Blutiger Segen: Der 1. SEAN DOYLE Thriller (German Edition)
sah.
Doyle schoss zweimal in Callahans Bauchdecke.
Die Schüsse hoben den anderen Mann ein Stück in die Luft und schleuderten ihn einige Meter zurück. Blut spritzte aus den gewaltigen Einschusslöchern, die ihm die Glaser-Geschosse verpasst hatten.
Doyle rappelte sich mühsam auf, während die Atemluft durch die Wunde in seiner Lunge zischte.
Er schleppte sich bis zum Ende des Gangs, in die Vorhalle und weiter zur Treppe.
Er befand sich auf halbem Weg nach oben, als Callahan taumelnd im Foyer auftauchte. Er riss das Sturmgewehr an die Schulter und gab noch einen Feuerstoß ab.
Doyle wurde mehrfach getroffen. Ins Bein. Ins Kreuz.
Sengende Schmerzen wüteten in seinem Körper, und er schrie sie heraus, als sich die Kugeln einen Weg durch seine Muskelstränge bahnten. Mehr Blut strömte aus den Wunden. Doyle verspürte Schmerzen, die stärker waren als alles, was er kannte. Nein. Er schüttelte den Kopf. Er hatte schon weitaus Schlimmeres durchgemacht. Er hatte Qualen ausgestanden, wie sie keinem Mensch je zugemutet werden sollten.
Einen Moment lang glaubte er, wieder auf der Straße in Londonderry zu liegen.
Diesmal war sein Körper nicht von einer Bombenexplosion, sondern von mehreren Hochgeschwindigkeitsgeschossen zerstört worden.
Bin ich jetzt tot?
Er drehte sich auf der Treppe um und hob noch einmal den 44er.
Callahan kam näher.
Er grinste.
Doyle wischte ihm das Grinsen nicht vom Gesicht. Er sprengte es weg.
Ein Schuss aus dem 44er traf Callahan voll in die Fresse, wühlte sich durch die Zähne und explodierte aus dem Hinterkopf. Abgesprengte Stücke Zahnschmelz wurden von der Gewalt der Kugel mitgerissen und durch das Loch im Hinterkopf nach draußen gepresst. Callahan schien kurz zu schweben, wie von einem unsichtbaren Draht gezogen. Er flog nach hinten wie eine entfesselte Marionette, bis er schließlich am Fuß der Treppe auf den Boden aufschlug. Von seinem Gesicht – oder was noch davon übrig war – stieg Rauch auf.
Mit wild blinzelnden Augen, da sich der Blick bereits zu trüben begann, starrte Doyle auf den im Erdgeschoss gelandeten Körper.
Callahan rührte sich nicht mehr, aber Doyle wollte sichergehen. Er versuchte, aufzustehen, doch die Anstrengung brachte ihn zum Husten. Hellrotes Blut sprudelte über seine Lippen. Seine Beine fühlten sich an, als müssten sie jeden Moment unter ihm wegklappen, als er sich am Treppengeländer hochzog und dann mühsam Stufe für Stufe nach unten zum reglosen Leichnam seines Gegners schwankte.
Die ganze Zeit hielt er den Bulldog auf ihn gerichtet, jederzeit für einen Schuss bereit.
Schmerzwellen bedrängten ihn, so intensiv, dass er glaubte, er falle in Ohnmacht. Er machte eine Pause, quälte sich ab, Luft in von Kugeln durchlöcherte Lungenflügel einzusaugen. Er spürte einen enormen Druck auf der Brust, wenn er zu schlucken versuchte. Beim Ausatmen zischte die Luft durch seine perforierte Lunge wie durch einen zerfetzten Blasebalg.
Er kam Callahan langsam näher.
»Zugriff.«
Der Befehl kam, und die Einsatzgruppe der Garda stürmte zum Haus und bremste vor dem Haupteingang ab.
Die Männer auf der Rückseite und an den Seiten des Gebäudes brachen durch die Fenster, um so schnell wie möglich ins Innere zu gelangen.
Ein halbes Dutzend von ihnen postierte sich mit Gewehren im Anschlag draußen vor der Haustür.
Doyle hörte sie auf der Veranda, doch seine Aufmerksamkeit konzentrierte sich ganz auf Callahan.
Das Gesicht des Millionärs glich einer blutigen Ruine. Er hielt den Mund gezwungenermaßen geöffnet, weil es Teile seines Oberkiefers in den Gaumen versprengt hatte.
Doyle stand vor ihm und wehrte sich gegen die nahende Bewusstlosigkeit. Er wollte sich eigentlich nur noch hinlegen. Ausruhen.
Sterben, falls nötig.
Callahan packte das linke Bein seines Gegners und zog daran.
Doyle spürte die unglaubliche Kraft, die in dem Griff steckte. Er wurde nach vorn gerissen und halb durch den Flur geschleudert, während sich Callahan erhob und zu ihm umdrehte.
Er grinste, und die Überreste seines Gesichts verzerrten sich zu einer widerlichen Grimasse.
Die Haustür flog auf, und die ersten beiden Polizisten stürmten in den Flur. Doyle sah, wie sie ihre Waffen herumrissen und auf Callahan richteten, doch der Millionär war zu schnell. Er mähte sie mit einem Feuerstoß aus seinem Sturmgewehr nieder. Dann rannte er mit unglaublicher Behändigkeit die Treppe hinauf.
Doyle konnte nur zusehen, wie er auf dem oberen Absatz herumfuhr,
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