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1617 - Blutlust

1617 - Blutlust

Titel: 1617 - Blutlust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Bruce Hammer wusste nicht mal, woran sie gestorben war. Er war nicht dabei gewesen.
    Man hatte sie einfach abgelegt, und das auf dem Hinterhof eines Bestatters, der wirklich nicht dafür bekannt war, dass er Prominente unter die Erde brachte.
    Der Mann hatte sein Geschäft im Osten Londons, in einer kleinen Straße nördlich der Docks. Es war Zufall gewesen, dass Viola Hammers Visitenkarte bei sich getragen hatte, und so hatte der Bestatter - er hieß Monk - ihn informiert.
    Bruce Hammer erinnerte sich noch genau an den Anruf und besonders an die Stimme des Mannes. Sie war ihm alles andere als sympathisch gewesen, und er konnte sich vorstellen, dass auch Monk persönlich keinen anderen Eindruck auf ihn machen würde.
    Jetzt hallten die Sätze in seinem Kopf wider, als er auf dem Weg war.
    »Sie kennen Viola?«
    »Ja.«
    »Sie ist tot.«
    Der Bestatter hatte den Satz so ausgesprochen, als wollte er ihm noch ein Lachen folgen lassen.
    »Wieso tot?«
    »Sie lebt nicht mehr.«
    Bruce war in eine Schockstarre gefallen und hatte kaum mehr verstanden, was ihm dieser Monk noch mitteilte. Irgendwann hatte er sich wieder gefangen und gefragt, ob er sie sehen könne.
    »Ja, können Sie. Viola liegt bei mir.«
    »Gut, dann bin ich gegen Abend bei Ihnen.«
    »Tun Sie das. Ich sage Ihnen nur noch, wohin sie kommen müssen. Aber erscheinen Sie hier nicht zu früh. Ich habe noch zu tun. In der Dämmerung und kurz vor Anbruch der Dunkelheit ist es für mich am besten. Wie sieht es bei Ihnen aus?«
    »Ja, das ist zu machen.«
    »Dann warte ich, Mr. Hammer.«
    Lange würde der Bestatter nicht mehr warten müssen, denn Bruce Hammer hielt sich bereits in der Nähe auf.
    Es war eine Gegend, die er nur vom Durchfahren kannte. Alte und nicht renovierte Gebäude. Die Seitenstraße lag noch in Sichtweite der südlich gelegenen Docks, und das in einer Gegend, in der die Häuser nicht sehr hoch waren, dafür aber dicht an dicht standen.
    Alte Häuser, deren Fassaden früher vielleicht mal anders ausgesehen hatten, die jedoch im Laufe der Zeit allesamt gleich geworden waren. Ein schmutziges Grau, das nur von den Vierecken der Fenster unterbrochen wurde.
    Bruce Hammer war mit der Tube gefahren und an der Grundy Street ausgestiegen. Von hier aus hatte er nicht weit zu laufen.
    Er war kein ängstlicher Mensch. Um sich aber hier sicher zu bewegen, musste man schon in dieser Umgebung geboren sein. Das war er nicht.
    Er kannte ein anderes London, und so schritt er vorsichtig und mit gesenktem Kopf durch die Straße, die überhaupt nichts Freundliches an sich hatte und auch nicht besonders belebt war.
    Nur aus wenigen Fenstern der alten Häuser fiel Licht. Die meisten waren dunkel. Auf den Außenseiten der Scheiben klebte Schmutz. Da standen einige Häuser auch leer. Hin und wieder waren an den Fassaden noch die blassen Firmenschilder zu sehen. Auf den meisten von ihnen war die Schrift verblichen.
    Wenigstens hatte er die richtige Straße gefunden.
    Er passierte einen alten Trödelladen, vor dessen Tür der Besitzer stand und ihn neugierig ansprach.
    »Bist du auf der Suche?«
    »Möglich.«
    »Ich hätte eine gute Ware anzubieten.«
    »Glaube ich dir. Aber du bist nicht Monk.«
    Der Trödler lachte. »Nein, ich handle nicht mit alten Leichen. Willst du jemanden unter die Erde bringen?«
    Hammer gab darauf keine Antwort.
    »Wie weit muss ich noch gehen?«, wollte er stattdessen wissen.
    »Am Ende der Gasse.«
    »Danke.« Hammer grinste. »Und noch gute Geschäfte weiterhin.«
    »Witzbold.«
    Bruce ging weiter. Er war ein großer Mann mit breiten Schultern und braunen halblangen Haaren. Er trug eine kurze Lederjacke und Hosen, die ausgestellt waren.
    Erneut passierte er ein Haus, das aussah, als wäre es unbewohnt. Das Ende der Gasse lag in einer engen Linkskurve. Danach wurde es heller, denn von dort fiel ein schwacher Lichtschein auf die Fahrbahn. Und da fand er auch das Haus des Bestatters.
    Es hatte sich der Gegend angepasst. Es war nicht unbedingt hoch und eigentlich fiel nur der übergroße Schornstein auf, der auf dem Dach in die Höhe stach.
    Bruce Hammer blieb vor der Tür stehen. Er fragte sich, warum sein Herz so schnell klopfte. Lag es an der alten Fassade, bei der Putz abgeblättert war und sich an anderen Stellen ein Aderwerk aus Rissen zeigte, oder lag es daran, dass der Tod hier so greifbar nahe war und man sich schütteln musste?
    Hammer wusste es nicht. Er fragte sich allerdings, welche Kunden ein Bestatter hatte, der in dieser Gegend

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