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Blutflecken (Ein Lucy-Guardino-Thriller) (German Edition)

Blutflecken (Ein Lucy-Guardino-Thriller) (German Edition)

Titel: Blutflecken (Ein Lucy-Guardino-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CJ Lyons
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sich von dort zu unermesslichen Höhen auf. Auf der gegenüberliegenden Seite der Höhle gähnte absolute Finsternis, die so dicht war, dass selbst ihre starke Taschenlampe sie nicht durchdringen konnte.
    »Da sind wir.« Bobs Stimme war kaum mehr als ein Flüstern und bestätigte, was Jenna sich schon zusammengereimt hatte. Der Tatort. Die Temperatur hatte sich nicht verändert, und doch bekam Jenna am ganzen Körper eine Gänsehaut. Sie antwortete nicht. Stattdessen machte sie ihre Taschenlampe aus. Den Daumen ließ sie allerdings auf dem Schalter. Sie ging langsam in die Mitte der Höhle. Sie hatte gesehen, dass nichts auf dem Boden lag, über das sie hätte stolpern können, aber obwohl Bobs Lampe noch leuchtete, fühlte sie sich orientierungslos. Ihr Magen drehte sich, als würde sie fallen.
    »Schalten Sie die Taschenlampe aus.«
    »Ich denke nicht, dass das eine gute …«
    »Schalten Sie sie bitte aus.«
    »Geht klar. Aber bewegen Sie sich nicht von der Stelle. Auf der anderen Seite der Höhle fällt der Boden steil ab.«
    »Okay.« Jenna streckte die Arme ein wenig von sich, als wollte sie sich gegen das Nichts wappnen, das sie gleich umgeben würde. Dann schaltete Bob seine Lampe aus. Die Dunkelheit erstickte sie. Diese Dunkelheit musste schlimmer sein als Blindheit, denn an der schwarzen Leinwand aus Nichts prallten ihre Erinnerungen und Erfahrungen ab, ohne den geringsten Abdruck zu hinterlassen. Als das Schwindelgefühl immer schlimmer wurde, setzte ein lautes Klopfen in ihrem Kopf ein. Alles drehte sich, hallte von den Felswänden und stürzte sich aus jeder unerwarteten Richtung auf sie nieder: das laute Pochen ihres Herzschlages, das Kratzen von Bobs Stiefelsohlen auf dem Kalkstein, ihr eigenes Japsen, die Stimme der Studentin, die ihre Folterqualen beschrieb. Jeder neue Klang erschütterte ihren Körper. Mit jedem neuen Atemzug war ihr, als verschluckte sie dicke, klebrige Spinnweben, die sich in ihrem Körper ausbreiteten und ihr das Herz und die Lungen zudrückten, während die Schwärze sich außen enger und enger um sie schlang, ihren ganzen Körper umklammerte und sie erstickte.
    Sie ließ ihre Taschenlampe fallen, griff sich an den Hals und rang nach Luft. Sie stieß einen ächzenden Panikschrei aus, dann fiel sie zu Boden. Aber obwohl sie mit den Handflächen den Boden berührte, konnte sie nicht feststellen, wo oben und unten war. Die Dunkelheit drückte von allen Seiten weiter auf sie ein und zermalmte sie. Bob schaltete seine Taschenlampe an. Sie blendete Jenna, die in den grellen Lichtschein blinzelte. Er nahm sie in die Arme und half ihr beim Aufsitzen. Dann schaltete er auch ihre Taschenlampe ein. Zwei Hoffnungsstrahlen in der Dunkelheit.
    »Wie lang …?«, japste sie atemlos.
    »Dreißig, vierzig Sekunden«, antwortete er. Seine Stimme klang besorgt. »Geht es Ihnen gut? Sie hätten mir sagen sollen, dass Sie an Klaustrophobie leiden. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich Sie doch niemals hier mit reingenommen.«
    Sie stand auf. Vor ihren Augen tanzten rote Punkte, aber die Panik ließ nach. »Ich leide nicht an Klaustrophobie.«
    Mit beiden Händen umklammerte sie die Taschenlampe. Sie wollte es nicht darauf ankommen lassen, sie fallenzulassen.
    »Nur dreißig Sekunden?«
    »Jawohl, Ma’am.« Er blieb neben ihr stehen. Der Schein seiner Taschenlampe leuchtete auf einen der Stahlringe an der Felswand.
    »Und die Frauen waren hier mehrere Wochen lang festgehalten …«
    »Ein paar sogar mehrere Monate lang. Soweit wir das beurteilen können.«
    Er räusperte sich. »Lucy sagte, dass dem Täter die Kontrolle gefiel, die ihm die Dunkelheit verschaffte. Er hatte eine Nachtsichtbrille, also konnte er die Opfer überraschen. Er konnte tun, was ihm gerade einfiel, und sie waren absolut machtlos.«
    Jenna nickte. »Machtlos. Das ist ein gutes Wort. Und jetzt zeigen Sie mir bitte, wo der Dreckskerl ums Leben kam.«

Kapitel 12
    Adam nahm Lucy den Brief ab und starrte auf die Worte, die er schwarz auf weiß in Händen hielt. Worte, die er selbst geschrieben hatte. Er konnte sich kaum daran erinnern. Idiot. So viel zu diesem brillanten Plan. Dad hatte recht gehabt. Adam sollte das Planen ihm überlassen. Eine Schneeflocke fiel auf das Papier und verschmierte die Tinte. Würde er ja, wenn er nur könnte. Er würde Dad alles überlassen, würde ihm überallhin folgen, würde alles tun, was er verlangte. Aber zuerst musste er ihn finden.
    Lucy umarmte ihn noch einmal und rubbelte ihm über den

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