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Blutiges Schweigen

Blutiges Schweigen

Titel: Blutiges Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
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verriet mir, dass er genauso empfand wie ich. Doch ich erkannte auch, dass er nicht lockerlassen würde. Nicht jetzt. Nicht, nachdem er dieses Aufgebot bestellt hatte. »Wo ist Jill?«
    »Es ist nicht mehr weit.«
    »Ich warne Sie davor, uns auf den Arm zu nehmen, Crane.
Falls Sie hier Spielchen mit mir treiben, mache ich Sie einen Kopf kürzer. Haben Sie mich verstanden?«
    Crane lächelte. »Es ist nicht mehr weit«, wiederholte er.
    Wir marschierten wieder weiter. Unter den Baumkronen bekam man nicht so viel von dem Regen ab. Er fühlte sich an wie eine Mischung aus vereinzelten Tropfen und Nieseln, vor uns hergetrieben von einer ächzenden und keuchenden Brise. Etwa hundert Meter voraus knatterte ein Funkgerät. Die bedrückende Stille verstärkte das Geräusch. Das Funkgerät gehörte einem der Scharfschützen. Er griff sich an den Gürtel und stellte etwas daran ein. Bis auf den Regen und das Heulen des Windes herrschte Totenstille.
    Dann ertönte links von uns im Wald ein Knacken.
    Alle blieben stehen. Die Hunde zerrten an ihren Leinen und spähten in die Dunkelheit. »Was siehst du?«, fragte einer der Hundeführer. Der Spaniel schnupperte und nahm seine ursprüngliche Position ein, bereit, sich auf die Geräuschquelle zu stürzen. Zwei Uniformierte näherten sich dem Waldrand und leuchteten erneut mit den Taschenlampen zwischen die Bäume. Ein Kollege folgte ihnen zehn Sekunden später.
    Ich blickte die Kolonne entlang. Einer der Scharfschützen schaute weg von dem Geräusch in den Wald, der andere beobachtete die Uniformierten, die das Gelände absuchten. Wir standen dicht beisammen, und mir fiel plötzlich auf, dass Crane an mich herangerückt war. So nah, dass ich ihn am Kragen packen und dieser Farce ein Ende hätte bereiten können, bevor die Angelegenheit aus dem Ruder lief. Links von mir stand Hart am Waldrand im Gras. Phillips befand sich einige Schritte hinter ihm und starrte in die Finsternis.
    Wieder ein Knacken.
    Der Scharfschütze, der in die andere Richtung geschaut hatte, blickte sich um. Die Sanitäterin folgte seinem Beispiel. Ihre fluoreszierende Jacke leuchtete im Schein der Taschenlampen.
Ein Hundeführer verschwand zwischen den Bäumen. Sein Kollege heftete sich an seine Fersen. Innerhalb von zwanzig Sekunden waren Crane und ich mehr oder weniger allein. Nur die Scharfschützen leisteten uns noch Gesellschaft. Alle anderen liefen entweder im Wald herum und schwenkten ihre Taschenlampen oder beobachteten die Szene von der Baumgrenze aus.
    »Weißt du noch, was ich zu dir gesagt habe, David?«, raunte Crane. Ein Scharfschütze wandte sich zu ihm um. Sein Griff um den Lauf des Gewehrs wurde fester. Als der andere die Bewegung seines Kollegen bemerkte, tat er dasselbe. Ich gab den beiden mit einem Nicken zu verstehen, dass alles in Ordnung war, doch sie rührten sich nicht und beäugten Crane argwöhnisch. »Dass wir eine Gemeinsamkeit haben?«
    Ich schwieg und überlegte fieberhaft, worauf er wohl hinauswollte und warum er versuchte, mich in ein Gespräch zu verwickeln. Inzwischen war der Suchtrupp tief in den Wald vorgedrungen. Die Lichtkegel der Taschenlampen beschrieben halbkreisförmige Bögen, und immer wieder tauchte kurz die Silhouette eines Polizisten aus der Dunkelheit auf. Hart hatte sein Handy herausgeholt und drehte es auf der Handfläche hin und her. Phillips stand neben ihm.
    »Ich hätte, was deine Frau angeht, nicht so gefühllos sein sollen, David.«
    Ich sah ihn an. Was für ein Spiel treibst du, Crane?
    »Es war falsch von mir, dass ich so über sie geredet habe.«
    »Tu dir selbst einen Gefallen und halt das Maul.«
    Einer der Scharfschützen war vorgetreten. Ich warf einen Blick auf ihn und dann auf Crane und wandte mich wieder dem Wald zu. Etwa sieben Meter jenseits der Baumgrenze verlosch der Lichtstrahl einer Taschenlampe. Einige Sekunden später leuchtete sie wieder auf. Ein uniformierter Polizist schimpfte lautstark auf die Batterien.

    »Ich bin genauso wie du, David.«
    Ich drehte mich wieder zu Crane um. Seine Miene war reglos: kein Ausdruck, nicht der Anflug eines Lächelns. Er hielt einfach meinem Blick stand. Ich schaute zu dem Scharfschützen hinüber und machte einen Schritt auf Crane zu.
    »Ich habe dir bereits gesagt, dass wir nichts gemeinsam haben.«
    »Klar haben wir das«, entgegnete er und blieb stehen. »Du bist mir auf die Schliche gekommen. Meine Frau. Das Kind, das sie erwartete. Bis jetzt hatte ich immer gedacht, dass ich es recht gut verbergen

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