Blutinsel
hat ein Boot ausgemacht. Es liegt dort hinten versteckt in der Bucht. Ein Trupp ist dorthin unterwegs. «
Fleischman warf Donovan einen vielsagenden Blick zu. » Er ist noch hier, und jetzt haben wir sein Boot. Er kommt nicht mehr von hier weg. «
» Trotzdem, die Insel ist zu groß, wir brauchen mehr Männer. «
» Wir kriegen ihn, glaub mir « , sagte Fleischman. » Es ist kalt, er hat keinen Unterschlupf und wahrscheinlich weder Essen noch Trinken. Früher oder später wird er sich zeigen. «
» Und wenn er seinen Kontaktmann längst getroffen hat? «
» Glaubst du, dann wäre er noch hier draußen unterwegs? Dann säße er längst in einer warmen Stube und würde über uns lachen! Aber er hat sich hier irgendwo in den Büschen verkrochen. Er hat seinen Kontaktmann noch nicht gefunden. Vielleicht weiß er noch nicht einmal, wer er ist. Tyler wird ihm nicht alles verraten haben. Quasi so eine Art Lebensversicherung. «
» Tyler ist tot, er kann ihm vor seinem Tod alles erzählt haben. «
» Er ist noch hier draußen « , wiederholte Fleischman, » und jetzt komm! «
Parish Hall, Hell’s Kitchen Island, Maine,
20 . März 2007 , 14 . 45 Uhr (Dienstag)
» Die Zunge wurde ihm herausgeschnitten, als er noch lebte « , sagte Tremblay und wies auf die Fotos der Leiche von Sam Haverman. » Er starb wohl wie die anderen an der Vielzahl der Verletzungen. Der Mörder hat ihn dann in das offene Grab geworfen, das man für die Beerdigung von Gabriel Jefferson ausgehoben hatte, und hat dann die Leiche mit Erde bedeckt. Gerade so viel, dass man sie nicht auf den ersten Blick sehen konnte. «
» Wer hat ihn gefunden? « , fragte Cathy.
» Einer der Polizisten aus Yarmouth. Er hat Spuren entdeckt, die zum Grab führten, und sah einen Fetzen der Jacke. «
» Die Spuren … «
» Swat-Stiefel « , fiel ihr Tremblay ins Wort. » Dazu noch der Stauerhaken, der in seinem Kopf steckte. Mit Sicherheit der gleiche Täter wie bei den anderen. «
» MH « , murmelte Cathy. » Er wurde in eine Falle gelockt, und er ist mitten in der Nacht rausgegangen, obwohl er wusste, dass sich hier ein irrer Mörder herumtreibt. Es muss ihm sehr wichtig gewesen sein. «
Es klopfte an der Tür und Logan betrat das kleine Büro im ersten Stock der Gemeindehalle. » Marsha wartet unten « , sagte er.
» Wir kümmern uns um sie « , antwortete Cathy.
Das Telefon klingelte. Brian nahm ab. Erfreut begrüßte er die Teilnehmerin am anderen Ende der Leitung. Kurz deckte er mit der Handfläche den Hörer ab. » Das ist eine alte Bekannte von der Portland Post, sie hat für mich einige Dinge bezüglich des Fischereikrieges im Jahr 1971 ausfindig gemacht. «
» Welcher Fischereikrieg « , fragte Cathy.
» Du erinnerst dich, ich habe dir von der Chronik erzählt. «
Cathy fiel wieder ein, was Brian meinte, und nickte. » Gut, dann rede ich mit Marsha Haynes. «
» Sie können mein Büro benutzen « , bot Logan an.
Marsha Haynes saß im Erdgeschoss neben der Treppe und erhob sich, als Cathy vor sie trat. Sie war einfach gekleidet und hatte ihre braunen Haare hochgesteckt. Zweifelsfrei war Marsha eine sehr interessante Frau, wenngleich ihre Gesichtzüge verrieten, dass sie ein hartes und entbehrungsreiches Leben führte.
» Misses Haynes, wir haben ein paar Fragen an Sie. Wenn Sie mir bitte folgen. «
Marsha nickte stumm. Schüchtern folgte sie Cathy in Logans Büro. Nachdem sie Platz genommen hatte, setzte sich Cathy auf die Schreibtischkante. Sie warf der Kriminalbeamtin einen scheuen und erwartungsvollen Blick zu.
» Sam Haverman ist tot « , sagte Cathy und beobachtete aufmerksam die Regung in Marshas Gesicht.
» Ich habe schon davon gehört, der arme Sam. « Marshas Miene verriet ihre Trauer, aber von Bestürzung, so wie es Cathy erwartet hatte, wenn die junge Frau tatsächlich ein Verhältnis mit dem Ermordeten gehabt hätte, war nichts zu erkennen.
» Wo waren Sie in der vergangenen Nacht? «
Marsha dachte einen Augenblick lang nach. » Gestern war Kirche. Ich war dort und bin mit Alison nach dem Gottesdienst hinausgegangen. Sam, so erzählte mir Alison, fühlte sich nicht gut. Er war zu Hause geblieben. «
» Und wohin sind Sie gegangen? «
» Nach Hause « , antwortete Marsha, als ob es das Selbstverständlichste wäre und diese Frage eigentlich unsinnig sei.
» Ist Ihnen jemand begegnet? «
Sie schüttelte den Kopf.
Cathy überlegte, ob sie weiter um den heißen Brei schleichen sollte, entschied sich dann aber für den
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