Blutinsel
Begleiter wiegelten ab.
» Wenn es Belfour gewesen wäre, dann würde ein Stauerhaken in Ihrem Kopf stecken « , versicherte Phelps. » Sie sind über die Wurzel gestolpert. Die Nacht ist verdammt dunkel. «
Den Rest des Weges schwiegen sie. Phillip Streng wusste, dass ihm die Männer nicht glaubten.
23
Anglewood, Hell’s Kitchen Island, Maine,
19 . März 2007 , 07 . 00 Uhr (Montag)
John Tremblay hatte Logan gebeten, ihn und seinen Kollegen in aller Frühe zum Fundort der Leichen an den Anglewood zu fahren, da sie dort noch einige Untersuchungen vornehmen mussten. Am gestrigen Tag war es sehr schnell dunkel geworden, und Strom war auf dieser Insel Mangelware und nicht überall vorhanden. Vor allem nicht am knapp drei Kilometer entfernten Woodwine Trail, an den der Wald von Anglewood grenzte. Die Spuren rund um den Fundort hatten sie abgedeckt, damit sie nicht vernichtet werden konnten.
» Sie können uns in vier Stunden wieder abholen, ich denke, bis dahin sind wir so weit « , sagte Tremblay, nachdem er seine beiden Spurensicherungskoffer aus Logans Wagen geholt hatte. Den Rest des Weges über die feuchte Wiese musste das Spurensicherungsteam zu Fuß zurücklegen. Tremblay war sehr vorsichtig und wählte einen weiten Bogen, bis er an den Baum gelangte, an dem sie die verstümmelte Leiche von Jonathan Bergman geborgen hatten, bevor sie dann zusammen mit seiner getöteten Frau in das Gerichtsmedizinische Institut nach Portland überführt wurde. Sie entfernten vorsichtig die Abdeckungen. Alles hier schien noch im gleichen Zustand zu sein, wie sie es gestern verlassen hatten. Es war ein Glück, dass es in der Nacht nicht wieder geregnet hatte, und auch heute schien es ein trockener und warmer Frühlingstag werden zu wollen. John Tremblay suchte den engeren Tatort nach weiteren Spuren im feuchten Boden ab, während sein Kollege im nahen Wald verschwand.
Die beiden gesicherten Fußspuren, von denen Tremblay Gipsabdrücke angefertigt hatte, waren direkt unterhalb der Leiche entdeckt worden. Im Bereich der Schnur, mit der Bergman am Baum aufgehängt worden war und die um den Stamm herum führte, war das Erdreich aufgewühlt. Komplette Abdrücke hatten sie dort keine entdeckt, jedoch einzelne Fragmente, die auf einen Fußabdruck hindeuteten. Hier war zweifellos ein Mann mehrfach um den Baumstamm herumgegangen. Ein Mann, der schwere Arbeit zu verrichten hatte, so tief wie die Schuhe sich hier offenbar eingegraben hatten!
Bevor Tremblay die hinterlassenen Strukturen näher hatte untersuchen können, war es jedoch dunkel geworden. Deshalb hatte er den gesamten Erdaufwurf mit einer Folie gesichert. Vorsichtig deckte er jetzt die Spuren auf, kniete sich hin und untersuchte den Erdaufwurf. Schwach waren Profilstrukturen in der Erde zu erkennen. Tremblay nahm ein Vergrößerungsglas zur Hand. Das Profil unterschied sich von dem der gesicherten Gipsabdrücke. Während sich im Gips ein klassisches Rillenprofil abzeichnete, schienen hier im Erdreich einzelne Dreiecke nebeneinander zu liegen. Tremblay erhob sich und holte den Fotoapparat aus einem der Koffer. Nachdem er drei Nahaufnahmen gefertigt hatte, rührte er ein klein wenig Gips in der Schale an, platzierte vorsichtig den Metallring um die Spur und goss vorsichtig den flüssigen Gips hinein. Er war gerade damit fertig, als sein Kollege am Waldrand erschien und ihm zurief: » John, komm mal rüber, das musst du dir selbst anschauen! «
» Was ist los? « , fragte er zurück.
» Dahinten sind noch ein paar Spuren, aber das andere musst du dir selbst anschauen, da werd’ ich nicht schlau draus. «
Der Kollege führte Temblay an eine Stelle im Wald, wo zwei dicke Baumstämme wie ein Tor nebeneinander standen. Dort war das Erdreich weich, wahrscheinlich gab es hier irgendwo eine Quelle, die Wasser an die Oberfläche beförderte, das direkt unterhalb der dicken Birkenstämme wieder im Boden versickerte. Genau dort befanden sich weitere vier Stiefelabdrücke, die ihr Rillenprofil im feuchten Boden hinterlassen hatten und weiter in den Wald hinein führten.
» Die sehen genauso aus wie die beiden Abdrücke, die wir gestern gesichert haben « , murmelte John Tremblay.
» Ich habe noch ein paar gefunden, die führen die kleine Anhöhe hinauf, und dort oben ist eine Hütte. «
» Eine Hütte? «
» Ja, sie ist leer, aber die Tür ist aufgebrochen. Da war jemand drinnen. Und auf dem Weg zurück habe ich noch etwas entdeckt. «
» Was? «
Tremblay folgte dem Kollegen
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