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Blutinsel

Blutinsel

Titel: Blutinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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vorgesorgt. Flüchtlinge, Auswanderer von den Philippinen, hatte er auf dem Festland anheuern lassen, die bereit waren, für noch weniger Geld in seiner Fabrik zu malochen. Im Dorf behauptete man, es seien Kommunisten, Angehörige der damaligen NPA , die vor dem Marcos-Regime in die USA geflohen waren. Wobei das Blödsinn war, denn kein Kommunist hätte sich damals in den Staaten niederlassen können, dafür sorgte schon die Einwanderungsbehörde. Und wie durch eine schicksalhafte Fügung geriet das Schiff in die Shoals und Henderson musste sich zähneknirschend mit seinen Mitarbeitern einigen, damit er nicht noch mehr Geld verlor. Ein paar Monate später war Henderson dann doch pleite. Er verließ die Insel und starb in einem Armenhaus in Portland. Manchmal holen die Sünden, die man begeht, einen schon zu Lebzeiten ein. «
    » Waren unter den Toten auch Amerikaner? « , erkundigte sich Brian.
    » Der Kapitän « , antwortete Breed. » Der Steuermann stammte aus Irland, aber der Rest der Besatzung waren allesamt Filipinos. Die überschwemmten damals die Häfen des Ostens und heuerten auf den Schiffen an. Ein Knochenjob, aber diese Leute waren sich für nichts zu schade. Es gab eine Untersuchung der Küstenwache. Man machte den Kapitän des Schiffes für den Unfall verantwortlich. Ein schwerer Navigationsfehler wurde als Ursache festgestellt, aber da er auch in den kalten Fluten der Shoals versunken war, wurde das Verfahren vor dem Seegericht eingestellt. Einen faden Beigeschmack gab es dennoch. Es ist Tradition, dass für die Opfer der Shoals eine Heilige Messe gehalten wird. Doch der Prior von Saint Benedict weigerte sich, für Ungläubige und Kommunisten eine Messe zu lesen. Ich hielt das für einen Fehler, denn im Tod sind alle Seelen gleich und bedürfen der Führung ins Himmelreich. Pater Phillip verweigerte sich und so, fürchte ich, sind alle Seelen beim Teufel gelandet. «
    » Wissen Sie noch, wie dieses Schiff hieß? «
    Breed blies den weißen und wohlriechenden Rauch seiner Pfeife gegen die Decke des Hauses. » Sinclair, Jonathan Sinclair, war der Name des Schiffes. Es kam aus Boston. «
    Noch eine Weile redete er mit dem alten Schäfer über den Unfall, doch Joshua Breed-Peterson wusste keine weiteren Details mehr. Über den weiteren Schiffsunfall, der sich Ende des Jahres 1971 ereignete, konnte er nur berichten, dass ein junger und reicher Collegeboy auf einem Segeltörn mit einer Yacht in die Untiefen geriet und sank. Soviel er sich noch erinnerte, war der Junge damals allein an Bord der Motoryacht seines Vaters gewesen. Auf der Rückfahrt schwirrten Brians Gedanken um die Jonathan Sinclair und die sechsundvierzig Toten vom April des Jahres 1971. Falls es überhaupt noch Aufzeichnungen gab, dann schlummerten sie irgendwo in den Archiven der Küstenwache in Portland. Heute noch würde er dort anrufen und sich nach dem Unfall der Jonathan Sinclair erkundigen. Und irgendwie wurde er das Gefühl nicht los, dass er auf etwas gestoßen war, das einer weiteren Überprüfung wert war.

29
    Violent Beach, Hell’s Kitchen Island, Maine,
    20 . März 2007 , 16 . 25 Uhr (Dienstag)
    Die Sea Ray dümpelte in einer kleinen Bucht vor dem Violent Beach und war mit Segeltuch und Schwemmgut so weit abgedeckt, dass man sie nicht so einfach entdecken konnte. Beschreibung und Kennnummer passten auf das gestohlene Motorboot von Bartol Island. Zweifellos war Duval mit diesem Boot auf die Insel gekommen und wollte – so gut, wie er es versteckt hatte – damit sicher auch wieder von hier verschwinden. Deputy Clarkson trat an Donovans Seite. » Funkspruch von Noah Fleischman, sie haben den Wald durchsucht und das ganze Gebiet bis zum Strand durchkämmt. Die Hunde haben die Spur verloren, Noah lässt jetzt den Ostteil der Insel durchsuchen. Er glaubt, dass er sich dorthin durchgeschlagen hat. «
    Ein kleiner und wendiger Rettungskreuzer der Küstenwache mit geringem Tiefgang war in die kleine Bucht eingefahren, um das Boot in Schlepp zu nehmen.
    » Er wird unsere Operation von irgendwo beobachten « , murmelte Donovan und blickte auf die Anhöhe im Osten, wo sich am Horizont der Turm der Kirche der alten Abtei von Saint Benedict in den wolkenverhangenen Himmel reckte. » Von dort oben hat man einen ausgezeichneten Blick, ich denke, wir sollten uns mal mit den Mönchen unterhalten. «
    » Wer kommt auf die Idee, ein Kloster mitten in diese Einöde zu bauen « , versetzte Clarkson und spuckte seinen Kaugummi auf die Wiese. » Ist

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