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Blutige Rache: Wegners schwerste Fälle (German Edition)

Blutige Rache: Wegners schwerste Fälle (German Edition)

Titel: Blutige Rache: Wegners schwerste Fälle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Herzberg
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hoffentlich klar darüber, dass Felix schuldunfähig ist? Er ist letzte Woche erst dreizehn geworden ...!«
    Wegner strafte die Psychologin erneut mit einem verächtlichen Blick. Als er gerade einsetzen wollte, unterbrach ihn ein hysterisches Kreischen, das vom Flur aus immer weiter anschwoll. Er schaute auf Felix, der die wortlose Frage verstand und nur kraftlos nickte. Der Hauptkommissar sprang auf und hechtete zur Tür. »Ich werde deine Mutter beruhigen und du kannst sie kurz begrüßen. Danach muss sie aber nebenan warten.«

    Nachdem man eine völlig aufgelöste Frau mit vereinten Kräften beruhigt hatte, dauerte es noch eine Weile, bis der Junge erneut genug Mut fand, um mit seiner Geschichte fortzufahren: »Letzte Woche hat Thomas meine Hausaufgaben für Deutsch und Mathe zerrissen ... gleich vor der ersten Stunde. Ich hab den ganzen Nachmittag daran gesessen und war so froh, als ich sie endlich fertig hatte.« Jetzt liefen Tränen. Felix vergrub das Gesicht in seinen Händen und ließ seinen Kopf auf den Schreibtisch fallen. Reflexartig hob Dr. Schiele die Hand, besann sich jedoch schnell eines Besseren. Vermutlich, um sich eine weitere Abfuhr zu ersparen.
    Wegner richtete sich auf und begann in ruhigem Ton: »Dass die letzten Monate alles andere als einfach für dich waren, haben wir verstanden.« Er überlegte kurz, um nach passenden Worten zu suchen. »Vielleicht sollten wir bei dem Abend anfangen – also in der Turnhalle. Was ist passiert?«
    Felix hob langsam den Kopf und schaute dem Hauptkommissar erneut direkt in die Augen. Die Tränen schienen abrupt versiegt zu sein. Hart und entschlossen wirkten seine Gesichtszüge plötzlich. Sein Mund öffnete sich zögernd und jedem war klar, dass nun die Beschreibung einer abscheulichen Tat folgte, die ihresgleichen lange suchen musste: »Ich bin gegen sieben in die Turnhalle ... genau wie besprochen. Er hing an der Reckstange und ich konnte schon von Weitem seine blutigen Arme erkennen.« Jetzt schwieg der Junge ein paar Sekunden.
    »Was war dann ... wie hat es angefangen?«, Wegner fühlte, dass Felix ein wenig Druck vertragen konnte.
    »Er hat gelacht! Er hat gelacht und mich aufgefordert, ihn sofort loszumachen. Sonst würde er es noch schlimmer mit mir treiben und die letzten Monate würden mir danach wie ein Ponyhof vorkommen.«
    »Und was hast du ihm geantwortet?«, dieses Mal war es Hauser, der mit seiner Frage den Redefluss des Jungen anstacheln wollte.
    »Ich bin in den Geräteraum gegangen und hab eine der Eisenstangen aus der Halterung gezogen.« Jetzt begann Felix seltsam zu lächeln. »Normalerweise hängen wir die Trampoline daran auf.«
    »Die haben wir gefunden – blutüberströmt.« Wegner lehnte sich über seinen Schreibtisch. Zwischen sein Gesicht und das des Jungen passte kaum mehr eine Zeitung. »Was war dann ...?«, fragte er zischend.
    »Ich ihm die Stange ein paar Mal auf die Schienbeine gedonnert. Als davon nichts mehr übrig war, hab ich mit den Oberschenkeln weitergemacht.«
    Hauser schluckte so schwer, dass man es durch den ganzen Raum hören konnte. Sein Gesicht verriet Fassungslosigkeit und Abscheu zugleich.
    »Er hat geschrien wie am Spieß«, fuhr Felix fast begeistert fort. »Ich hab dann seine Arme bearbeitet ... die brachen wie Zweige.«
    »Wir haben einen seiner Unterarme gute zehn Meter von der Leiche entfernt gefunden«, kommentierte Wegner relativ nüchtern.
    Der Junge nickte stumm und schaute nacheinander Hauser und dann Dr. Schiele an. »Am Ende hab ich mir seinen Kopf vorgenommen – da war er aber schon ohnmächtig – glaube ich.«

4

    Es war schon früher Nachmittag, als Robert Falke erneut die Konsole der Blutigen Rache öffnete. In seinem Postfach fand er gleich drei Mails von Magda, einem Mädchen, das ihm von Anfang an wie ein hoffnungsloser Fall vorgekommen war. Immer detaillierter schilderte sie von Mail zu Mail die Grausamkeiten, welche ihre Mitschüler ihr antaten. Magda stammte aus mehr als einfachen Verhältnissen. Ihr Vater hatte sich totgesoffen, noch bevor die Kleine ihren vierten Geburtstag feiern konnte. Ihre Mutter hing seitdem genauso an der Flasche und in der Regel reichte es nicht einmal für ein warmes Mittagessen. Ihre komplette Lebensgeschichte hätte Robert Falke im Schlaf daherbeten können. Letzte Woche hatte er dem Mädchen per Western Union zweihundert Euro geschickt, und gehofft, danach ein paar Tage Ruhe vor ihr zu haben. Die drei Mails in seinem Postfach erstickten diese naive

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