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Blutige Asche Roman

Titel: Blutige Asche Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Pauw
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schwanger war. Das hat man nun davon, wenn man sechzig Stunden die Woche arbeitet - schwupps, bleibt die Regel aus. Eine Akte nach der anderen, Besprechungen, Protokolle, Verteidigungen
vor Gericht. Ein Fall folgt dem nächsten, bis man gar nicht mehr weiß, was man eigentlich macht. Aber man macht es, und das sogar noch erstaunlich gut.
    Ich ging zum Ultraschall. Auf dem Bildschirm sah ich zappelnde Ärmchen und Beinchen. Ein kleines, klopfendes Herz. Ein echtes Baby. Wie hätte ich das wegmachen lassen können?
    Der Erzeuger war von der Aussicht, Vater zu werden, alles andere als begeistert. Ja, er machte mir sogar Vorwürfe. Das Kind könne unmöglich von ihm sein, ich vögelte anscheinend wild in der Gegend rum. Ob ich nicht abtreiben wollte? Er bot sogar an, dafür zu zahlen, obwohl Abtreibungen in den Niederlanden kostenfrei sind. Und als ob das irgendetwas damit zu tun gehabt hätte, endete sein Plädoyer mit der Beschuldigung, dass er noch nie so schlechten Sex gehabt hätte.
    Da kann man seine Karriere, seine schlanke Taille, ja sein ganzes Leben abschreiben und bekommt so was zu hören. Ich wollte die Bemerkung gar nicht an mich heranlassen, weil sie so kindisch war. Aber natürlich traf sie mich. Deshalb sagte ich: »Ich hab wirklich keine Lust auf so was. Sieh zu, wo du bleibst, Arschloch.«
    Damals besaß ich noch so etwas wie einen Überlebenstrieb. Ich war allein, aber ich war auch jung, stark und intelligent. Ich würde das Kind schon schaukeln, eine Vorzeigefrau mit einem Vorzeigekind, Mutter und Vater, Betreuerin und Ernährerin in einem sein. Ich war stolz auf meinen immer dicker werdenden Bauch. Ich weinte vor Glück, als ich Aron das erste Mal im Arm hielt. Wenige Tage später weinte ich vor Verzweiflung, weil ich es immer noch nicht geschafft hatte, länger als zwei Stunden am Stück zu schlafen.
    Einen Monat nach der Geburt kam ein Brief. In gekränktem
Ton bestand der Erzeuger auf Kontakt zu seinem Kind. Ich hatte nichts dagegen.
    In Begleitung seiner Mutter kam er zu Besuch. Sie schaute verbissen, und er schlurfte hinterher. Unter diesen Umständen bot ich ihnen lieber keinen Kuchen an.
    Ohne mich zu fragen, riss seine Mutter Aron aus der Wiege und drückte ihn seinem Erzeuger in den Arm. Da stand er nun und hatte nicht die leiseste Ahnung, was er mit dem Kind anfangen sollte. Und ich nicht, was ich sagen sollte, seine Mutter aber umso mehr. Die wusste genau, wie das Ganze abzulaufen hatte. Mit getragener Stimme sagte sie: »Das ist jetzt dein Papa, Aron.« Sie sprach den Namen »Aron« falsch aus, mit Betonung auf dem »on«. Wäre ich nicht so erschöpft gewesen, hätte ich vielleicht darüber lachen können.
    »Er heißt Áron«, sagte ich.
    »Wir müssen uns natürlich noch etwas an deinen Namen gewöhnen«, gurrte sie das Kind an.
    »Mama, bitte«, sagte der Erzeuger und dann zu mir: »Ich finde Áron schön.«
    Wir lächelten uns vorsichtig an.
    Inzwischen hatten der Erzeuger und ich einen Modus Operandi gefunden. Wir waren perfekt in der Lage, in lockerem Gesprächston so wesentliche Informationen auszutauschen wie »Aron hat seinen Brei heute schon bekommen« oder »er wollte nicht schlafen und hat gegen die Wand gekackt«. Manchmal tranken wir gemeinsam einen Kaffee, obwohl sich der Erzeuger fest vorgenommen hatte, mir keine falschen Hoffnungen zu machen, wie mir eine gemeinsame Bekannte mitteilte.
    Ich hatte den Erzeuger wohlgemerkt nur ein einziges Mal attraktiv gefunden, und auch das nur nach ziemlich vielen
Cocktails auf einem Fest der Vereinigung junger Rechtsanwälte vor etwa vier Jahren. Die Arroganz, mit der er wie selbstverständlich davon ausging, dass ich mir eine Beziehung mit ihm wünschte, nervte mich. Trotzdem war ich froh, dass er mir »keine Hoffnungen« machen wollte. Denn das hätte ich äußerst ermüdend gefunden.
     
    In der Krippe saß Aron in einer Ecke und spielte mit einem Stapel bunter Bauklötze. Als er mich entdeckte, begann er zu strahlen. »Mama!« Er rannte unbeholfen auf mich zu, wie das Dreijährige eben so zu tun pflegen, und schlang seine Ärmchen um meinen Hals. Ich hob ihn hoch und drückte ihn. Er roch gut, ich hätte seinen Geruch unter Tausenden wiedererkannt.
    »Hallo, mein Schatz! Spielst du schön?«
    Er zeigte mir, wie der Turm einstürzte, wenn man den untersten Klotz herauszog.
    »Du bist aber klug.«
    Er war sofort wieder so in sein Spiel vertieft, dass er mein Weggehen gar nicht bemerkte. Petra, Maaike und Emily bereiteten am

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