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Blutflecken (Ein Lucy-Guardino-Thriller) (German Edition)

Blutflecken (Ein Lucy-Guardino-Thriller) (German Edition)

Titel: Blutflecken (Ein Lucy-Guardino-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CJ Lyons
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Rücken. Genauso, wie seine Mutter es getan hatte, als er klein war. Er wollte sie nicht wegstoßen, aber nachdem er für einen Moment die Augen geschlossen und sich vorgestellt hatte, dass sie seine Mom sei, tat er es doch. Sie hatte sich überhaupt nicht verändert. Ihr dunkles Haar bekam noch immer einen rötlichen Schimmer, wenn das Licht aus einem bestimmten Winkel darauf fiel, und sie steckte es noch immer auf dieselbe schlichte Art hinter die Ohren. Sie hatte noch immer denselben Ausdruck im Gesicht, der versprach, dass er ihr alles erzählen konnte. Sie würde nicht urteilen, denn es war ihr wichtig, wirklich wichtig, dass es ihm gut ging. Aber wenn es wirklich so wichtig war …
    »Warum sind Sie allein gekommen?« Er schluchzte, aber er genierte sich nicht. Nicht vor Lucy. »Jetzt wird er mich nie finden. Ich brauche ihn. Ich weiß nicht, was ich ohne ihn anfangen soll.«
    Sie umarmte ihn wieder, dieses Mal mit einem Arm und zog ihn an sich, so dass sie beide nebeneinander standen und auf das Grab sahen.
    »Was ist passiert, Adam? Warum hast du deinen Vater verlassen?«
    Er ließ sich auf den Boden sinken und setzte sich auf den Grabstein. Mom würde das nicht stören, und er war sich nicht sicher, ob ihn seine Beine noch länger tragen konnten. Auf einmal spürte er die Last, die er sich mit Sally aufgeladen hatte. Er musste Dad finden. Er dachte an Marty und Darrin, die von miesen Schlägertypen bedroht wurden – sowohl auf dem Schulhof als auch zu Hause. Dad würde für Sally sorgen und wissen, wie man die Jungen beschützen könnte. Er würde sie alle beschützen. Aber Dad war nicht hier.
    »Es ist alles meine Schuld«, sagte er. »Ich habe alles vermasselt.«
    »Wir alle machen Fehler, Adam. Hat dein Vater dich rausgeworfen? Hast du Angst, nach Hause zu gehen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Auf keinen Fall. Ich kann ihn nur nicht finden. Ich habe überall nach ihm gesucht und ich dachte, wenn ich hierher zurückkehre und wenn Sie mit all den Reportern und dem ganzen Zirkus dazukommen würden, na ja, dann würde er wissen, wo ich bin. Und dass er dann kommen würde, um mich zu holen. Um mich wieder zu sich zu nehmen.«
    Es klang dumm. Er sah Lucy an und war überrascht, dass sie ihn nicht auslachte. Sie sah vielmehr besorgt aus.
    »Adam, einen Drohbrief zu schreiben war nicht der richtige Weg, um deinen Dad auf dich aufmerksam zu machen. Es verstößt gegen das Gesetz.«
    »Aber …« Zum ersten Mal hatte er Angst vor Lucy. Würde sie ihn verhaften? Das durfte sie nicht tun. Wer würde sich dann um Sally kümmern?
    »Ich habe niemandem was getan. Ich wollte nur …« Er schluckte laut. »Ich will nur meinen Dad zurück.«
    »Ich weiß. Mach dir keine Sorgen, uns wird schon was einfallen. Und ich finde deinen Dad für dich.« Sie klopfte mit den Händen auf ihre Hose, als wolle sie sofort ans Werk schreiten. »Zuerst einmal, wo wohnst du momentan? Das Jugendamt muss sich um dich kümmern, während wir nach deinem Dad suchen.«
    »Nein.« Er richtete sich auf und bemerkte erstmals, dass er um einiges größer war als sie. Nicht nur größer. Auch kräftiger. Aber sie sah überhaupt nicht eingeschüchtert aus. Nicht so wie die Fische. Aber Lucy war ja auch kein Fisch. »Kein Jugendamt. Kein Pflegeheim. Keine Freaks mehr. Ich will meine richtige Familie. Ein richtiges Zuhause.« Selbst wenn es sich dabei um die Pritsche hinten in Dads Lieferwagen handelte. Oder den Boden in einem versifften Motelzimmer. Es war ihm egal. Alles war besser als noch so ein Scheißkerl wie Rick. Lucy hob ablehnend die Hände.
    »Adam. Du kannst nicht auf der Straße leben. Es ist zu gefährlich.«
    Der Wind blies zwischen ihnen hindurch und trieb ein paar Schneeflocken vor sich her. Wirklich ernst nehmen konnte man die noch nicht, und doch war es ein Vorgeschmack. Als habe Mutter Natur sich auf Lucys Seite geschlagen. Aber Adam war das völlig schnuppe.
    »Ich habe einen sicheren Ort. Ich brauche kein Jugendamt.« Er tat ein paar Schritte rückwärts und brachte den Grabstein seiner Mutter wieder zwischen sich und Lucy. »Ich brauche Sie nicht.«
    Bevor sie etwas erwidern konnte, rannte er auf die Bäume zu.
    »Adam, warte!«
    Aber er hielt nicht an. Er blickte auch nicht zurück. Lucy konnte ihm nicht helfen. Nicht mehr. Nur Dad konnte ihm helfen. Äste schlugen ihm gegen die Arme und ins Gesicht, aber er verlangsamte sein Tempo erst, als er sicher war, dass er sie abgehängt hatte. Dann schlich er sich durch die Bäume im

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