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Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Titel: Blutige Fehde: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
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warten. Wenn die nämlich reingestürmt kommen und Sie mir so wie jetzt gegenüberstehen, dann könnte es unangenehm werden. Stimmt’s?«
    Rankin sah hinüber zur Fensterfront des Cafés. Sein Mund zuckte, als ihn wieder die Panik zu übermannen drohte, doch die Totenstille im Raum erstickte sie.
    »In Ordnung«, sagte er.
    »Guter Mann«, sagte Lennon. »Und jetzt lassen Sie sie los.«
    Rankin stieß Sylvia in Richtung Lennon. Ihr Schädel knallte auf sein Kinn. Beide taumelten zurück. Lennon hielt sich mit einer Hand an der Theke fest, um nicht vollends das Gleichgewicht zu verlieren, mit der anderen fing er Sylvia auf. Ein kühler Luftzugwehte durch die offene Tür, durch die Rankin gerade verschwand.
    Lennon zog Sylvia an sich heran. »Geht es Ihnen gut?«
    Sie stierte ihn durch ihre gekrümmten Brillengläser an, ihr Mund ging auf und wieder zu.
    »Setzen Sie sich«, bat er und vergaß Rankin für den Augenblick. Selbst wenn der Scheißkerl es noch aus der Gasse hinter dem Haus schaffte, würde man ihn sehr bald erwischen. Im Moment war Sylvia wichtiger. Er ließ sie zu Boden gleiten und lehnte sie mit dem Rücken an die Theke. »Tief durchatmen. Sie haben es überstanden.«
    Lennon wollte sich aufrichten, aber da packte sie ihn bei den Schultern und küsste ihn auf die Stirn.
    »Ihnen kann jetzt nichts mehr passieren«, sagte er.
    Er stand auf und schaute hinüber zu Croziers blutüberströmtem Körper, der an der Wand lehnte. Die Schultern des stöhnenden Loyalisten hoben und senkten sich. Er wird es überleben, dachte Lennon. Mit der Waffe im Anschlag lief er zur Tür und hinaus in die Gasse.
    Rankin hing an der Mauer am Nordende der Gasse und versuchte sich ächzend hochzuziehen.
    »Sie hätten die Mülltonne benutzen sollen«, rief Lennon.
    Rankin ließ sich den knappen Meter zu Boden fallen und drehte sich um.
    »Sie steht gleicht hier«, sagte Lennon und zeigte auf die Plastiktonne neben der Tür. »Die hätten sie an die Mauer stellen und draufklettern können, dann wären Sie jetzt weg.«
    Rankin drückte sich mit dem Rücken an die Backsteine. Er atmete keuchend, seine Augen waren hervorgetreten. In der Rechten hielt er immer noch das Messer.
    »Warum mussten Sie der armen Sylvia nur so eine Angst einjagen?«, fragte Lennon. Er blieb ein paar Schritte vor Rankin stehen.»Schweine wie Rodney Crozier können Sie von mir aus den lieben langen Tag aufschlitzen, aber einer netten alten Lady wie Sylvie eine solche Angst einzujagen? Das geht zu weit.«
    Rankin hob das Messer. Schweiß glänzte auf seiner Stirn. »Bleiben Sie mir bloß vom Hals.«
    »Und was passiert sonst?«
    Die Sirene kam näher, nicht weit dahinter folgte eine zweite.
    »Bleiben Sie zurück«, fauchte Rankin. Er verzog das Gesicht und atmete zischend durch die Zähne. Er bekam einen roten Kopf.
    »Was sonst, Andy?«
    »Sonst …« Rankin ließ das Messer fallen und griff sich mit der rechten Hand an den linken Arm. Er ging auf die Knie. Seine Hand wanderte zum Brustbein, so als versuche er, sein Herz am angestammten Platz zu halten. Seine Kiefermuskeln mahlten, während sein Gesicht von Rot zu Purpurrot wechselte. »Leck mich doch«, presste er durch die zusammengebissenen Zähne hervor.
    Mit dem Gesicht voraus schlug er auf der Erde auf.
    »Du lieber Himmel«, sagte Lennon.

3
    Der Nomade folgte Orla O’Kane durch den breiten Flur. Sie hatte dicke Knöchel. Ihre derben Fersen hämmerten dumpf auf den Teppich. Sie war von Beruf Immobilienhändlerin und steckte das Geld ihres Vaters in Häuser, Hotels und Bürogebäude. Höchstwahrscheinlich wanderte auch einiges davon in dieses Anwesen, ein Herrenhaus außerhalb von Drogheda, ehemals Heim eines britischen Landeigentümers, das nun zu einem privaten Sanatorium umgebaut wurde.
    Gegen seinen Willen war der Nomade beeindruckt, als er die Kieseinfahrt hinauffuhr, die die Rasenflächen und gestalteten Gärten durchschnitt. Weiter vorne ragte drei Stockwerke hoch das Haus auf, dahinter floss der Boyne dahin. Einen knappen Kilometer entfernt war über den Baumwipfeln der hohe Stützpfeiler einer neuen Schrägseilbrücke zu sehen, die den Autobahnverkehr über das Wasser führte.
    Der Rest des Gebäudes war geräumt, alle Zimmer standen leer. In der herrschaftlichen Eingangshalle hatte er eine Reinigungskraft und eine Krankenschwester gesehen. Ein paar Männer trieben sich auf dem Gelände und in den Fluren herum, aber nach ihren wachsamen Augen und ihren ausgebeulten Jacken zu urteilen,

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