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Blutiger Segen: Der 1. SEAN DOYLE Thriller (German Edition)

Blutiger Segen: Der 1. SEAN DOYLE Thriller (German Edition)

Titel: Blutiger Segen: Der 1. SEAN DOYLE Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaun Hutson
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Höhe, als wollte er sich vergewissern, dass die brennende Scheibe noch dort war. Dabei trieb ein etwas dickerer Dunstschleier langsam davor und tauchte das Tal und die Kirche vorübergehend in Schatten.
    Phillipe Roulon bemerkte den Ausdruck im Gesicht seines Begleiters und lächelte.
    »Du hast Angst«, sagte er spöttisch und schob sein Gesicht ganz eng an das seines Freundes.
    Carl hätte Phillipe gern gesagt, dass das nicht stimmte, aber dann hätte er gelogen.
    Aber, so überlegte er, wovor sollte er eigentlich Angst haben? Die Kirche stand leer, und das seit Jahren, sehr viel länger als die zehn Jahre seit seiner Geburt. Mehrere Jahrhunderte, hatten ihm seine Eltern erzählt, als er danach fragte. Sie erzählten ihm, dass das alte Gemäuer schon seit über 200 Jahren nicht mehr benutzt wurde.
    Dann hatten sie ihm befohlen, sich von dort fernzuhalten.
    Er wollte natürlich wissen, warum, aber sie sagten nur, er solle ihre Anweisungen nicht infrage stellen. Er sollte dort nicht hingehen, ganz einfach.
    Phillipe hatte von seiner Mutter dasselbe zu hören bekommen. Sein Vater lebte nicht mehr. Tatsächlich konnte er sich kaum noch an den Mann erinnern, der kurz nach seinem fünften Geburtstag verstarb. In den seitdem vergangenen sechs Jahren war seine Vorstellung ähnlich verblasst wie ein altes Foto.
    Er hatte die Kirche schon früher gesehen, doch nur aus der Ferne, genauso wie jetzt auch. Als er auf sie hinabschaute, spürte er, dass er eine Gänsehaut bekam. Doch er konnte nicht kneifen. Jetzt nicht mehr. Sie würden gemeinsam hingehen.
    Zu jenem verbotenen Ort, den er nicht betreten durfte.
    Möglicherweise, um herauszufinden, warum er ihn nicht betreten durfte.
    Die beiden Jungen starrten einander noch einen Moment an und liefen dann den Hang hinunter, wobei Carl beinahe im langen Gras ausrutschte, als sie losrannten. Kichernd jagten sie ins Tal. Das starke Gefälle verlieh ihnen zusätzliche Geschwindigkeit.
    Als sie unten ankamen, verlangsamten sie ihr Tempo.
    Die Kirche stand jetzt keine 200 Meter mehr entfernt.
    Von der Hügelkuppe aus kam sie einem klein vor, doch als sie die Kirche jetzt betrachteten, wirkte das Gebäude riesig. Die nachgedunkelten Mauern wirkten, als seien sie nicht aus einzelnen Steinen erbaut, sondern aus einem einzelnen Felsbrocken gehauen worden. Die Erde selbst mochte das monolithische Gebilde ausgespien haben, hatte es aus dem Land herausgewürgt. Von der Natur ebenso wenig gewollt wie von Gott und den Menschen.
    Mit zögernden Schritten hielten die beiden Jungen auf die Kirche zu, ließen sie nicht aus den Augen.
    Carl sah, dass anstelle der ehemaligen Buntglasfenster nur noch Löcher im Mauerwerk gähnten. Wunden im Gestein, denen man einen vorübergehenden Schorf in Gestalt von Brettern verpasst hatte, mit denen man die Fensteröffnungen willkürlich und mit wenig Rücksicht auf die optische Wirkung vernagelt hatte. Die Nägel waren verrostet und zum Teil abgebrochen. Einige der Bretter hatten sich gelöst. Eines schwang leicht hin und her, vom Wind bewegt, der nun viel stärker zu wehen schien.
    Die Sonne brannte mit ungebrochener Helligkeit vom Himmel, doch beide Jungen spürten, wie die Kälte umso durchdringender wurde, je näher sie der Kirche kamen.
    Keiner wagte es, stehen zu bleiben. Keiner wollte dem anderen seine Furcht eingestehen.
    Außerdem, wovor konnte man sich bei einem leeren Steinbau schon fürchten?
    Carl versuchte, sich mit diesem Gedanken zu trösten, doch es trug nicht dazu bei, seinen rasenden Herzschlag zu verlangsamen.
    Eine weitere Wolke schob sich an der Sonne vorbei und tauchte das Tal erneut in Schatten. Diesmal erfroren die Bewegungen beider Jungen, bis die Wärme zurückkehrte.
    Sie gingen näher.
    Das Gras rings um die Kirche wuchs noch länger, und die Jungen mussten die Füße sehr hoch heben, um nicht über die grünen Halme zu stolpern, die nach ihren Schuhen zu greifen schienen.
    Eine starke Windböe ließ den Wetterhahn rotieren. Das dumpfe Quietschen von verrostetem Metall schnitt wie eine Klinge durch die Stille. Ein schmaler Kiesweg führte zur Kirche, ebenfalls mit Gras und Unkraut überwachsen, aber zumindest erleichterte er das Vorankommen ein wenig. Die Jungen, die jetzt Seite an Seite gingen, näherten sich der Vorderseite des Gebäudes.
    Das große Doppeltor ragte hoch vor ihnen auf. Das Holz war stellenweise morsch, der Metallbeschlag verrostet und teilweise abgeblättert wie trockene, schorfige Haut. Zwei massive runde Ringe

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