Blutige Verfuehrung 1
gefällt uns irgendwo besonders gut, bleiben wir einfach einen Tag!", sagte ich. Denn eigentlich fürchtete ich mich vor der Begegnung mit meiner Vampirverwandschaft, konnte das aber meinen Freunden nicht erklären. Sie waren sowieso skeptisch und wenn ich mich selbst schon fürchten würde, dann wäre es vielleicht vorbei mit der Begeisterung, mich zu begleiten. Um sie noch weiter zu motivieren, sagte ich:
"Niemand von euch wird sich Gedanken über die Kosten machen müssen, ich werde alles für euch übernehmen." Plötzlich waren alle Augen auf mich gerichtet. Ikarus fand als erster wieder Worte:
"Willst du damit sagen, dass du so viel Geld hast, dass es dir egal ist, was diese Reise kostet?" Ich nickte nur bedeutungsvoll, ich konnte ihnen ja schlecht sagen, dass das Sparbuch, das ich erhalten hatte einen mehr als siebenstelligen Betrag auswies. Damit war ich für meine Begriffe wirklich reich und konnte mir alles leisten, was ich wollte. Der Mercedes, den ich bestellt hatte, würde nur ein kleines Loch in mein Budget reißen. Ich konnte mir selbst noch nicht wirklich vorstellen, was ich mit dem ganzen Geld anfangen sollte. Meine Eltern hatten regelmäßig Überweisungen auf dieses Konto vorgenommen und im Laufe der Jahre war durch die Zinsen dieser große Betrag entstanden. Doch das wollte ich meinen Freunden auf keinen Fall verraten, da ihre Fantasie sonst mit ihnen durchgehen würde.
6. Ikarus
Als ich endlich in meiner Hängematte lag, nahm ich mir noch einmal den Artikel aus der Zeitung vor. Ich wollte mir nur das Bild anschauen, das sie von Achim gemacht hatten. Da klopfte es an der Türe. Kurz darauf steckte Ikarus seinen Kopf herein. Er sagte:
"Das ist doch nicht dein Ernst, dass du in diesem Loch schlafen willst. Außerdem hast du deine Tasche in der Küche vergessen und das ist herausgefallen."
Mit diesen Worten übergab er mir mein Sparbuch, das ich die ganze Zeit mit mir herumgetragen hatte. Er sah mich mit einem Gesichtsausdruck an, der mir verriet, dass er wusste, über wie viel Geld ich verfügte. Natürlich war da eine Besenkammer nicht der richtige Ort, um die Nacht zu verbringen.
"Ich komme gleich in dein Zimmer", zischte ich ärgerlich. Ich musste mich zusammen nehmen, um ihn nicht gleich anzumeckern. Schuld war ich schließlich selbst. Ich war es einfach nicht gewohnt, auf meine Sachen aufzupassen. Es waren immer die andern, die mir meine Dinge hinterher trugen. Wie oft hatte ich schon meine Uhr oder mein Handy verlegt. Doch wirklich verloren habe ich noch nie etwas. Ich quälte mich aus meiner Hängematte und ging barfuss den Gang entlang bis zu Ikarus' Zimmer. Er lag auf der Couch und zappte sich durch das Fernsehprogramm. Als ich die Türe hinter mir schloss, schaltete er das Gerät ab und setzte sich aufrecht auf das Sofa. Ich setzte mich ihm gegenüber auf einen wackligen Stuhl, obwohl Ikarus bereits zur Seite gerutscht war, um mir Platz zu machen. Dann sagte ich:
"Du weißt also Bescheid!" Ikarus nickte.
"Du bist reich!", antwortete er und sah mich erwartungsvoll an.
"Ich bin erst seit ein paar Tagen reich, wenn Dich das beruhigt.", antwortete ich ärgerlich.
"Und vielleicht muss ich dieses Geld auch wieder zurückgeben.", ergänzte ich, obwohl mir dieser Gedanke bisher nicht gekommen war.
"Das glaube ich nicht!", sagte Ikarus und betrachtete dabei ausgiebig seine Hände.
"Schließlich steht auf dem Sparbuch dein neuer Name." Ach ja, mein neuer Name. Daran hatte ich mich noch nicht gewöhnt. Ich überlegte, wie ich Ikarus dazu bewegen konnte, dieses Geheimnis für sich zu behalten. Ich stand auf und setzte mich zu ihm auf die Couch. Ich nahm seine Hand und sagte so bittend wie möglich:
"Wenn Du dieses Geheimnis nicht weiter erzählst, werde ich dir dafür einen entsprechenden Betrag geben, damit du deine kleinen Wünsche erfüllen kannst." Ikarus sah mich aufmerksam an, dann antwortete er:
"Vielleicht will ich gar kein Geld von dir, sondern etwas ganz anderes!" Ich rückte etwas von ihm ab. Seine linke Hand wanderte zu meinem Nacken, er vergrub seine Finger in meinen Haaren und legte seine andere Hand auf meinen Oberschenkel. Ich spürte seine Wärme und sein Atem, der noch nach Rotwein roch, streifte meine Wange.
"Ikarus", sagte ich, "bitte, wir wollen doch Freunde bleiben!"
"Wieso nur Freunde?" flüsterte er. "Ich will Dich seit du den Fuß in diese WG gesetzt hast. Nur wegen Mareike habe ich mich so lange zurückgehalten."
"Ich muss darüber nachdenken", sagte
Weitere Kostenlose Bücher