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Blutige Rache

Titel: Blutige Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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solltest du auch aus Angst nachts drinnenbleiben«, hatte sie gesagt, in der Küche, beim Geschirrtrocknen mit einem alten Tuch aus ungebleichtem Musselin.

    »Du weißt doch, was los ist, wenn ich abends nicht mit dem Hund rausgehe«, hatte Sanderson erwidert. »Außerdem: Wer legt sich schon mit Mike an?«
    Zur Sicherheit hatte er jedoch die.38er aus der Schublade seines Sekretärs im Schlafzimmer geholt und eingesteckt. Er ließ sich nicht einschüchtern. Wenn jemand es versuchte, wehrte er sich, und zwar mit aller Kraft.
    Sanderson war neunundfünfzig, knapp eins siebzig groß und wog achtzig Kilo - ein kleiner Mann mit Minderwertigkeitskomplexen.
    Mit mir legt man sich nicht an.
    Das hatte er im Fernsehen gehört.
     
    Der Schütze lauerte hinter einem Kalksteinwall neben dem Denkmal. Ganz entspannt. Bis er die beiden Worte hörte: »Er kommt.«
    Als Erstes vernahm er das Klicken der Hundezehen auf dem Gehsteig. Das Tier wog um die fünfzig, vielleicht sogar sechzig Kilo, konnte gefährlich werden.
    Jetzt war er ganz nah.
    Die Pistole baumelte in der Hand des Schützen. Bei einem ihrer Erkundungsgänge hatten sie festgestellt, dass Sanderson den Hund immer an der langen Leine führte, so dass er und das Tier in einem gewissen Abstand zueinander gingen.
    Der Schütze holte tief Luft, spreizte die Beine, atmete aus. Der Hund war nur noch drei Meter entfernt und wandte den großen Kopf in seine Richtung.
     
    Der Schütze drückte mit ausgestrecktem Arm ab. Ein kurzes knackendes Geräusch wie von einer offenen Stromleitung, dann ein ratschendes vom Nachladen. Der Hund fiel tot um, der Schütze sprang aus den Schatten.

    Dies war kein Fernsehkrimi. Sanderson blieb gerade noch genug Zeit, mit großen Augen in Richtung Tasche zu greifen - dass er die Waffe tatsächlich brauchen würde, hatte er nicht gedacht.
    Der Schütze packte seine Pistole am Schalldämpfer, verwendete sie als Hammer, und versetzte Sanderson damit einen Schlag gegen das linke Ohr, so dass dieser stolperte und stürzte. Die Waffe in seiner Tasche klapperte zu Boden. Ein weiterer Schlag, allerdings kein tödlicher, denn sie brauchten die Namen.
     
    Der Schütze war eine Killermaschine, aber auch noch ein Mensch. Er atmete schwer, den Eisengeschmack von Blut im Mund wie nach einem anstrengenden Lauf, sah sich nach Lichtern um, lauschte.
    »Komm jetzt«, sprach er ins Mikro.
    Er entwand Sanderson die Hundeleine und schleifte das Tier in die Schatten hinter dem Kalksteinwall. Dann zog er Sanderson, dessen Glieder zu zucken begannen, ohne große Mühe in die Dunkelheit, blickte sich noch einmal um.
    Der Scout, der lautlos wie eine Fledermaus auftauchte, holte einen Strick mit Schlinge aus der Tasche. An der Schlinge befand sich ein Griff. Er schob die Schlinge um Sandersons Hals und drehte den Griff ein wenig herum, so dass der allmählich aus der Bewusstlosigkeit erwachende Mann kaum noch Luft bekam.
    Dann kniete er sich auf Sandersons Brust und leuchtete ihm mit einer LED-Stablampe in die Augen. Sanderson versuchte stöhnend auszuweichen und begann, mit den Füßen zu strampeln.
    »Können Sie mich hören?«, fragte der Scout.
    Der Schütze war vorsichtig gewesen, aber eine Gehirnerschütterung
bleibt eine Gehirnerschütterung. »Mr. Sanderson, können Sie mich hören?«, wiederholte der Scout.
    Allmählich wurde Sandersons Blick klarer. Der Scout drehte den Griff ein Stück weiter, um Sanderson am Schreien zu hindern.
    Dann gab er ihm eine Ohrfeige, damit er vollends aufwachte, und schob sein Gesicht nahe an das von Sanderson heran, während der Schütze Wache hielt. »Utecht, Sanderson, Bunton, Wigge. Wer waren die anderen beiden? Wer ist Carl? Mr. Sanderson …«
    Sandersons Pupillen verengten sich: Plötzlich war er hellwach.
    »Mr. Sanderson, wer ist Carl?«, fragte der Scout mit sanfter Stimme noch einmal und lockerte den Griff ein wenig.
    Sanderson holte keuchend Luft. »Ich war’s nicht. Ich nicht. Ich nicht.«
    »Wir kennen Ray Bunton und John Wigge, doch wer ist Carl?«
    »Keine Ahnung …« In Sandersons Stimme schwang Verzweiflung mit.
    »Aber Sie kannten Utecht«, hakte der Scout nach. »Bunton und Wigge waren vor zwei Tagen bei Ihnen. Sie haben gestritten, das habe ich gesehen. Wer war der Mann im Wagen?«
    »Ein Kumpel von Wigge. Sonst weiß ich nichts.« Sanderson rang um Luft, begann wieder, mit den Beinen zu strampeln.
    »Es gab noch einen sechsten Mann. Wer war dieser sechste Mann?«
    »Nicht …« Als Sanderson den Blick hob,

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