Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutinsel

Blutinsel

Titel: Blutinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
Vom Netzwerk:
hast recht, bei diesem Wetter geht keiner freiwillig hinaus, der nicht hinaus muss. Aber du kennst Vater, wenn Randy etwas gesagt hätte, dann würde Vater wieder das alte Lied vom Alkohol und der Sauferei anstimmen. Du kennst seine Einstellung. Und Randy trinkt nicht. Aber in so einem Fall hält man besser den Mund. Ich meine ja nur, schließlich gab es ja auch diese komischen Einbrüche. «
    » Du meinst die Scheune mit den Löchern im Boden? «
    » Genau « , bestätigte Alex. » Irgendein Spinner treibt sich in der Nacht hier auf der Insel herum, und da es in den beiden letzten Wochen stürmt, blitzt und hagelt und kein Schiff vom Festland auf die Insel gekommen ist, kann es nur einer von der Insel sein. «
    Logan nickte nachdenklich. » Vielleicht hast du Recht. Und wer käme dafür deiner Meinung nach in Frage? «
    » Ich sagte doch schon, der neue Lover von unserer Schreiberin. Er ist erst seit dem Winter bei uns. Oder vielleicht Travis, diesem Sonderling würde ich es ebenfalls zutrauen. Ich meine, wer lebt schon seit Jahren ohne Kontakt zu den Menschen im Dorf auf der Insel. Wenn man einsam ist, dann wird man eben irgendwann sonderbar. «
    » Gabriel und Ava lassen sich auch nur ab und zu im Dorf blicken « , entgegnete Logan.
    Alex zuckte mit der Schulter. » Gabriel ist ein alter Mann, der zeit seines Lebens am Leuchtturm lebte, und außerdem hat er Ava und seine Holzfiguren. Er ist es mit Sicherheit nicht gewesen, aber dieser dunkelhäutige Afroamerikaner stammt aus einer großen Stadt. Ich würde mich nicht wundern, wenn er in dieser Einsamkeit mit der alten Crawford langsam den Inselkoller kriegt. «
    Logan nickte und bedankte sich bei Alex Breed.
    » Und was machst du jetzt? « , fragte er Logan, der sich anschickte, in seinen Wagen zu steigen.
    » Ich denke, ich fahre mal hoch an den Northern Trail, mal sehen, ob ich etwas entdecke. Außerdem ist es bestimmt kein Fehler, mal bei Gabriel und Ava am Leuchtturm vorbeizuschauen. Die beiden waren schon über einen Monat nicht mehr im Village. Vielleicht haben sie etwas bemerkt. «
    » Dann wünsche ich dir viel Glück bei deiner Suche nach dem Inselphantom, und nimm Vater nicht ernst, du kennst ihn ja. «
    Logan nickte, schlug die Tür zu und startete den Wagen. Als er vom Hof fuhr, winkte ihm Alex nach. An der Abzweigung bei Sandfort bog er links in Richtung des Northern Face ab. Der Tag war noch jung. Es regnete leicht, und der stürmische Wind der Nacht hatte nachgelassen. Doch die Wolken, die von Osten über die Insel zogen, waren noch immer dunkel und hingen tief am Horizont.

4
    County Road 47, Sunderland, Massachusetts,
    14 . März 2007 , 09 . 35 Uhr (Mittwoch)
    Deputy Alan Merrywheather war es langweilig. Seit über einer Stunde saß er bewaffnet mit einer Radarpistole hinter dem Steuer seines Dienstwagens und beobachtete den Verkehr auf dem River Drive. Anwohner aus dem Wohnviertel an der Old Amherst Street hatten sich darüber beschwert, dass vor allem die Lastwagen die Geschwindigkeitsbeschränkung auf dem River Drive missachteten und regelrecht an den Häusern vorbeidonnern würden. Es wäre nur eine Frage der Zeit, bis Schlimmeres passiere und Menschen zu Tode kämen.
    Als Alan heute nach einem dreiwöchigen Skiurlaub in den Catkills in das Office kam, hatte ihn der Sheriff bereits erwartet und ihn nach Sunderland geschickt. Der Bürgermeister erwartete umgehend Bericht, und das Unwetter der letzten Tage, das sich langsam besserte, hatte die Kollegen des Sheriff Departments im Franklin County derart auf Trab gehalten, dass bislang noch keine Zeit für die Verkehrsüberwachung des River Drives geblieben war.
    » Und komm mir bloß nicht vor drei Stunden zurück! « , hatte ihm der Sheriff noch nachgerufen, als er sich die Radarpistole und eine Pumpgun geschnappt hatte und mit dem alten Lincoln hinunter nach Sunderland gefahren war. Abseits der Straße, verdeckt hinter einem Gebüsch, hatte er sich am Ortsausgang der kleinen Stadt aufgestellt und den Verkehr beobachtet, doch in der vergangenen Stunde waren genau zwei Lastwagen auf dem River Drive in Richtung Springfield gefahren. Der erste Truck war zweiunddreißig Meilen, der zweite, knapp eine halbe Stunde später, siebenunddreißig Meilen schnell gewesen. Fünfunddreißig waren an der Stelle erlaubt. Von wegen donnern, selbst die Personenwagen schlichen auf der vielbefahrenen Straße entlang. Diese Anwohnerbeschwerde entstammte zweifellos der Phantasie einiger verschreckter Bürger, die den

Weitere Kostenlose Bücher