Blutige Rache: Wegners schwerste Fälle (German Edition)
verband mit dieser Stadt ein paar seiner angenehmen Kindheitserinnerungen, von denen es nur wenige gab. Seine Tante Waltraut lebte dort bis vor einigen Jahren und er hatte sie häufig, zusammen mit seinem Vater, in den Sommerferien besucht.
Axel – ein zwölfjähriger Hauptschüler, der für sein Alter viel zu groß und viel zu erwachsen wirkte. Falke betrachtete sein Profilbild minutenlang ... musterte die traurigen Augen des Jungen. Er brauchte sich nicht einmal die Mails in Erinnerung zu rufen, um das Leid dieser armen Kreatur zu verstehen.
Wieder huschten seine Finger über die Tastatur – deutlich flinker als zuvor und mit einer gehörigen Portion Wut im Bauch. Magda war fast vergessen und es bereitete ihm unglaubliche Freude, jetzt bereits eine neue Tat zu planen. Nur ein paar Tage, dann würde der nächste Mord an einer Schule die Schlagzeilen füllen. Da war er sich sicher ... todsicher!
5
Minutenlang hatten alle geschwiegen, als ob ihnen das beschriebene Grauen die Sprache verschlagen hätte. Wegner zog die Bilder zu sich heran und betrachtete erneut nachdenklich das Ergebnis der schrecklichen Tat. »Was hast du danach getan. Also ...«, er zögerte, »... als du mit ihm fertig warst?«
»Bin nachhause und hab mich gleich ins Bett gelegt«, Felix wirkte ganz ruhig und fast so gelassen wie ein Berufskiller aus einer billigen Fernsehserie.
»Und deine Mutter?«
»Hat sich nur gewundert, dass die Waschmaschine lief, als sie von ihrer Spätschicht aus der Reinigung zurückkam.«
»Weil deine Klamotten voller Blut waren, richtig?«
Felix nickte stumm.
»Wenn es Ihnen nichts ausmacht, dann würde ich mich jetzt gerne ein paar Minuten mit dem Jungen und seiner Mutter allein unterhalten«, warf Dr. Schiele krächzend ein. Selbst ihr schien nach diesen Ausführungen alles andere als wohl zu sein.
Wegner deutete nur mit Blicken zur Tür. Einen kurzen Moment später sah er die Psychiaterin auch schon, mit dem Jungen im Schlepptau, eilig entschwinden.
»Was denkst du?«, erkundigte sich Hauser kurz darauf und brach damit eine Stille, die wie eine schwere Decke über allem lag.
»Das war nur der erste Schritt! Wir knöpfen uns den Jungen gleich noch einmal vor und das, wenn möglich, ohne diese alte Krähe. Ich will alles von ihm wissen. Über diesen Gabriel und seine »Blutige-Rache« ... alles!«
Hauser nickte eifrig. »Ich bestelle einen Experten vom LKA dazu. Bei Internet-Kriminalität können die uns am besten helfen.«
»Mach das! Ich geh zu Herta, in die Kantine. Mein Magen knurrt und ...«
» ... du brauchst `ne Zigarette!«
»Ich nenne es frische Luft schnappen, du Kollegenschwein!«
***
Nur ein paar Minuten später blinkte Axels Antwort im Postfach. Der Junge schien begeistert zu sein und drängte energisch darauf, so schnell wie möglich zur Tat zu schreiten. Robert Falke studierte zufrieden die Zeilen und spürte deutlich, dass es kaum nötig war, Überzeugungsarbeit zu leisten. Ähnlich wie bei Felix ging es nur darum, die Tat minutiös zu planen, sie zu unterstützen, und den Dingen am Ende einfach ihren Lauf zu lassen. Schon in zwei Tagen würde er selbst nach Dortmund aufbrechen und sich an Ort und Stelle mit Axel treffen. Bis dahin hatte der Junge einige Aufgaben zu erfüllen, die ihm ausreichend Beschäftigung boten. Zum Zeitpunkt von Falkes Eintreffen sollten die wichtigsten Details bereits geregelt sein.
***
Fast zeitgleich trafen der Experte vom LKA und Felix im kleinen Büro der Kommissare ein.
»Lassen Sie mich mal ein paar Minuten mit dem Jungen reden«, drängte Oberkommissar Tal die Kollegen, was Wegner mit einem mürrischen Nicken kommentierte.
Der Mann vom LKA drehte sich zu Felix um und schaute ihm direkt ins Gesicht. Dann schlug er ein Notizbuch auf, in dem anscheinend ein ganzer Katalog von Standardfragen schlummerte. »Gut! Wie die Domain heißt, wissen wir bereits. Und auch dass dieser Betreiber sich Gabriel nennt. Wie bist du darauf gekommen?«
»Durch Zufall! Im Internet.«
»Und warum Gabriel?«
»Ist wohl einer dieser Erzengel ... ein Racheengel. Wir nennen ihn alle nur so.«
»Wir?«, warf jetzt Wegner aufgekratzt ein.
»Es sind Hunderte! Und von Tag zu Tag werden es mehr.« Felix starrte verträumt an die Decke. »Jeder will seine eigene Rache und Gabriel macht es möglich. Das hat er uns versprochen.«
Die Kommissare wechselten besorgte Blicke. Hauser hackte auf seiner Tastatur herum. »Ich bin auf der Seite – sieht professionell aus.« Jetzt
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