Blutige Rache: Wegners schwerste Fälle (German Edition)
Presse fürchte. Es sei getan. Jetzt, wo diese Peinigungen ein Ende hätten, sehe er positiv in die Zukunft – fühle sich befreit und entspannt.
Falkes letzte Mail umfasste dann nur zwei Worte: »Viel Glück!«
In diesem Moment, der erste Racheakt schien ein durchschlagender Erfolg gewesen zu sein, wollte Robert Falke nur eines: weitermachen!
Ein gutes Dutzend Mobbing-Opfer wartete auf Erlösung und drängte darauf, als Nächstes zur Tat zu schreiten. Ihre Peiniger endlich zur Strecke zu bringen.
3
»Setz dich«, brummelte Wegner und deutete auf einen Stuhl, der an seinem Schreibtisch lehnte.
Stefan Hauser hatte gegenüber Platz genommen und starrte Felix prüfend an. »Willst du was trinken? Cola ... oder `n Wasser?«
Noch bevor der Junge etwas antworten konnte, klopfte es bereits. Ohne auf ein »Herein« zu warten, schob sich eine ältere Dame durch die halboffene Tür und mustere die beiden Kommissare herablassend. »Dass Sie ohne mich mit dem Verhör nicht anfangen dürfen, sollten Ihnen wohl hoffentlich bekannt sein, oder?«
»Sieht das hier nach einem Verhör aus?«, entgegnete Wegner genervt und ließ sich auf seinen Stuhl fallen. »Sie sind ...?«, erkundigte sich der Hauptkommissar dann lustlos.
»Dr. Schiele, die Psychologin. Die Innenbehörde hat mich einbestellt, um diesem jungen Mann zur Seite zu stehen.« Sie deutete auf Felix, der mittlerweile völlig in sich zusammengesackt war.
»Dann setzen Sie sich«, Wegner zeigte auf einen zweiten Stuhl. »Wäre schön, wenn Sie sich ein wenig zurückhalten könnten. Ich schätze, dass Ihr Schützling uns ein paar Dinge erzählen möchte.«
Wie bestellt stand Hauser auf und legte einige Fotos auf den Schreibtisch, die den grauenvoll zugerichteten Leichnam eines anderen Jungen zeigten. Die Leiche war nackt und lag auf einem blanken Metalltisch. Offensichtlich waren die Bilder erst später, in der Pathologie, entstanden.
Wegner deutete auf den Tisch und schaute Felix aufmunternd an. »Hast du uns dazu etwas zu sagen?«
»Muss das denn sein?«, protestierte Dr. Schiele schon jetzt energisch und fing sich einen strafenden Blick beider Kommissare ein.
»Ich werde einem Mörder doch hoffentlich noch ein paar Bilder seiner Taten zeigen dürfen, oder glauben Sie, dass sich dieser Junge bei seinem qualvollen Sterben besonders wohl gefühlt hat?« Wegner deutete wütend auf die Fotos.
»Ist denn zweifelsfrei bewiesen, dass Felix diesen Jungen getötet hat?«
»Allerdings!«, diesmal war es Hauser, der aufsprang und der Psychologin die Ermittlungsakte vor die Nase warf. »Für Zweifel gibt es keinen Anlass«, fügte er nüchtern hinzu.
»Ich hab es getan«, flüsterte Felix, einen kurzen wortlosen Moment ausnutzend. »Ich hab es getan und bereue es nicht. Keine Minute!« Seine Stimme wurde fester und er schaute Wegner erneut direkt in die Augen. Jetzt drehte er sich zu Dr. Schiele um und sprach sie ganz offen an: »Lassen Sie mich bitte erzählen ... bitte«, seine Stimme versagte kurz. »Es hat keinen Sinn und ich möchte es einfach loswerden.«
Die Kommissare lehnten sich zurück und schauten den Jungen aufmunternd an. Als erfahrener Polizist wusste man genau, wann man besser schwieg und die Dinge auf sich zukommen ließ.
Felix atmete schwer und begann mit leiser, aber fester Stimme: »Sie haben mich schon seit Monaten auf dem Kieker. Kaum ein Tag, an dem sie mir nicht in die Schultasche gepinkelt haben. Seit Wochen finde ich alles Mögliche zwischen meinen Broten. Wenn ich Glück habe, dann hat mir nur einer in meine Dose geschissen.« Seine Stimme wurde brüchiger. »Allen voran Thomas«, Felix deutete auf die Fotos vor ihm. »Er hat sie alle gegen mich aufgebracht. Am Ende haben mich sogar die Mädchen auf dem Schulhof angespuckt.«
Dr. Schiele legte dem Jungen eine ihre knochigen Hände auf die Schulter musste sie jedoch schnell wieder zurückziehen, weil dieser sie giftig anfunkelte.
»Am Ende hat die ganze Klasse nur noch über mich gelacht ... Thomas wie einen König gefeiert, wenn er sich neue Gemeinheiten ausgedacht hat. Vor ein paar Wochen wollte ich Schluss machen, aber nicht einmal dazu hatte ich die Kraft.« Plötzlich lächelte Felix und schaute schwärmerisch an die Decke. »Dann hab ich diese Internetseite gefunden und kurz darauf stand es für mich fest ...«
»Was?«, erkundigte sich Wegner ebenso leise.
»Dass ich ihn umbringe!«
Wortlose Ewigkeiten verstrichen, bis es Dr. Schiele war, die Worte fand: »Sie sind sich
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