von dem ersten Eingang entfernt?«
    »Auf der Straße rund fünf Kilometer. Luftlinie gerade mal knappe siebenhundert Meter.«
    Er entfaltete eine Straßenkarte.
    »Sehen Sie hier, wie der Fluss den Berg sowohl zur Seite als auch in die Höhe zwingt? Die Höhle im Inneren ist eine wunderbare Abkürzung. Die alten Leute haben immer erzählt, dass die Shamokin-Indianer die Echo Cavern genau dafür benutzt haben – sie konnten einfach und schnell von einer Seite des Berges zur anderen spazieren, egal, welches Wetter draußen herrschte, und ihre Feinde überraschen. Oder vor ihnen flüchten, denke ich. Sie konnten einfach im Berg verschwinden und niemand konnte ihnen folgen.«
    Jenna blickte aus dem Fenster auf eine Märchenlandschaft. Runde Strohballen, mit Schnee bestäubt. Weiß getünchte Scheune und Holzhaus, vor dem dunklen Grün des Waldes. Dahinter der Berg. Die Szenerie sah alles andere als furchterregend aus. Bob faltete die Straßenkarte fein säuberlich zusammen, griff nach seinem Stetson und stieg aus dem Wagen. Aus dem Kofferraum nahm er zwei leistungsstarke Taschenlampen und ging zurück zur Fahrertür.
    »Und Sie wollen da wirklich reingehen?«
    Jenna war niemals zuvor in einer Höhle gewesen. Nicht einmal in einer Scheune. Sie schalt sich für ihre plötzliche Ängstlichkeit – verdammt noch mal, sie war eine knallharte Spitzenagentin! –, sprang aus dem Wagen und schnappte sich eine von Bobs Taschenlampen.
    »Kühe sind dort keine drin, oder?«
    »Nein, Ma’am, das habe ich doch schon gesagt. Die sind draußen auf der Weide oder drüben in der neuen Scheune.« Er deutete mit seinem Kinn vage die Richtung an. Jenna ließ ihren Blick über die Landschaft schweifen. Noch mehr Strohballen und leere Felder, hier und da ein paar widerborstige, abgestorbene Maisstängel, soweit sie das beurteilen konnte. Am Horizont machte sie plötzlich Bewegung aus. Ein paar schwarze Punkte, die sich gemächlich über einen abgemähten Hügel bewegten, im Hintergrund ragte der Berg auf. Zwischen den Bergen und Bäumen kam sie sich regelrecht eingepfercht vor. Ähnlich wie in den Canyons in der Umgebung von Los Angeles. Nur ungebändigter. Bob rollte das Scheunentor zur Seite. Wegen des süßen Geruchs von Stroh und Klee musste Jenna zweimal niesen. Dann stieg ihr der penetrante Geruch von Kuhmist in die Nase.
    »Passen Sie auf, wohin Sie treten«, warnte Bob. Die Stallungen, die sich auf beiden Seiten der Scheune aneinanderreihten, waren verlassen und trist. Dieser Eindruck wurde von den Schatten, die das Licht der Taschenlampen erzeugte, noch verstärkt. Bob führte sie durch den mittleren Gang und bog schließlich hinter einem Raum voller Milchkannen aus Edelstahl und anderem landwirtschaftlichen Gerät ab. Sie gelangten an ein schmiedeeisernes Tor, an dem ein großes Vorhängeschloss hing. Dahinter befand sich nichts als schwarze Stille. Das schwache Licht, das aus der Scheune bis ans Tor fiel, ließ die Atmosphäre ungefähr so fröhlich wie bei einem Spaziergang auf dem Mond erscheinen.
    An Holzdübeln vor dem Tor hingen ein paar Petroleumlampen. Jenna hielt Bobs Taschenlampe, während er zwei davon herunternahm, sie entzündete und dann an Haken befestigte, die von den Deckenbalken herunterhingen. Der scharfe, ölige Geruch des Kerosins vermischte sich mit dem der Scheune.
    »Machen sich die Bauern hier keine Sorgen wegen Brandgefahr?«
    Bob zuckte mit den Achseln. »Amische«, sagte er, als erklärte dieses eine Wort alles. Mit einem Schlüssel, der sich an seinem Waffengürtel befunden hatte, öffnete er das Vorhängeschloss.
    »Früher hat hier nie jemand irgendetwas zugesperrt«, murmelte er. Dann drückte er das Tor auf. Die Angeln, die in der Wand verankert waren, waren gut geölt. Jenna erkannte, dass es sich bei der Wand um solides Gestein handelte. Bob entzündete zwei weitere Lampen.
    »Warten Sie hier.«
    Er verschwand in der Dunkelheit. Regale säumten den Eingang zur Höhle, in einigen standen noch immer Milchkannen

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