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Blutige Nacht

Blutige Nacht

Titel: Blutige Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevor O. Munson
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Leroy lassen, er übt ganz schön viel Kontrolle aus. Zu schade aber auch für ihn, dass er es mit meinem hypnotischen Blick nicht aufnehmen kann.
    Ich beuge mich zu Dumpfbacke hinüber und flüstere etwas in eines seiner suppenschüsselgroßen Ohren. Dazu muss ich mich auf die Zehenspitzen stellen. »Halte die Waffe auf Leroy. Lass ihn nicht abhauen. Was auch immer er dir befiehlt, mir anzutun, tust du ihm selbst an. Ich werde den Geländewagen wegfahren. Nicke, wenn du alles verstanden hast.«
    Dumpfbacke nickt. Ich gehe zum Navigator hinüber.
    »Wohin zur Hölle glaubst du, kannst du jetzt abhauen, Mann?«, fragt Leroy. Als ich nicht antworte, dreht er sich wieder zu Dumpfbacke um. »Ich sag dir das jetzt zum letzten Mal. Nimm die Waffe aus meinem Gesicht und schieß dem Typen ins Bein, Mann!«
    Gleichzeitig mit dem Zünden des Navigators geht auch die Glock los, und das Donnern hört sich an wie ein Sommergewitter in einer Garage. Ich sehe aus dem Beifahrerfenster, wie Leroy zwischen seinen Krücken neben dem Benz zusammengebrochen ist, eine frische Schusswunde oberhalb des Knies seines verbliebenen, gesunden Beins.
    Ich fahre den Geländewagen ein Stück zur Seite. Als ich zum Benz zurückkomme, umklammert Leroy sein Bein und ist mitten in einer wütenden Tirade. Das kann ich ihm nicht übelnehmen.
    »Was zur Hölle? Du verdammter Dreckskerl hast mich angeschossen! Was zur Hölle hast du dir dabei gedacht, Mann? Verdammt!«
    Sein Boy antwortet nicht, weil er noch immer unter meinem Bann steht, aber das weiß Leroy nicht. Ohne weiter auf das Bluten oder das Gebrüll einzugehen, steige ich in den Mercedes und lasse ihn an.
    »Der Dreckskerl macht sich vom Acker, Mann! Schieß auf ihn! Jetzt schieß verdammt noch mal auf ihn …«
    Peng! Leroy bekommt eine weitere Kugel ab. Dieses Mal in die Schulter. Sie haut ihn um, knallt ihn mit dem Rücken auf den ölverschmierten Boden wie das Tackling eines Linebackers. Er hat das alles verdient, trotzdem fühle ich mich nicht wohl dabei.
    »Verdaaaaaaaamt!«
    So gern ich noch länger geblieben wäre und einen Mitternachtssnack zu mir genommen hätte, der Schuss war zu laut. Die Bullen würden in Kürze da sein.
    Es war Zeit zu gehen.
    Ich kurbele das Fenster herunter, um Dumpfbacke eine letzte Anweisung zu geben: »Hilf deinem Kumpel«, sage ich. Ich denke, das ist das mindeste, was ich für ihn tun kann.
    Und das ist dann aber auch schon alles.

Kapitel 15
    I ch fahre Richtung Osten zum Blue Veil. Das war eine lange Nacht, aber ich habe immer noch vor, herauszufinden, was Callie-Dean alles weiß, auch wenn das bedeutet, nicht so gentlemanlike auftreten zu können, wie ich es eigentlich will. Doch das muss ich wohl ihr überlassen.
    Dort angekommen, mache ich meine Lieblingskellnerin mit dem zerknautschten Gesicht aus, die mir mitteilt, Dallas sei nicht zu ihrem Auftritt erschienen. Kein Anruf. Nichts. Als ich gehe und so schnell, wie mein Roadster es zulässt, zu Callie-Deans Haus fahre, rumpelt ein ungutes Gefühl durch meinen Bauch wie zwei glitschige, fünf Kilo schwere Bowlingkugeln. Ich parke auf der Straße. Das Haus liegt völlig dunkel und düster hinter dem Maschendrahtzaun da. Heute Abend brennt noch nicht einmal ein Licht auf der Veranda.
    Ich steige aus, gehe auf das Haus zu und versuche, die Tür zu öffnen. Nicht abgeschlossen. Das ist kein gutes Zeichen. Ich ziehe meine Waffe, drehe den Türknauf und stoße die Tür mit der Schulter auf. Sie öffnet sich wie ein Mund; die Dunkelheit darin wird von meiner Nachtsicht durchbrochen.
    Alles sieht noch genauso aus, wie ich es zurückgelassen habe, bis ich zum Schlafzimmer komme. Ich kann sie riechen, noch bevor ich sie sehen kann. Callie-Dean liegt nackt und leblos auf ihrem zuckerwattepinkfarbenen Bettzeug, ihr Blick starrt ins Leere. Blut und Hirnmasse bilden ein grausiges Jackson-Pollock-Gemälde auf dem Kopfteil hinter ihr. Das Loch der Neun-Millimeter in ihrer Stirn sieht aus wie ein Guckloch in die Hölle.
    Ich suche die Waffe und kann sie nicht finden. Da Selbstmörder die Waffe nicht entsorgen können, kann ich diese Möglichkeit also ausschließen. Gerade weil ich so denke, bin ich so gut in dem, was ich tue. Das Mädchen wurde umgebracht. Die Frage ist, warum? Und von wem?
    Ich stöbere etwas herum. Finde ihr Handy, das unter dem blutgetränkten Kopfkissen steckt. Ich mühe mich mit den verdammt winzigen Tasten ab, bis ich endlich herausgefunden habe, wie ich ihre zuletzt gewählten Rufnummern aufrufen

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