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Blutflecken (Ein Lucy-Guardino-Thriller) (German Edition)

Blutflecken (Ein Lucy-Guardino-Thriller) (German Edition)

Titel: Blutflecken (Ein Lucy-Guardino-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CJ Lyons
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Grund, warum sie bis in die Eingeweide fröstelte, lag woanders.
    »Alles okay?«, erkundigte er sich.
    »Ja, ja. Alles gut.«
    Der Schotterweg war kurvig und führte in den Wald, wo er schließlich in eine schneebedeckte Lichtung mündete. Viel Schnee lag noch nicht, aber die Menge hatte doch ausgereicht, um die gefallenen Blätter mit einer frischen, weißen Schicht zu überziehen. Bei diesem Anblick kam es Jenna so vor, als seien sie und Bob auf magische Weise in eine dieser Schneekugeln versetzt worden, die ihre Großmutter sammelte. Die kleinen Schneeflocken, die sanft durch die klare Luft wehten, sowie die gedämpften Geräusche der Umgebung verstärkten diesen Eindruck.
    Bei laufendem Motor blieben sie im Auto sitzen, und es hätte Jenna nicht sonderlich überrascht, wenn auf einmal ein Mädchen das Auto in die Hand genommen und so lang geschüttelt hätte, bis ein richtiges Schneegestöber entstand.
    »Wo ist der Eingang?«, fragte sie.
    »Mit Beton und Steinen versiegelt.« Bob zeigte auf den nackten Fels am Fuß des Berges. Jenna kniff die Augen zusammen und blickte durch die schmelzenden Schneeflocken, die auf der Windschutzscheibe zerrannen. Bei genauem Hinsehen konnte sie erkennen, dass dieser Fels eine andere Farbe hatte als die übrigen. Es sah aus, als hätte jemand eine Spalte mit Spachtelmasse aufgefüllt und sich bemüht, dass die abweichende Farbe nicht auffiel.
    »Wir wollten nicht, dass da noch einmal jemand hineingeht. Einmal hat gereicht.«
    Jenna schluckte merklich. Sie starrte auf den unnatürlich hellen Felsen. In ihrem Kopf echote noch immer die Stimme der Studentin aus North Carolina.
    »Ich muss da rein. Gibt es noch einen anderen Eingang?«
    Bob sah sie lang und durchdringend an. »Nachdem Sie das gehört haben, wollen Sie immer noch in die Höhle?«
    Jenna nickte trotz des Zitterns, das ihren ganzen Körper erfasst hatte. Ohne ein weiteres Wort gab Bob Gas, wendete gekonnt in drei Zügen, und sie verließen den unheimlichen Ort. Jenna hatte auf einmal das Bedürfnis, sich zu bekreuzigen, so wie sie es früher nach dem Gottesdienst getan hatte. Das war allerdings eine ganze Weile her. Das letzte Mal war sie in der Kirche gewesen, als ihr Großvater gestorben war. Und trotzdem setzten ihre Finger in einem unterbewussten Reflex zu den vertrauten Bewegungen an.
    Sie beobachtete Bob, der den Wagen aufmerksam und gleichzeitig mühelos steuerte und dabei sowohl das Radio als auch das kleine Computerterminal bediente, das sich zwischen den beiden Sitzen befand. Eine Falte war auf seiner Stirn entstanden, und Jenna fragte sich, warum er seine Tagesplanung geändert hatte, um sie zu einem Tatort von vor vier Jahren zu kutschieren. Sicher, sein Lächeln ließ darauf schließen, dass er sie attraktiv fand. Jenna erwartete das von Männern. Aber er schien seine eigenen Absichten zu verfolgen.
    »Glauben Sie, dass Adam dort sein könnte? In der Echo Cavern?«, fragte sie.
    Bäume und Feldwege schienen sich endlos zu wiederholen. Dann bog Bob auf eine zweispurige, geteerte Straße – Jenna war sich nicht sicher, ob es sich um dieselbe handelte, die sie aus dem Ort herausgeführt hatte, denn Schilder sah sie keine – und schließlich landeten sie wieder auf einer Schotterpiste. Hinter einem einstöckigen Schulhaus aus rotem Backstein machte sie einen leichten Knick und führte dann in den Wald hinein. Als sie wieder aus dem Wald herauskamen, sah Jenna zu ihrer Linken weite Maisfelder und zu ihrer Rechten den Fuß des Berges.
    Bob brach sein langes Schweigen. »Ich bezweifle, dass Adam sich dort aufhält, nicht nach allem, was sich in der Höhle zugetragen hat. Aber wenn Sie nachschauen, will ich derjenige sein, der ihn findet. Ich möchte mich vergewissern, dass es ihm gut geht.«
    Jenna zuckte mit den Achseln. Was hatte es nur mit diesem Caine-Jungen auf sich, dass sowohl Lucy als auch Bob das Bedürfnis hatten, ihn zu beschützen? Der Junge wurde polizeilich gesucht, so einfach war das.
    »Das geht in Ordnung. Aber wenn ich ihn finde, gehört er dem Staat.«
    Bob konzentrierte sich auf die Straße und antwortete nicht. Ein ordentlich gepflegter Holzzaun begrenzte das Grundstück, das wie die Schotterpiste vor einer steinernen Scheune endete. Ähnlich wie in einer Sackgasse schloss der Rücken der Scheune direkt an den Berg an. Zu beiden Seiten der Scheune wuchsen Nadelbäume, die bis auf die Höhe des Heubodens heranreichten. Im Hintergrund sah man eine eingezäunte Koppel und rund dreißig Meter

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