Blutige Nacht
und winke. »War nett, mit Ihnen zu sprechen, Detective.«
»Äh, ja. Gleich… äh … gleichfalls.«
»Machen Sie weiter so«, sage ich ihm, als er mein Büro verlässt und die Tür hinter sich schließt.
Nachdem er weg ist, bleibe ich sitzen, rauche und mache mir Sorgen. Der verdammte Michael Ensinger macht tot mehr Ärger als lebend.
Ich hätte echt Lust, den Typen umzubringen.
Kapitel 7
K önnen Sie mir sagen, ob Dallas heute Abend arbeitet?«
»Wer?«
»Dallas. Ich glaube, das war ihr Name. Sie hat neulich abends für mich getanzt, und ich wollte sie wiedersehen.«
»Kein Mädel mit dem Namen hier, aber wir haben einen Haufen anderer …«
»Schon in Ordnung. Trotzdem danke.«
Ich lege auf. Ich streiche die Nummer in dem Buch durch und gehe weiter zur nächsten. Die letzte halbe Stunde habe ich damit zugebracht, jeden Stripclub anzurufen, den ich im Verzeichnis gefunden habe. Am Telefon zu arbeiten ist langwierig, aber manchmal zahlt es sich aus. Als ich bereits seit einer Stunde daran sitze und zur Hälfte durch mein drittes L.A.-Telefonbuch durch bin, ist es endlich so weit. Dallas arbeitet in einem Schuppen in Hollywood, der sich Blue Veil nennt. Die Frauenstimme am anderen Ende sagt mir, dass Dallas später ganz bestimmt dort sein wird. Ich bedanke mich bei ihr und lege auf.
Ich habe ein paar Fragen an Reesa, also mache ich mich auf den Weg ins Tropicana, wo man mich nach hinten zu ihrer Ankleide schickt. Der Stern auf der rot bemalten Tür trägt ihren Namen. Ich klopfe.
»Ja, bitte?«
»Ich bin es, Mick.«
»Kommen Sie rein.«
Der Raum ist nur halb so groß wie ein geräumiger begehbarer Kleiderschrank, aber er ist vollgestopft mit Annehmlichkeiten, zu denen auch ein Kleiderschrank für Bühnen-Outfits, ein altertümlicher Paravent, ein Fernseher, ein antiker Schreibtisch, ein Mini-Kühlschrank und ein Futon gehören. Ich treffe sie am Schreibtisch an, wo sie ihr Gesicht im beleuchteten Spiegel schminkt. Sie trägt den roten Seidenkimono, den ich so gern mag. Durch die Art und Weise, wie er sich gleich unterhalb ihres Halses einladend öffnet, weiß ich, dass sie nicht viel darunter trägt.
»Das ist ja eine nette Überraschung«, sagt sie, steht auf, ergreift meine Hände und hinterlässt einen roten Lippenabdruck auf meiner stoppeligen Wange. »Ach, sehen Sie nur, was ich gemacht habe«, sagt sie und wischt das Lippenstift-Andenken wieder weg, das ich so gern behalten hätte. Sie nimmt meinen Hut und dirigiert mich zum Futon. »Nehmen Sie Platz, machen Sie es sich bequem.«
Wie ein braver Soldat tue ich, was mir aufgetragen wurde.
»Darf ich Ihnen etwas anbieten?«
»Was hätten Sie denn?«, frage ich.
Mit verschmitztem Lächeln kramt Reesa in einer Schreibtischschublade herum und fördert eine ungeöffnete Flasche Macallan Eighteen zutage. »Ich habe den Barmann gefragt, was Sie getrunken haben, nachdem Sie neulich abends gegangen sind. Ich hoffe, das macht Ihnen nichts aus.«
Tut es nicht, und das sage ich ihr auch. Sie macht ein paar Gläser ausfindig, schenkt uns beiden einen ordentlichen Schluck ein und reicht mir mein Glas.
»Auf neue Freunde«, sagt sie und reckt das Glas nach oben.
»Neue Freunde«, stimme ich zu.
Wir stoßen an und trinken. Sie zieht ihren Bürostuhl näher und setzt sich so hin, dass sich unsere Knie berühren. In solchen Momenten wünsche ich mir, mehr Gefühl in meinen Gliedmaßen zu haben.
Ich hole bereits eine Zigarette heraus, halte dann aber inne. »Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich rauche?«
»Nicht solange Sie teilen.«
Ich stecke zwei Zigaretten zwischen meine Lippen, zünde sie an und reiche ihr eine. Sie ergreift sie grazil und markiert das Ende mit ihren Lippen, genau wie meine Wange. »Also, sind Sie geschäftlich oder privat hier?«
»Geschäftlich.«
»Wie schade aber auch.« Sie lächelt. »Okay, was kann ich für Sie tun?«
»Zunächst einmal könnten Sie mir sagen, warum Sie mich angelogen haben.«
Der einzige Hinweis, dass ich ins Schwarze getroffen habe, ist das kurze rauchige Räuspern in ihrer Kehle.
»Was wollen Sie damit sagen?«
»Sie haben mir gesagt, Raya sei einfach so aus Vins Bude abgehauen. Aber so hat es sich nicht zugetragen, oder?«
Langes Schweigen. »Nein«, sagt sie leise und mit gesenktem Blick.
»Wie soll ich Ihnen helfen, Ihre Schwester zu finden, wenn Sie nicht ehrlich zu mir sind?«
»Das tut mir leid. Ich hätte Sie nicht anlügen sollen.«
»Warum haben Sie es dann getan?« Ich warte. Der
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