Blutige Rosen
Übel. Ihre Methoden waren nicht immer gesetzestreu, so mancher Dealer war von ihnen verprügelt worden, dass er wochenlang im Krankenhaus liegen musste. Das jedoch störte die White Angels nicht, ebenso wenig wie kleine Rückschläge. Sie machten weiter und waren zudem nicht nur von ihrer Sache überzeugt und psychologisch gut geschult, sondern auch körperlich fit. Soviel mir bekannt war, lag ihr Hauptquartier neben einer Karateschule.
Ich sympathisierte mit den Weißen Engeln, hatte allerdings gleichzeitig Angst, dass sie zu weit gingen und irgendwann einmal Logan Costello in die Quere gerieten.
Costello regierte London. Er war der Unterweltboss und paktierte zudem mit dämonischen Kräften. Costello zählte zu meinem besonderen Spezis. Leider war es meinen Freunden und mir bisher noch nicht gelungen, ihn zu überführen.
Die Ampel sprang um. Rechts neben mir duckten sich die beiden Fahrer. Die Honda startete schneller als mein Bentley. Schon schoss sie davon, als sich plötzlich der hinten sitzende Mitfahrer bewegte und seinen Oberkörper nach links beugte.
Etwas löste sich von seiner Hand und traf genau die Kühlerschnauze des Bentley.
Für einen winzigen Augenblick hatte ich schreckliche Angst. Ich rechnete mit einer Handgranate oder irgend etwas in dieser Richtung. Mein Magen krampfte sich zusammen, gegen den plötzlichen Schweißausbruch konnte ich nichts tun, doch dann erkannte ich den Gegenstand, der mir auf die Kühlerhaube geworfen worden war und auch dort liegen blieb.
Es war eine Blume. Eine gelbe Rose!
Hastig drückte ich den Blinker und fuhr an den linken Straßenrand. Die beiden auf dem Motorrad hatte ich aus den Augen verloren, sie waren zu schnell. Selbst das rote Auge des Rücklichts konnte ich nicht mehr sehen.
Normalerweise durfte ich an dieser Stelle nicht stoppen. Ich schaltete die Warnblinkanlage ein und hielt trotzdem. Rasch stieg ich aus. Zwei andere Fahrzeuge rauschten dicht an mir vorbei. Spritzwasser sprühte hoch und gegen meinen Mantel, den ich nicht ausgezogen hatte. Seitlich beugte ich mich über die lange Kühlerschnauze und nahm die Rose an mich. Dabei hätte ich mich fast in den Finger gestochen. Im Licht der Scheinwerfer schaute ich die Rose an.
Sie sah völlig normal aus wie die, die auch Jane Collins bekommen hatte. Einen gelben Blütenkelch und einen grünen Stengel, aus dem einige Dornen wuchsen.
Sekundenlang stand ich unbeweglich und dachte darüber nach, wer mir die Rose gegeben haben konnte. Klar, das waren die Weißen Engel gewesen, aber stimmte das wirklich? Konnten sich die Unbekannten nicht auch verkleidet haben. Und welchen Sinn sollte das gehabt haben, mir eine Rose auf die Kühlerhaube zu werfen.
Ich hob die Achseln, ging um den Wagen herum und stieg wieder ein. Die Rose legte ich auf den Strauß. Ich fuhr noch nicht ab, sondern wartete darauf, dass etwas geschah. Ich wollte sehen, ob diese Blume ebenfalls Blut aus dem Kelch verströmte.
Das war nicht der Fall. Sie lag da, und nichts tat sich in dieser Richtung. Seltsam, wirklich…
Ich fuhr wieder an. Da die Ampel inzwischen wieder rot zeigte, mussten die Fahrzeuge hinter mir halten, so dass ich gut wegkam. Die breiten Reifen wirbelten das Wasser einer Pfütze hoch. Der Fall dieser blutigen Rosen wurde immer seltsamer. Ich hatte auch Angst bekommen, denn wenn tatsächlich Wikka und Gordon Schreiber hinter all dem steckten, drohte London eine große Gefahr. Meine Besorgnis war wirklich nicht unbegründet.
Ich befand mich inzwischen auf der breiten Victoria Street und fuhr diese in Richtung Westen auf Westminster Abbey zu, wo kurz zuvor das Scotland Yard Building liegt. Westminster Cathedral passierte ich ebenso wie Westminster City Hall. Der Verkehr floss ruhig, im 35-Meilen-Tempo kam ich voran. Sanft lief der Motor meines Bentleys, und auch um den Wagen herum befand sich nicht viel Trubel. Deshalb vernahm ich auch die Schreie.
Zuerst glaubte ich an eine Täuschung, dann jedoch wiederholten sich die Schreie, und ich hörte sie sogar noch deutlicher als zuvor. Es waren in der Tat Schreie, als würde jemand einem Menschen einen Wattebausch vor den Mund halten, um die Schreie so zu dämpfen. Ich schüttelte mich, und über meinen Rücken rieselte es kalt. Da war irgend etwas passiert.
Wieder warf ich einen Blick auf die Rosen. Eine zwangsläufige Reaktion, denn die Schreie waren nicht außerhalb, sondern innerhalb meines Wagens aufgeklungen.
Ich erschrak wirklich. Der Rosenstrauß, bisher hatte er
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