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Blutiger Frühling

Titel: Blutiger Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara von Bellingen
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ausrichten. Zumal sie nicht zielen können...«
    »Warum behauptest du das jetzt schon?«, fragte Anna Elisabeth voller Zorn und Angst. »Sie könnten doch dazugelernt haben!«
    Balzer verzog das Gesicht zu einer finsteren Grimasse. »Schau hin«, sagte er dumpf, »die Wiesen ziehen sich ein wenig bergauf. Die Bauern stehen im tieferen Gelände, der Truchsess hat als guter Stratege das höhere gewählt. Seine Kanonen –«
    Anna Elisabeth unterbrach ihn wild. »Du musst mir nicht erklären, wie eine Schlacht zu führen ist«, sagte sie leidenschaftlich, »das haben andere schon vergeblich versucht, und ich werde es nie verstehen!« Sie hatte Tränen in den Augen. »Balzer –«, fügte sie leiser hinzu, »für wen betest du – für die Bauern oder für das Lanzknechtsheer?«
    »Die Bauern könnten es besser gebrauchen«, sagte er und wich ihrem Blick aus.
    Das Dröhnen der Trommeln, das der Wind aus der Ferne zu ihnen herübertrug, war lauter geworden. Plötzlich zerriss ein Krachen die Luft – ein Pfeifen folgte, und unten, mitten zwischen den aufgestellten Karrees der Bauern, spritzte eine Dreckfontäne auf. Vielstimmiges Geschrei begleitete den Einschlag der gegnerischen Kugel, die Männern stoben auseinander, die Schlachtreihen des Hellen Haufens gerieten in Unordnung.
    Eine zweite Kugel traf. Schon lagen da unten stille Gestalten neben ihren sorgfältig ausgerichteten Geschützen. »Sie zerschießen erst einmal die Arkeley der Bauern«, kommentierte Balzer fachmännisch, »sehr vernünftig vom Truchsess ... alles andere wäre unklug gewesen ...«
    Anna Elisabeth schrie auf. »Warum geben die Bauern denn nicht auch Schüsse ab? Warum tun sie nichts ...?«
    »Was denn?«, fragte Balzer unbeteiligt. »So unsinnig, wie sie ihre Feldschlangen aufgebaut haben, könnten sie nicht einmal die Wolken treffen. Die eigenen Kugeln würden ihnen wieder auf die Köpfe fallen.«
    Anna Elisabeth heftete den Blick auf ihn. Sein Gesicht war eine steinerne Maske. In seinen Augen, die doch sonst so funkeln konnten, war kein Leben – sie wirkten wie schwarze Kieselsteine. Das erschreckte sie beinahe noch mehr als das Geschehen im Tal.
    »Balzer«, sagte sie bebend, »auf welcher Seite stehst du? Ist es dir ganz gleich, wer gewinnt oder verliert? Hast du kein Herz?«
    Er war ruhig geblieben. Nur bei ihrem letzten Wort zuckte ein Muskel an seiner Wange. »Gewinnen wird der Bessere«, gab er hart zurück. »So ist es immer und wird auch heute nicht anders sein.«
    Unten krachten weitere Kanonenschüsse, und weitere Kugeln schlugen in die Reihen der Bauern ein. Geschrei schallte herauf, die auseinander gerissenen Karrees des Hellen Haufens suchten sich neu zu formieren. Anna Elisabeth wandte sich schaudernd von Balzer ab, der mit unbewegtem Gesicht zusah, und starrte hinab auf die blühenden Wiesen, über die jetzt eine Abteilung des Gegners herangezogen kam.
    Auf der Seite der Bauern legten die Arkebusiere ihre schweren Feuerwaffen auf die Gabeln.
    »Der Truchsess schickt den Verlorenen Haufen«, kommentierte Balzer tonlos. »Jetzt werden die Bauern ihr Pulver los ...«
    Anna Elisabeth hörte nicht hin. Unten krachten Schüsse – harte, kurze, trockene Explosionen, die weiß aufwallende Pulverwolken in die Luft entließen. Ein paar Mann vom Verlorenen Haufen sanken zu Boden und blieben liegen, die anderen – mindestens dreißig, schätzte Anna Elisabeth – marschierten unter rollendem Trommelgewirbel weiter auf die Linien der Bauern zu.
    »Das sind Kerle, um die es nicht schad ist, wenn sie fallen«, knurrte Balzer. »Wer beim Verlorenen Haufen landet, der hat genug auf dem Kerbholz, um den Tod zu verdienen.« Seine Augen blitzten wieder. »Jetzt, Geyer, setz deine Schützen ein! Du hast die Einzigen, die zielen können!«
    Eine neue Salve krachte, aus der zweiten Reihe abgefeuert. Aber deren Kugeln gingen fehl – allesamt, wie es aussah. Kein einziger Mann aus der gegnerischen Abteilung fiel; die Lanzknechte marschierten weiter und hatten sich schon bis auf hundert Schritt genähert.
    In die Reihen der Bauern kam Bewegung. Ein Karree von zerlumpten Gestalten begann mit gesenkten Spießen dem Verlorenen Haufen entgegenzumarschieren. Ein heller Schrei, vom Wind getragen, erreichte Anna Elisabeths Ohr: »Vorwärts, Brüder – unverzagt!«
    Die Bauern fielen in Laufschritt, genau wie die kleine Einheit der Lanzknechte, die Balzer den Verlorenen Haufen genannt hatte. Anna Elisabeth konnte sie jetzt gut erkennen – es waren

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