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Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition)

Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition)

Titel: Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Kern
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Sie war wie betäubt. Noch vor einer halben Stunde hatte er ihr seine Liebe gestanden, und jetzt gab er sie auf wie ein Stück Müll, das man auf die Kippe warf.
    Kain trieb sie auf einen Forstweg, dessen tiefe Furchen sich nach dem Regen in Schlammlöcher verwandelt hatten. Fabian schloss zu ihr auf und nahm wieder ihre Hand. Es fühlte sich richtig an, sicher, als könnte ihnen nichts passieren, wenn sie nur zusammen waren. Und trotzdem würden sie gleich sterben, dachte Leonie. Da war nichts in ihr, keine Angst, nur eine taube Leere, als hätte jemand ihre Seele mit Watte ausgestopft und das Gefühl, an einem irrwitzigen Survivaltraining teilzunehmen. Nur nicht an Leander denken! Wenn ihr das gelang, konnte sie ihre Einzelteile einigermaßen zusammenhalten.
    Fabian half ihr über einen moosbewachsenen Baumstamm hinweg, der den Weg fast ganz versperrte, und konnte doch nicht verhindern, dass sie abrutschte und sich an der feuchten Rinde die Wade aufkratzte. Sie unterdrückte einen Aufschrei. Die Schürfwunde brannte wie Feuer. Kain nahm keine Notiz von ihr, sondern sprang athletisch über den Stamm und drehte sich nach Alessio um. »Jetzt mach mal!«, schrie er.
    Leonie wagte einen Blick über ihre Schulter. Da stand der Junge mitten in einer Brombeerhecke und zupfte sehr langsam eine dornige Ranke nach der anderen von seinem T-Shirt. Oh, Alessio, dachte sie. Caravaggios Junge würde zu ihrem Mörder werden, aber er zögerte den Moment so lange wie möglich hinaus.
    »Cretino!« , schrie Kain und fuchtelte mit der Waffe in der Luft herum.
    »Vorsicht!«, warnte ihn Fabian.
    »Halt die Klappe, Bulle! Ich habe sicher mehr Erfahrung mit so einem Ding als du!«
    »Die will ich wirklich nicht mit dir teilen.«
    »Deine Ironie wird dir noch vergehen.«
    Der Weg führte steil den Hang hinunter, und das Gelände wurde immer sumpfiger und unwirtlicher, bis Büsche und niedrig wachsende Bäume den Weg fast ganz versperrten. Sie überstiegen umgefallenes Gehölz, und Leonie blieb mehr als einmal mit ihren Ballerinas im Schlamm stecken. Die Nacht war empfindlich kalt, doch von Fabians Hand ging genug Wärme aus, um ihr inneres Zittern zu vertreiben. Es würde bald vorbei sein, dachte sie, und da war sie doch, die Angst, klein wie eine nagende Raupe, die sich nährte und wuchs. Im Wald streifte ein Raubtier durchs Gebüsch, hielt inne und betrachtete sie aus durchsichtig grünen Augen. Vielleicht würde das Tier fliehen, wenn der Junge sie erschoss, vielleicht aber würde es sich auch angezogen fühlen und schauen, was da in seinem Revier passierte. Leonie dachte an das Blut, schauderte plötzlich, und die Nacht begann sich um sie herum zu drehen.
    »Wird’s bald!«, schrie Kain, der den Weg durch die Wildnis ohne Schwierigkeiten zu finden schien. Am Talgrund hielt er plötzlich inne.
    »Wir sind da«, sagte er.
    Im Zwielicht erkannte sie eine Kreuzung, von der zwei Wege fast rechtwinklig abzweigten. Als sie auf dem Knotenpunkt standen, wichen die Bäume zurück und öffneten sich für ein Stück sternbedeckten Himmel, das sein Licht wie Milch über sie ausgoss. Leonie schaute sich um. Es war so hell, dass sie im Wald die scharf geschnittene Silhouette eines Gebäudes erkennen konnte. Vielleicht war es ein forstwirtschaftlich genutztes Haus oder der Eingang zum Schacht eines alten Bergwerks. Alessio drehte sich einmal im Kreis. »Hier wart ihr also mit Blankert.«
    »Halt’s Maul!«, schrie Kain.
    Welcher Blankert? Fragend drehte sie sich zu Fabian um, der seine Augen unentwegt auf Kain gerichtet hielt.
    »Die Info nutzt dir nichts mehr, Bulle.«
    Sie schwiegen, und die Stille zwischen ihnen dehnte sich unendlich aus. Leonie spürte, wie die Sekunden eine nach der anderen zu Boden rieselten und versickerten. Die letzten meines Lebens, dachte sie und konnte den Gedanken nicht greifen. Kain drückte Alessio die Pistole in die Hand.
    »Bring’s zu Ende, Bruder!«, sagte er sanft.
    Alessio nahm die Waffe und wog sie in der Hand.
    »Es ist leicht, oder?« Seine Augen waren im Sternenlicht so schwarz wie Obsidian. »Viel leichter als du denkst. Und es liegt dir im Blut, so wie mir. Genetisch, weißt du. Wir können dem nicht entgehen.«
    »Bei Ölnhausen konnte ich es noch nicht.« Das war ein Geständnis, das viel mehr an Fabian als an Kain gerichtet war.
    »Nein«, Kain lachte bitter. »Du bist im Auto sitzen geblieben, Weichei.«
    Alessio ließ die Waffe sinken, als würde ihn ihr Gewicht zu Boden ziehen.
    Er zögerte, und

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