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Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Titel: Blutige Fehde: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
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    »Wir werden verfolgt«, sagte Eugene McSorley. Der Ford Focus hob auf der Kuppe einen kurzen Moment ab und schlug dann unsanft wieder auf dem Asphalt auf. Seine acht Jahre alte Aufhängung federte den Aufprall nur unwesentlich ab. McSorley sah weiter in den Rückspiegel. Der silberne Skoda Octavia befand sich noch hinter dem Hügel, über den sie gerade gerast waren. Seit sie die Grenze in den Norden überquert hatten, verfolgte er sie über die schmale Landstraße.
    Auf dem Beifahrersitz drehte sich Comiskey um. »Ich sehe keinen«, sagte er. »Nein, warte mal. Scheiße. Sind das die Cops?«
    »Ja«, sagte McSorley. Der Skoda tauchte wieder im Rückspiegel auf, seine Scheiben waren dunkelgrün getönt. McSorley konnte die Insassen nicht erkennen, aber unter Garantie waren das Cops. Unter dem stärker werdenden Nieselregen färbte sich der Asphalt langsam dunkel. Über den grünen Feldern hing eine schwere graue Decke.
    »Himmel noch mal«, stöhnte Hughes von der Rückbank aus. »Wollen die uns etwa anhalten?«
    »Sieht ganz so aus«, antwortete Comiskey. »Scheiße.«
    Heckenreihen schossen an dem Focus vorbei. McSorley kontrollierte den Tacho und blieb knapp unter hundert. »Egal«, sagte er. »Sie haben nichts gegen uns in der Hand. Es sei denn, ihr Jungs habt Haschisch in den Taschen.«
    »Mist«, knurrte Hughes.
    »Was?«
    »Ich habe ein paar Gramm dabei.«
    McSorley warf einen raschen Blick über die Schulter. »Du Arschloch! Schmeiß es raus!«
    McSorley drückte auf den Fensterheber und fuhr dicht an der Hecke entlang, damit die Cops nichts mitbekamen. Durch den Seitenspiegel beobachtete er, wie Hughes einen kleinen braunen Würfel ins Gebüsch warf.
    »Du Arschloch«, wiederholte er.
    Comiskey spähte zwischen den Sitzen hindurch nach hinten. »Sie kommen überhaupt nicht näher«, sagte er. »Vielleicht halten sie uns ja doch nicht an.«
    McSorley antwortete nicht. Er ließ das hintere Fenster wieder hochfahren. Der Wagen kam durch eine Kurve und dann auf eine lange Gerade. Die Straße fiel sanft ab, stieg dann wieder an und verschwand einen knappen Kilometer vor ihnen am Horizont. McSorley schaltete den Scheibenwischer ein. Die Blätter hinterließen nasse Schlieren auf der Windschutzscheibe, schoben das Wasser aber kaum weg. Schon vor einem Jahr hatte er sie auswechseln wollen. Er fluchte und spähte angestrengt durch die Regentropfen.
    Ein weißer Lieferwagen stand mit laufendem Motor am Straßenrand. Er hätte alle Zeit der Welt gehabt, abzubiegen und weiterzufahren, aber das tat er nicht. Stattdessen zuckelte er auf die Kreuzung hinaus, der Fahrer spielte mit der Kupplung. McSorley leckte sich über die Lippen. Er spürte das Gaspedal unter seinen Schuhsohlen. Sobald die Straße wieder kurviger wurde, hatte er keine Chance mehr zu überholen. Er nahm etwas Gas weg. Der Lieferwagen kam näher. Im Führerhaus saßen zwei Männer, sie schauten herüber.
    McSorley wurde flau im Magen, das Adrenalin rieselte bis in seine Finger und Zehen. Er kämpfte gegen akute Atemnot an.
    »Meine Güte«, entfuhr es ihm unwillkürlich. »Kein Grund zur Panik. Das sind doch nur Cops. Die halten uns an und fertig.«
    Der Focus kam dem weißen Lieferwagen immer näher, jetzt konnte McSorley die Gesichter der Männer erkennen. Als er vorbeifuhr, starrten sie ihn an. Er warf einen erneuten Blick in den Spiegel. Der Skoda war darin größer geworden. Hinter dem Kühlergrill blitzte Blaulicht, und die Sirene heulte auf. Der Lieferwagen fuhr noch einen halben Meter auf die Kreuzung hinaus.
    Der Skoda beschleunigte, verschwand aus dem Spiegel und tauchte neben dem Focus wieder auf. McSorley erkannte weiße Hemden und dunkle Schulterklappen. Die Polizistin auf dem Beifahrersitz bedeutete ihm, am Straßenrand anzuhalten.
    »Scheiße«, knurrte McSorley. Vorsichtig trat er auf das Bremspedal und schaltete herunter. Er fuhr auf das bewachsene Bankett, der Wagen kam auf dem nassen, matschigen Gras ins Schlittern. Der Skoda passierte sie und kam ein paar Meter weiter vorne zum Stehen. Das Rückwärtsgang-Licht schien auf, der Wagen rollte zurück und hielt nur etwa einen Meter vor der Kühlerhaube des Focus.
    »Ihr haltet die Klappe, Jungs«, befahl McSorley. »Sagt nur was, wenn ihr was gefragt werdet, aber ihr werdet nicht pampig. Wir wollen denen keinen Vorwand liefern. Klar?«
    »Klar«, gab Hughes von hinten zurück.
    »Klar?«, fragte McSorley
    Comiskey bedachte ihn mit einem zittrigen Lächeln. »Ja, keine Sorge.«
    Zwei

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