Blutige Nacht: Roman (German Edition)
großen, hässlichen, weit aufgesperrten roten Mund, den die doppelläufige Derringer, die sie in der Hand hielt, in meinen Bauch gerissen hatte. Coraline lächelte mich an. Den Blick auf dieses Lächeln gerichtet, wankte ich nach hinten, als der Schmerz sich ausbreitete, so heftig wie bei einer Verätzung. Es tat weh. Höllisch weh, wenn Sie es genau wissen wollen. Aber die Kugel schmerzte mich nicht halb so sehr wie dieses Lächeln. Manche Lächeln sind einfach schlimmer als Kugeln.
»Silberkugeln?«, presste ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
»Für dich nur das Beste«, sagte sie. »Ich habe diese Pistole extra heute Abend besorgt. Ich wollte dich verführen und umbringen, wenn du danach in meinen Armen schläfst – dich mit einem Knall fortschicken –, aber so geht es natürlich auch.« Sie spannte den Hahn des zweiten Laufs und zielte. »Sorry, Süßer.«
Die zweite Kugel traf mich am Hals. Sie war vermutlich für meinen Kopf bestimmt, doch ich hatte von Derringers ausführlich dokumentierter Ungenauigkeit profitiert. Sie war nur etwas für sehr kurze Distanzen. Die Pistole einer Nutte. Schien ziemlich passend.
Ich fiel auf den Rücken.
Coraline ließ die leere Pistole fallen, kam zu mir, wobei ihre Reißzähne sich zur vollen Länge ausbildeten und ihre Augen sich verdunkelten. Durch den Blutverlust und den Schmerz ganz schwach, konnte ich nur zusehen, wie sie sich auf mich setzte, wie sie es bereits so viele Male getan hatte. Nur dass sie dieses Mal nicht auf Sex, sondern auf Tod aus war. Ihre Zähne drangen tief in die Wunde an meinem Hals ein, und ich spürte, wie alles lebenspendende Blut in einer Sturzflut aus mir herausgesaugt wurde. Die Welt wurde grau an den Rändern, und ich wusste, dass es zu spät war. So würde es zu Ende gehen.
Dann berührte etwas meine Fingerspitzen. Ich bewegte nur die Augen und sah das Kind ganz in der Nähe hinter Coralines Schulter kauern. Mit aufgerissenen Augen und ohne ein Wort war das Kind herangerutscht und hatte den 38er für mich in Reichweite geschoben. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie viel Entschlossenheit sie das gekostet haben musste; das blanke Entsetzen, das sie überwinden musste, um es zu tun, aber ich hatte keine Zeit, darüber nachzudenken. Mein Herz fing bereits an, unregelmäßig zu klopfen wie ein Motor, dem langsam das Benzin ausging.
Ich schnappte mir den Revolver, drängte ihn zwischen uns und feuerte die Kugeln in meinen dunklen Engel. Schwer verletzt sank Coraline auf mich hinunter.
Wir lagen auf dem Boden wie erschöpfte Liebende, und dann bewegte ich mich, Stück für Stück, bis ich in Reichweite ihres Halses war. Ich bewunderte sein kühles, elisabethanisches Weiß, küsste sie, um die Stelle zu markieren, und ließ dann meine Zähne zu voller Länge ausfahren und nährte mich.
Ich trank sie bis an den Abgrund des Todes, hörte dann auf und sah sie an. Ohne Blut, das sie versorgte, war ihre Haut weiß wie Papier. Sie sah vertrocknet aus, war im Schwinden begriffen wie manche Todkranke, die ich während meiner Zeit im Krankenhaus gesehen hatte. Ich konnte ihren Schmerz spüren. Und ihren überschäumenden Hass. Vor allem aber konnte ich ihre Angst spüren. Ihre Angst vor dem Danach und der Bestrafung, die sie dort womöglich erwartete.
Während ich sie betrachtete, verwandelte sie sich zurück. Ihre Augen leerten sich von Blut. Ihre Eckzähne und Stirn nahmen wieder die menschliche Form an. Ihr Kiefer renkte sich wieder ein. Und einen Moment lang sah ich die junge Frau, die ich damals in dem Club getroffen hatte. Die eine, für die ich eine Schuld auf mich geladen hatte, von der ich mich niemals wieder ganz erholen konnte. Meine bezaubernde, rehäugige Schönheit, die um jeden Preis die dunkle Seite der Welt sehen wollte und die in mir den Trottel erkannt hatte, der sie ihr zeigen konnte. Tja, ihr Wunsch hatte sich erfüllt, oder etwa nicht?
Doch, das hatte er.
Ich schob Coraline von mir herunter, und irgendwie gelang es mir, aufzustehen. Die Tür zum Büro war offen und das Mädchen weg. Hatte sich irgendwo versteckt. Schlaues Ding.
Mit größter Anstrengung hob ich Coraline hoch und trug sie zu dem kalten steinernen Kamin, in dem ich Brasher verbrannt hatte. Zusammengerollt wie der kleine Jesus in einer Krippe voller Asche, folgte mir ihr Blick, als ich mich davonmachte und dann mit einer Büchse Öl wieder zurückkam.
Ich beugte mich über sie, versuchte, noch irgendetwas zu sagen, aber mir fiel nichts mehr
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