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Blutiges Schweigen

Blutiges Schweigen

Titel: Blutiges Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
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künstliche Licht von der Straße hinter uns versagt blieb. Wir hatten nur sechs Taschenlampen  – zwei vorn, zwei an den Seiten und zwei, die an Gewehren befestigt waren  –, deren Schein über den Pfad und das angrenzende Unterholz wanderte. Ich hätte selbst eine mitbringen sollen , dachte ich. Wer sich auf andere verließ, war verlassen.
    Ein Stück voraus hatte einer der Polizisten offenbar einen Lichtblitz gesehen, denn er blieb stehen. Etwa zehn Meter weiter konnte ich im Licht seiner Taschenlampe die erste der aufgegebenen Eisenbahntrassen erkennen, die den Pfad kreuzte.
    Wir waren etwa zehn Minuten weitermarschiert, als die Hunde  – diesmal beide gleichzeitig  – wieder zu bellen anfingen. Sie reckten die Köpfe, schnupperten und spähten in die Dunkelheit. Drei der uniformierten Polizisten richteten ihre Taschenlampen auf das Gestrüpp. Eine Sekunde lang wirkten Bäume, Laub, Gras und Büsche wie erstarrt. Inzwischen regnete es wieder heftiger.
    Phillips ging noch einmal an die Spitze der Kolonne und unterhielt sich mit demselben Hundeführer wie zuvor. Da sich der Wind gelegt hatte, konnten alle das Gespräch verfolgen.
    »Ist es vielleicht ein Tier?«, fragte Phillips.
    »Möglicherweise«, lautete die Antwort. Allerdings klang der Hundeführer nicht sehr überzeugt. Die Hunde waren so gut ausgebildet, dass sie Menschenblut von tierischem unterscheiden konnten. Sie hatten in eingestürzten Gebäuden
nach Überlebenden gesucht und waren in der Lage, Drogen, Waffen und Sprengstoff zu erschnuppern. Ein Igel würde sie also nicht aus dem Konzept bringen. Alle dachten dasselbe, und einige sahen Crane wie Bestätigung heischend an. Dieser jedoch hatte sich nicht einmal der Debatte zugewandt, sondern schaute geradeaus in die Dunkelheit.
    Einige Polizisten drangen, mit Taschenlampen ausgerüstet, so weit wie möglich in das Gestrüpp vor. Unter ihren Füßen knickte das Gras ab und wippte dann wieder nach oben. Lichtkegel bewegten sich zwischen den Bäumen nach links und rechts.
    »Was gefunden?«, fragte Phillips, der auf dem Weg geblieben war.
    »Nichts«, ertönte die Antwort.
    Kurz darauf kehrten die Männer mit funkelnden Tautropfen an den Hosen und den stichfesten Westen zurück. Crane warf mir lächelnd einen Blick zu.
    »Hast du etwas zu sagen?«, fragte ich Crane.
    Alle betrachteten erst mich und dann ihn. Das Lächeln war verschwunden. Es war nur für mich bestimmt gewesen. Die Augen der meisten Polizisten waren wieder auf mich gerichtet.
    »Beruhigen Sie sich, Mr Raker«, meinte Hart, der vor mir ging. »Und Sie«  – er deutete auf Crane  – »schauen, verdammt noch mal, auf den Weg.«
    Etwa fünf Minuten später erreichten wir die Lichtung, auf die ich vor einigen Tagen gestoßen war. Die Stelle, wo Markham Megan zurückgelassen hatte, damit Crane sie sich abholen konnte. Das Prasseln des Regens, der durch die Lücken zwischen den Blättern fiel, war lauter geworden.
    »Plitsch, platsch, plitsch, platsch«, leierte Crane. Einige Köpfe wandten sich zu ihm um. Er selbst hatte den Kopf gesenkt. Die Hände waren mit Handschellen vor seinem Bauch gefesselt. »Plitsch, platsch, peng , plitsch, platsch, peng .«

    Phillips trat einen Schritt auf ihn zu. »Was haben Sie da gesagt?«
    Crane hob den Kopf. »Verzeihung?«
    »Was haben Sie da gesagt?«
    »Plitsch, platsch, plitsch, platsch. Der Regen, DCI Phillips. Er wird immer heftiger. Wenn wir nicht rasch weitergehen, werden wir noch klatschnass.«
    Crane musterte die Anwesenden. Zwei uniformierte Polizisten vorn; der Schein ihrer Taschenlampen glitt über den Pfad. Die beiden Scharfschützen standen links und rechts von ihm. Inzwischen bildeten die beiden Hundeführer, in den Lichtkegel der Taschenlampen getaucht, die Spitze der Kolonne. Zwei weitere Uniformierte flankierten uns. Einer stand im hohen Gras auf der Lichtung, der andere am Waldrand. Die Sanitäterin befand sich, Phillips und Hart an ihrer Seite, neben mir. Dann fiel Cranes Blick auf Phillips.
    Etwas stimmte hier nicht.
    In diesem Moment wurde mir klar, dass wir umkehren mussten. Crane war ein Mörder und Lügner. Es war Selbstmord, ihm zu vertrauen.
    »Warten Sie.«
    Alle, auch Crane, drehten sich zu mir um. Phillips wirkte zwar verärgert, machte aber ein paar Schritte in meine Richtung. »Was ist?«
    »Hier ist …« Ich schüttelte den Kopf und schaute zu Crane hinüber. »Hier ist etwas faul.«
    Phillips musterte mich wortlos, dann wandte er sich an Crane. Seine Miene

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