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Blutheide

Blutheide

Titel: Blutheide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K.Hanke und C. Kröger
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nicht aufgefallen war, schnappte sich aber kommentarlos eine Pinzette und zog einen mehrfach zusammengefalteten Zettel hervor.
    »Und?« fragte Katharina neugierig.
    »Hm, auf jeden Fall ist es kein zusammen geknuddelter Kassenbon«, erwiderte Bodo, der die Pinzette mitsamt dem Zettel vor seinen Augen hin und her wendete und dann Katharina vor die Nase hielt.
    »Das Papier sieht eher wie Notizpapier aus und es scheint etwas darauf geschrieben zu sein. Sehen Sie, an den Ecken hat er eine blassblaue Färbung, wie von verlaufener Tinte. Wollen Sie ihn gleich mitnehmen?«, fragte er Katharina. »Ich denke, Sie sollten ihn aber etwas trocknen lassen, bevor Sie ihn auseinanderfalten.«
    Katharina nahm eines der Plastiktütchen, die sie stets mit sich trug, aus ihrer Jackentasche, und der Kollege ließ das durchnässte Stück Papier vorsichtig hinein gleiten. »Danke, ja. Vielleicht hilft es uns ja tatsächlich weiter.«

    Nachdem sie die Tüte vorsichtig in der Innentasche ihrer Lederjacke verstaut hatte, sah Katharina sich erneut am Tatort um. Dabei entdeckte sie einen Mann um die 40, der mit einer Kamera durch die Gegend lief und Fotos machte. Der Polizeifotograf war es nicht, den hatte sie schon gesehen, als sie angekommen waren. Sie ging auf den Mann zu, doch Rehder kam ihr zuvor.
    »So, so, die Presse ist also auch schon wieder vor Ort. Hallo, Toffi.« Kommissar Rehder gab dem Typen mit der Kamera die Hand. »Hör zu, du kennst das Spiel. Direkt am Tatort hast du nichts zu suchen, die Absperrung gilt auch für dich, okay?«
    »Schon gut, Benjamin, ich bin ja gleich weg. Ich mach hier auch nur meinen Job, genauso wie du.«
    Mürrisch bückte sich der Mann mit der Kamera unter dem Absperrband hindurch und trat zwischen die Zuschauer, die immer noch nicht die Lust am Gaffen verloren hatten.
    Katharina trat neben ihren Chef. »Toffi? Was ist denn das für ’n Vogel?«
    Benjamin Rehder musste grinsen. »An den müssen Sie sich gewöhnen. Toffi, also eigentlich Christofer Saalbach, schreibt für den ›Lüneblick‹, das ist hier die örtliche Tageszeitung. Den kenn ich schon seit meiner Schulzeit, war damals auch schon etwas schräg drauf. Er kennt jeden in Lüneburg und ist immer als erster Reporter vor Ort. So unscheinbar er wirkt, von seinem Job scheint er was zu verstehen, auch wenn das aus unserer Sicht nicht gerade immer angenehm ist. Er nervt ziemlich, zieht aber schnell Leine, wenn man einen etwas schärferen Ton anschlägt. Die leidige Presse halt. Haben Sie noch irgendwas Wichtiges entdecken können, oder sind wir hier erstmal durch?«
    »Wie man’s nimmt. Im Gürtel des Opfers hab ich einen Zettel gefunden, den hab ich schon an mich genommen. Wenn wir zurück auf der Dienststelle sind, werde ich ihn trocknen und versuchen, ihn heil auseinander zu falten. Vielleicht wissen wir dann, wer der Tote ist. Jana Helm, das junge Mädchen, das die Leiche gefunden hat, steht noch ziemlich unter Schock. Zur Not werden wir sie noch mal aufs Präsidium bestellen müssen, eben war nicht viel aus ihr herauszubekommen. Aber ich denke, mehr können wir hier im Moment nicht machen.«
    »Gut, dann tun wir dem Direktor einen Gefallen und verschwinden.«

    Zurück auf der Dienststelle nahm Katharina die Tüte mit dem sichergestellten Papierstück aus der Jacke, holte den Zettel mit einer Pinzette vorsichtig heraus und legte ihn auf die Fensterbank in die Sonne. Sie überlegte kurz, ob sie irgendwo einen Fön organisieren könnte, entschied dann aber, dass die Sonnenstrahlen genauso gut funktionieren müssten. Dann schnappte sie sich die bereits angelegte Akte des anderen Falles, von dem Rehder ihr am Morgen berichtet hatte. Bezüglich der Wasserleiche musste sie jetzt sowieso erst mal auf die ersten Untersuchungsergebnisse aus KTU und Pathologie warten.

    Bei dem vorhergegangenen Mordfall war das Opfer eine junge Studentin, 23 Jahre alt und Single. Sie war von einem Auto überfahren worden, und zuerst hatte alles nach Fahrerflucht ausgesehen. Dann war jedoch bei der Obduktion festgestellt worden, dass sie bereits tot gewesen war, bevor das Auto sie überrollte. Darum ging der Kommissar davon aus, dass der Täter versucht hatte, durch das Überfahren mit dem Auto den eigentlichen Mord zu vertuschen. Bisher gab es keinen einzigen Verdächtigen, nicht einmal einen wirklichen Ansatz. Auch die bereits in der Nacht informierte Familie – die Studentin war gebürtige Lüneburgerin – hatte keine hilfreichen Aussagen machen können.

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