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Blutiger Frühling

Titel: Blutiger Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara von Bellingen
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ihn nicht. Alle ihre Gedanken waren ausgelöscht außer einem: Ich will an seiner Seite sein ... wenn er sterben muss, dann nicht, ohne mich mitzunehmen.
    Er war es. Sie drängte ihr angstvoll schnaufendes Pferd durchdie Knäuel der Kämpfenden auf ihn zu. Ein Dunst schlug ihr entgegen, den sie nicht kannte – der Geruch nach frisch vergossenem Blut, vermischt mit Angstschweiß und dem Gestank von ungewaschenen Körpern ...
    Der Dunst war so stark, dass er ihr beinahe den Atem raubte. Da vorn war Albrecht – er hieb einen buntscheckigen Söldner nieder, schlug noch einmal nach, wendete sein Pferd in ihre Richtung. »Hier bin ich«, schrie Anna Elisabeth, »sieh mich doch an, Albrecht...!«
    Er schien zu horchen. Einen Augenblick ruhte sein Schwertarm, seine Aufmerksamkeit war abgelenkt. Dann hatte sein Blick sie wahrgenommen, und seine Augen öffneten sich weit. Sein Mund formte ein Wort, das Anna Elisabeth nicht hören konnte ...
    Und dann zerfetzte etwas seine linke Schulter. Blut spritzte auf, er stürzte vom Pferd, versank im Getümmel aus wütend miteinander ringenden Kriegern. Der große Falbe brach aus, setzte mit einem weiten Sprung über am Boden liegende Hindernisse hinweg, galoppierte vom Schlachtfeld.
    Anna Elisabeth stieß ihrem Gaul die Fersen in die Flanken, fühlte sich gepackt, vom Pferd gerissen und weggeschleift. »Albrecht«, schrie sie verzweifelt, »ich bin hier ... hier!«, während sie sich gegen den harten Griff des Angreifers wehrte und sich loszureißen suchte.
    »Rückzug!«, gellte ein wütend gebrüllter Befehl, »Rückzug!«
    Weitere Rufe folgten: »Flieht, christliche Brüder, flieht ... die Schlacht ist verloren!« Ein scharfer Schlag traf Anna Elisabeths Hinterkopf. Alles wurde dunkel.
    Der Sturz vom Pferd hatte Albrecht für den Bruchteil eines Herzschlags den Atem benommen – aber nicht lange genug, als dass er nicht sofort wieder auf die Beine hätte kommen können. Seine Waffe hatte er verloren ... noch im Aufspringen griff ernach einem Katzbalger, der im Gras steckte, riss das Kurzschwert hoch und stieß es dem Lanzknecht, der ihn niedermachen wollte, in die Flanke. Der Mann brach in die Knie – und das war Albrechts Rettung, denn einer seiner Kameraden, der bereits ausgeholt hatte, stürzte ebenfalls. Albrecht konnte ihn ausschalten ...
    »Rückzug!«, gellte ein Befehl. Das war Florian Geyer ... Rückzug, jetzt, mitten im Gefecht?
    Albrecht taumelte vorwärts. Sein Pferd stand da, am Rand des Feldes, direkt vor dem Wald ... er musste es erreichen. Wenn nur nicht seine Schulter so mörderisch geschmerzt hätte. Blut sickerte über sein Wams, es hatte schon den dicken Stoff durchweicht. Weiter – weiter ...
    Der Falbe hielt still. Wie oft war er jetzt schon sein Lebensretter gewesen – zehnmal, zwanzigmal? Hinter ihm, neben ihm, vor ihm rannten Flüchtende, verfolgt von den Knechten des Truchsess. Wo waren die anderen – die von der Schwarzen Schar?
    Albrecht sah sich hastig um. Florian Geyer saß noch zu Ross. Er schwenkte den Arm. »Rückzug ...«, brüllte er unentwegt, »zurück, Männer!«
    »Herr Vetter«, rief Albrecht ihm zu, »was heißt das? Ihr wollt doch nicht etwa –«
    »Flieht, Albrecht«, schrie der Geyer, »hier haben wir keine Chance mehr. Die feigen Hunde vom Hellen Haufen haben längst das Hasenpanier ergriffen. Zu Ross, Mann – seht zu, dass Ihr lebend davonkommt, solange Ihr noch die Zeit dazu habt!«
    Albrecht nickte verwirrt. Er war schwindlig, seine Knie zitterten plötzlich. »Ich glaube, ich brauche einen Feldscher«, murmelte er. »Meine Schulter ...«
    »Rettet Euch, Vetter!« Florian Geyer gab seinem Pferd die Sporen. Dann sprengte er über die Wiese davon, hielt sich Richtung Wald, verschwand zwischen den Bäumen.
    Albrecht schaffte es mit Mühe, in den Sattel zu kommen. Sein Pferd folgte ohne Aufforderung dem des Hauptmanns und galoppierte in den Wald hinein. Andere Reiter der Schwarzen Schar und einige wenige Männer der Fußtruppe kamen nach.
    Sie wurden nicht verfolgt. Gegen Einbruch der Dunkelheit hatten Albrecht Wolf von Weißenstein, Florian Geyer und die Überlebenden der Schwarzen Schar das Schlachtfeld weit genug hinter sich gelassen, um sich für den Augenblick sicher zu fühlen.
    Ein alter Haudegen versorgte notdürftig die Wunden der Männer. »Wohin nun?«, fragte Albrecht den Geyer, der unversehrt geblieben war.
    »Nach Ingolstadt«, sagte der grimmig. »Mein dortiges Haus ist fest und gut gesichert. Ich werde mich da

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