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Blutiger Segen: Der 1. SEAN DOYLE Thriller (German Edition)

Blutiger Segen: Der 1. SEAN DOYLE Thriller (German Edition)

Titel: Blutiger Segen: Der 1. SEAN DOYLE Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaun Hutson
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hingen an den Türen. Über einem davon schwebte Carls Hand.
    Er brauchte nur daran zu ziehen, dann konnten sie die Kirche betreten.
    »Mach schon«, drängte Phillipe, dessen Stimme jetzt leise klang und jede Spur von Draufgängertum verloren hatte.
    Carl packte den verrosteten Ring und zog.
    Nichts rührte sich.
    »Ich wusste, dass abgeschlossen ist.« Erleichtert wich er einen Schritt zurück.
    »Probier die andere.«
    Er zuckte die Achseln und spürte, wie die Farbe aus seinen Wangen wich.
    »Los«, schnauzte Phillipe.
    »Mach du sie doch auf«, zischte Carl, trat zurück und sah zu, wie sich sein Freund zusammenriss und den Eisenring mit beiden Hände packte.
    Die verrosteten Angeln ächzten in gedämpftem Protest, als sich das Tor einen Spaltbreit öffnete.
    Phillipe ließ den Metallring los, als sei er plötzlich glühend heiß. Er wischte sich die Hände an der Jeans ab, und ihm fiel auf, dass die Rostflecken getrocknetem Blut glichen.
    Das Portal klaffte nun so weit auf, dass sie sich hindurchzwängen konnten.
    Beide Jungen blieben stehen und starrten das offene Tor an, als ob sie auf irgendein Signal warteten, das ihnen verriet, was sie nun tun sollten.
    Sie konnten jetzt das Innere der Kirche oder zumindest die undurchdringliche Schwärze darin sehen.
    Phillipe setzte sich als Erster in Bewegung, wobei er Carl aufforderte, ihm zu folgen, und dem Freund eine Beleidigung an den Kopf warf, als dieser zögerte.
    Die Sonne verbarg sich immer noch hinter einer Wolke, obwohl Carl den Verdacht hatte, dass das Gefühl zu frieren eher auf seine Furcht als auf die Abwesenheit der wärmenden Sonnenstrahlen zurückgeführt werden konnte. Jedenfalls gab es jetzt kein Zurück mehr. Er musste hinein. In diese leere Kirche, in deren Nähe zu kommen ihm seine Eltern verboten hatten.
    Leer.
    Er versuchte sich an dieses Wort zu klammern, Trost darin zu finden.
    Leer.
    Er trat näher an das Tor heran.
    Leer.
    Beide Jungen schlüpften hinein.
    Es stank. Nach Vernachlässigung. Nach Verfall. Nach Feuchtigkeit. Als habe der Zahn der Zeit sogar die Luft verfallen und verrotten lassen, sodass sich jeder Atemzug der Jungen widerlich anfühlte. Carl hatte das Gefühl, als schlucke er eine besonders eklige Medizin. Er hatte das Bedürfnis, auszuspucken.
    Mehr als alles andere wollte er wieder nach draußen ins Licht.
    An manchen Stellen durchbohrten Sonnenstrahlen die Düsternis. Sie drangen durch Ritzen in den Brettern ein, die man vor die Öffnungen der ehemaligen Buntglasfenster genagelt hatte. Sie spendeten ausreichend Licht, dass die Jungen sehen konnten, wohin sie gingen, aber nicht genug, um den Innenraum zu erleuchten.
    Die wässrigen Lichtstrahlen schienen unfähig zu sein, eine solch überwältigende Schwärze zu durchdringen.
    Es schien, als suche nicht einmal das Sonnenlicht Zugang zu diesem Ort.
    Die beiden Jungen gingen langsam den Mittelgang der Kirche entlang und sahen sich dabei in der Finsternis um.
    Sitzbänke, seit Jahrhunderten unbenutzt, lagen umgestürzt rechts und links von ihnen. Verrottet. Kaputt. An manchen Stellen stapelten sie sich an der Wand wie Scheiterhaufen, die darauf warteten, angezündet zu werden.
    Beim Gehen stellten die Jungen fest, dass ihre Schritte eigenartig gedämpft klangen. Erstickt von der dicken Schicht aus Staub und Schmutz, die den Boden wie ein widerlicher Teppich bedeckte. Sie hinterließen Fußabdrücke im Staub.
    Sie bewegten sich auf den Altarraum zu. Hier schien sogar die Luft schwarz zu sein. Das Atmen fiel schwerer.
    Carl hustete, und das Geräusch hallte durch den Raum, bevor es von der Stille und der Düsternis verschluckt wurde.
    In der Wand befand sich eine Tür, die den Altarraum vom Kirchenschiff trennte.
    Sie stand einen Spalt offen.
    »Lass uns jetzt wieder gehen«, sagte Carl im Flüsterton.
    Phillipe ging weiter auf die Tür zu, die vorübergehend von einem Lichtstrahl beleuchtet wurde, der sich durch zwei Bretter einer nahen Fensteröffnung zwängte.
    »Der Altar ist gleich dahinter«, lockte Phillipe. »Dort ist es passiert.«
    »Du kannst ja gehen«, sagte Carl, der sich seiner Furcht nicht mehr schämte.
    Er blieb stehen und beobachtete nur. Ihm war völlig egal, ob ihn Phillipe und alle seine Freunde einen Feigling nannten, wenn er ins Dorf zurückkam.
    Er wollte nicht durch diese Tür gehen. Auch wenn die Kirche leer stand.
    Leer.
    Vielleicht doch einen ganz kurzen Blick?
    Leer.
    Phillipe wollte gerade die Tür aufstoßen.
    Durch die Tapferkeit und Neugier

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