Blutiger Freitag
schließlich eingebrockt!“
„Er ist hinten im Garten mit Rebecca und Harvey“, sagte Maggie mit einem Blick aus dem Küchenfenster.
Die beiden warfen Schneebälle, die der weiße Labrador mit Begeisterung fing. Plötzlich verspürte Maggie ein merkwürdiges Gefühl von Dejä vu. Unwillkürlich musste sie an den Tag nach Thanksgiving denken, als alles begonnen hatte.
Es tat gut, Patrick mal wieder so gelöst zu sehen.
Er war gestern mit Rebecca aus Connecticut gekommen, um die Weihnachtsfeiertage zusammen mit Maggie zu verbringen. Abends – nachdem Rebecca ins Bett gegangen war – hatte er Maggie gestanden, immer noch Albträume vom Projektmanager zu haben. Wieder und wieder erlebte er, wie die Handschellen zuschnappten und er an den Koffer mit der Bombe gefesselt wurde.
Maggie wusste genau, wie Patrick sich fühlte. Sie hatte oft genug dasselbe durchgemacht. Wurde von den verschiedenen Mördern im Traum heimgesucht. Deswegen konnte sie Patrick nur sagen, dass solche Dinge ihre Zeit brauchten. Besonders wenn der Fall nicht wirklich abgeschlossen war.
Denn trotz all ihrer Bemühungen, trotz der Hilfe von Charlie Wurth und Henry Lee, war das Rätsel um die Bombenanschläge nicht zu lösen gewesen. Die Kontakte des Geheimbunds hatten offenbar bis ganz nach oben gereicht. Jedenfalls waren keine Informationen nach außen gedrungen.
Die Untersuchungen zu Senator Foster liefen noch. Aber es würde Monate dauern, um genug Beweise für eine Anklage zu sammeln. Falls es überhaupt klappen sollte. Inzwischen hatte Foster abgedankt, um seiner Suspendierung zuvorzukommen. Dank seiner Mitstreiter war das neue Sicherheitsgesetz natürlich trotzdem durchgedrückt worden. Das Heimatschutzministerium verfügte jetzt über immense Geldsummen. Zu Recht – wie die Mehrheit der Amerikaner meinte. Schließlich hatten die beiden Bombenattentate gezeigt, dass die Sicherheit des Landes bedroht war.
Henry Lee würde Weihnachten mit seiner Frau und seinem Enkelsohn feiern. Seine Aussage hatte ihm eine Haftverschonung gebracht.
Was den Projektmanager betraf – wie konnte Maggie von Patrick erwarten, dass er sich keine Sorgen machte? Der Mann war verschwunden.
Wieder klingelte es an der Tür. Maggie ließ ihre Gäste in der Küche allein und ging zur Eingangstür. Als sie öffnete, stand Benjamin Platt vor ihr. Unter einen Arm hatte er seinen Hund Digger geklemmt, den anderen Arm hielt er hoch über seinem Kopf. Von seiner Hand baumelte ein Mistelzweig.
„Fröhliche Weihnachten!“
Sofort tätschelte Maggie den kleinen Terrier hinter den Ohren.
Ben lachte. „Dieser Hund bekommt mehr Aufmerksamkeit als ich!“
Er kam herein und ließ Digger herunter, der sofort in Richtung Küche rannte.
Maggie nahm Bens Mantel entgegen. Als sie hinter ihm vorbeiging, flüsterte sie ihm ins Ohr: „Du brauchst weder einen Hund noch einen Mistelzweig.“
Bei dem Blick, den er ihr darauf schenkte, spürte sie ein Flattern im Magen.
Patrick unterbrach die beiden. „Wollen wir los?“
„Ihr wollt schon wieder gehen?“, fragte Ben. „Ich bin doch gerade erst gekommen.“
„Wir sind in einer Stunde wieder zurück“, versprach Maggie mit einem Lächeln.
„Sie geht mit mir einen Baum besorgen“, sagte Patrick.
„Ja, wir holen den schönsten Weihnachtsbaum, den wir finden können.“
– ENDE –
ANMERKUNG DER AUTORIN
Nach dem Anschlag von Oklahoma City haben mindestens zwanzig Zeugen behauptet, einen „dritten Terroristen“ zusammen mit Timothy McVeigh gesehen zu haben. Die Beschreibungen des Mannes waren alle sehr ähnlich. Mehr als die Hälfte der Zeugen machte diese Angaben, bevor das inzwischen berüchtigte Phantombild von John Doe Nr. 2 überhaupt angefertigt wurde. Die Einzelheiten über den dritten Terroristen und die dazugehörige Verschwörungstheorie stammen also nicht von mir. Manche Leute, darunter Timothy McVeighs erster Verteidiger, glauben noch heute, dass der mysteriöse „John Doe Nr. 2“ möglicherweise der Kopf der Organisation war. Niemand scheint jedoch zu wissen, wo er geblieben ist.
Weitere Kostenlose Bücher